Hundemarke bald auch digital: Ein tierisch guter Vorschlag oder unnötig?

Die Hundemarke soll es in Kassel bald auch als Zusatzangebot digital geben. Die Jamaika-Koalition will das Leben damit vereinfachen, die SPD findet es unnötig. Über einen tierischen Streit.
Kassel – Das Leben von Kassels Hundebesitzern soll bald digitaler und damit einfacher werden. Das Stadtparlament verabschiedete am Montag einen Antrag der Jamaika-Koalition für die Einführung einer digitalen Hundemarke, die dann zusätzlich zum physischen Nachweis beantragt werden kann. Etwa über einen QR-Code auf dem Handy sollen Besitzer von Vierbeinern die Hundemarke immer dabei haben. „Das Problem der Hundemarke am falschen Halsband oder im anderen Geldbeutel kann man so geschickt lösen und einigen Aufwand für die Verwaltung reduzieren“, heißt es im Antrag, über den im Stadtparlament ziemlich tierisch gestritten wurde.
Der CDU-Stadtverordnete Alexander Grotov lobte das Modell, das die Gemeinde Taunusstein im vorigen Jahr als bundesweit erste Kommune eingeführt hatte mit den Worten: „Wir wollen digital werden. Es steht uns gut zu Gesicht, voranzugehen und so die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.“ Auch Luzie Pfeil (Grüne) ist überzeugt, dass „es die digitale Hundemarke allen Beteiligten leichter macht“.
Das sieht der Hundebesitzer und SPD-Stadtverordnete Volker Zeidler anders. Er sagte, seine Hundemarke sei am Hund. Er müsse sie also auch nicht suchen. Unter dem Gelächter seiner Fraktionskollegen erzählte er, dass er mit seinem Tier jeden Tag vom Ordnungsamt kontrolliert werde: „Das Ordnungsamt ist hinter mir her.“
Ist es natürlich nicht. Zeidler hält von der digitalen Hundemarke ungefähr so viel wie von der Koalition aus Grünen, CDU und FDP. Dem Bündnis warf er vor: „Ich habe das Gefühl, dass Sie Anträge um der Anträge willen schreiben.“ Die Kritik rief Grünen-Fraktionschef Steffen Müller auf den Plan, der – Pardon – zurückbellte: Sachen, die Zeidler nicht verstehe, seien zum Glück nicht der Maßstab. Daraufhin warfen ihm mehrere Sozialdemokraten Arroganz vor.
Die Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete Esther Kalveram machte sich später auf Facebook Luft. Dort interpretierte sie Müllers Worte so: Der Grünen-Fraktionschef meine, „wir von der SPD sind nur zu doof, um die genialen Ideen der Jamaika-Koalition zu verstehen“. Sie brauche für ihre Hündin jedenfalls keine digitale Hundemarke. Letztlich stimmten neben den Koalitionären nur die AfD und Jennifer Rieger (Die Partei) für den Antrag.
Derweil ist man in Taunusstein zufrieden mit dem Zusatzangebot. Bereits voriges Jahr erklärte Bürgermeister Sandro Zehner, dass die digitale Hundemarke eine Vereinfachung für alle Seiten sei. Der Halter habe mit dem Handy die Marke immer dabei, auch wenn er seinem Vierbeiner einmal ein anderes Halsband angelegt habe. Und die Verwaltung könne ganz einfach sämtliche Daten des Hundes abrufen. Dies erspare Arbeit.
Die SPD-Stadtverordnete Sabine Wurst ist von dem Projekt dennoch nicht überzeugt, wie sie auf Facebook schrieb: Der Nutzen sei begrenzt und der finanzielle Aufwand für die Verwaltung nicht unerheblich. Eine andere Facebook-Nutzerin nimmt die Debatte mit Humor und schlägt etwas ganz Neues vor: einen digitalen Kotbeutel. (Matthias Lohr)