Rettende Hand bei Sturz aus Bus: Frau aus Kassel sucht ihren Schutzengel
Eine Kasselerin wäre kurz vor Weihnachten fast aus einem Bus gestürzt. Ein Mann bewahrte sie vor dem Unfall. Diesen Mann sucht die Kasslerin nun.
Kassel – Das hätte böse enden können: Kurz vor Weihnachten wäre eine Kasselerin beinahe mit Rollator aus dem Bus gestürzt. Nun sucht die 80-Jährige ihren Schutzengel, der sie davor bewahrte.
Wenn Brigitte Wehn mit Bus und Bahn in Kassel unterwegs ist, erlebt sie viel Hilfsbereitschaft. Es finde sich immer jemand, der anpacke, sagt die 80-Jährige – etwa, wenn der Einstieg in eine Hochflurtram mit Rollator bewältigt werden will. Oder wenn sie einen Sitzplatz sucht. Am Tag vor Heiligabend aber, ist sich die Kasselerin sicher, da muss es ein veritabler Schutzengel gewesen sein, der ihr zur Seite stand.

Kasslerin hatte bei ihrem Helfer sofort ein positives Gefühl
Um die Mittagszeit hatte sie einige Besorgungen vor dem Fest gemacht. Weil die Tram ausfiel, fuhr sie ausnahmsweise mit einem Bus der Linie 11 nach Hause. Schon an der Haltestelle wurde sie auf einen Mann aufmerksam, der beim Warten immer auf und ab lief.
Beim Einstieg in den Bus fiel ihr der Mann erneut auf. „Er war irgendwie immer in meiner Nähe.“ Nun ist Brigitte Wehn ein eher vorsichtiger Mensch und hätte unter anderen Umständen vielleicht besonders auf ihr Portemonnaie geachtet. Aber dieser Mann, sagt sie, habe ihr von Anfang an ein positives Gefühl vermittelt. „Es war ganz merkwürdig, so etwas habe ich noch nie erlebt.“

Kasselerin wäre fast aus dem Bus gestürzt
Als sie an der Haltestelle Riedelstraße in Kirchditmold schließlich aussteigen wollte, passierte das, wovor die 80-Jährige oft Angst hat: Ihr Rollator geriet ins Kippen und zog sie mit nach vorn. Um ein Haar wäre sie aus dem Bus gestürzt. Doch da war wieder dieser Mann, packte sie am Arm und hielt sie fest. „Dass er direkt hinter mit stand, das war wie ein Wunder.“
Eine Einkaufstasche war ihr dabei vom Rollator gerutscht. Der Mann hob sie noch auf und ging dann weiter. „Mir haben die Beine geschlottert und ich fühlte mich kreidebleich“, sagt Brigitte Wehn. Sie habe gar nicht mehr wahrgenommen, in welche Richtung der Mann fortging. Sie habe sich in der Aufregung gar nicht richtig bedankt, bedauert die Kirchditmolderin.
Wehn aus Kassel dankt ihrem „Schutzengel“ in einer Anzeige der HNA
Seither geht ihr der Vorfall jenes Tages nicht mehr aus dem Sinn. In der Silvesterausgabe der HNA gab Brigitte Wehn eine Anzeige auf, in der sie ihrem „Schutzengel“ herzlich dankte. Am liebsten wäre ihr, sie könnte das persönlich nachholen, sagt die 80-Jährige. Den etwa 60 Jahre alten, großen und schlanken Mann habe sie in der Gegend aber zuvor noch nie gesehen und auch danach nicht mehr.
Sie sei ein gläubiger Mensch, sagt Brigitte Wehn. Und sie werde das Gefühl nicht los, dass jemand ihr diesen Helfer zur Seite gestellt habe. Sie zeigt mit den Händen nach oben. „Ich habe meine Tochter verloren.“ Vor 21 Jahren war das. Ihr Ehemann war da bereits verstorben. 2020 und 2021 starben Brigitte Wehns Geschwister. Vor gut einem Jahr zog sich die Kirchditmolderin dann bei einem Sturz schwere Verletzungen zu und wäre beinahe ins Pflegeheim gekommen.
Kasselerin sieht sich als „Stehaufmännchen“
„Aber ich bin ein Stehaufmännchen“, sagt sie. Auf den Rollator ist sie seither für alle Wege angewiesen. Bremsen lässt sie sich davon nicht: Die 80-Jährige singt in Bettenhausen im Chor, macht zweimal die Woche Gymnastik, besucht Konzerte und lädt regelmäßig Freunde ein. „In mir ist immer Freude“, sagt sie.
Groß wäre auch ihre Freude, wenn ihr Helfer sich melden würde – gern bei der HNA. Wir würden dann kurz nachfragen, wo Brigitte Wehn und ihr Helfer in den Bus gestiegen sind und den Kontakt herstellen. (Katja Rudolph)
Kontakt: kassel@hna.de, Tel. 203-1407
Ein anderer Unfall in Kassel konnte nicht verhindert werden. Ein 13-Jähriger wurde von einem Auto angefahren.