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In diesem Loch parken bald Fahrräder: Stadt Kassel treibt mehrere Radverkehrsprojekte voran

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Von: Bastian Ludwig

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Im Loch der Parkhaus-Spindel soll ein Rad-Parkhaus entstehen: Für 1,3 Millionen Euro soll dort ein automatisches Radparkhaus für 120 Räder gebaut werden. 
Im Loch der Parkhaus-Spindel soll ein Rad-Parkhaus entstehen: Für 1,3 Millionen Euro soll dort ein automatisches Radparkhaus für 120 Räder gebaut werden.  © Dieter Schachtschneider/Fly Now GmbH

Bis 2025 will die Stadt Kassel 66 Millionen Euro in den Radverkehr stecken. Damit sollen auch 1800 neue Radabstellplätze entstehen, darunter auch drei Fahrradparkhäuser.

Kassel – Neben Standorten am Rathaus und am ICE-Bahnhof wird für 1,3 Millionen Euro Kassels erstes automatisches Fahrradparkhaus im Parkhaus der Galeria installiert. In anderen Städten ist die Technik bereits im Einsatz. 80 Prozent der Summe fließen über Fördermittel. Ab 2024 soll es nutzbar sein.

Was die Stadtverordneten vor gut zwei Jahren als Radverkehrskonzept beschlossen haben, wird nach und nach realisiert. Ein Schwerpunkt ist die Schaffung neuer Radabstellplätze. Bis Jahresende sollen es 1800 zusätzliche sein. Die größte Innovation für Kassel wird das automatische, mehrgeschossige Fahrradparkhaus in der Parkhaus-Spindel der Galeria sein. 120 Räder sollen da Platz finden. Die Planung läuft, der Bau soll 2024 fertig sein.

Aktuell laufen zudem die Arbeiten für das Fahrradparkhaus im Parkhaus des Rathauses. Für gut 500 000 Euro wird dort bis 2023 Platz und Infrastruktur für 160 Fahrräder und zehn Lastenräder geschaffen. Lademöglichkeiten für E-Bikes, Schließfächer und eine Service- und Druckluftstation gehören ebenfalls zum Konzept. Am ICE-Bahnhof läuft die Einrichtung eines gesicherten Radparkhauses am dortigen Fernbusbahnhof für etwa 50 Räder.

Darüber hinaus hatte die Stadt bei Schulen den Bedarf für Abstellmöglichkeiten erfragt. 500 Fahrradbügel, 315 Fahrradboxen, 610 Schließfächer und 20 Radreparaturstationen sollen bis 2023 an den Schulen aufgebaut werden. Es stehen 2,5 Millionen Euro bereit. Über das Stadtgebiet verteilt werden zudem bis 2023 weitere 950 Fahrradbügel installiert. Kostenpunkt: 750 000 Euro. Die Förderquoten der Maßnahmen liegen bei 80 bis 90 Prozent.

Auch das Fahrradstraßennetz wird erweitert. In diesem Jahr starten die Arbeiten für die Fahrradstraße Helleböhnweg, und auf der Friedrich-Ebert-Straße wird der Radfahrstreifen (Annastraße bis Karl-Marx-Platz) ergänzt. Eine durchgängige Radverbindung von Wilhelmshöhe über den Vorderen Westen und Mitte bis nach Nord-Holland ist in Planung.

Zudem wird es im Haupt- und Nebenstraßennetz mehrmonatige Verkehrsversuche mit Einschränkungen und Sperrungen für den Autoverkehr geben. Diese sollen mit den Ortsbeiräten abgestimmt werden.

Die Pläne im Einzelnen:

Was nach Science-Fiction klingt, ist in anderen Städten bereits Realität: Der Radfahrer gibt sein Rad gegen Gebühr in einem Fahrradparkhaus ab, wo ein Roboter dieses zu einem freien Platz manövriert. So soll es ab 2024 auch im Parkhaus der Galeria an der Neuen Fahrt ablaufen, wo für 1,3 Millionen Euro ein Radparkhaus im Loch der Parkhaus-Spindel entsteht.

Aber dies ist nur eines der Radverkehrsprojekte, die Kassel in den nächsten Jahren realisieren will. „2022 werden wir den Radverkehr ordentlich voranbringen“, so Verkehrsdezernent Christof Nolda. Ein Überblick:

Fahrradstraßen

Ganz konkret wird ab 2022 der Abschnitt Helleböhnweg/ Kleiner Holzweg zur Fahrradstraße umgebaut. Dieser ist Teil einer Radverkehrsverbindung von Süsterfeld-Helleböhn über Wehlheiden in die Südstadt. „Hier rückt insbesondere auch die Heinrich-Heine-Straße wieder in den Fokus. Es ist vorgesehen, das Straßenprojekt in diesem Zusammenhang wieder aufzugreifen. Zu gegebener Zeit wird die Stadt hier auf die relevanten Ortsbeiräte zugehen“, so Nolda.

Bau startet dieses Jahr: Fahrradstraße Helleböhnweg/ Kleiner Holzweg entsteht.
Bau startet dieses Jahr: Fahrradstraße Helleböhnweg/ Kleiner Holzweg entsteht. © Visualisierung: Stadt Kassel

Weiterhin sei der Philosophenweg eine denkbare Verlängerung der Fahrradstraße Menzelstraße / Landaustraße. Allerdings habe der Beteiligungsprozess dort gerade erst begonnen. „Das Ergebnis sollte nicht vorweggenommen werden“, sagt der Verkehrsdezernent.

Für die Lange Straße und die benachbarten Straßen in Wahlershausen solle es auch zu einer Verbesserung der Radinfrastruktur kommen. Die Form (Fahrradstraße oder -zone) werde noch erörtert, so Nolda.

Fahrradstreifen

Auf der Friedrich-Ebert-Straße wird in diesem Jahr zwischen Annastraße und Karl-Marx-Platz ein Radstreifen angelegt. Zudem wird an der Königinhofstraße und Hafenstraße der Bau eines Radweges fortgeführt. Dieser soll 2023 fertig sein.

West-Nord-Verbindung

„Wir wollen für den Radverkehr eine durchgängige Verbindung von Wilhelmshöhe über den Vorderen Westen und Mitte bis nach Nord-Holland schaffen“, so Nolda. Hier werde bereits heute viel geradelt. Für das Königstor und die Nebelthaustraße liefen die Planungen zur Umgestaltung in Fahrradstraßen bereits. Gleiches gelte für den westlichen Abschnitt der Goethestraße, die Regentenstraße und die Heerstraße, sodass der Anschluss zum ICE-Bahnhof dann hergestellt sei.

Verkehrsversuche

Die Fahrradstraße Helleböhnweg / Kleiner Holzweg wird an der Einmündung Strindbergstraße enden. Von dort führen unterschiedliche Radverbindungen Richtung Kohlenstraße, Heinrich-Heine-Straße und Auestadion. „Ob hier mit Fahrradstraßen, Fahrradzonen oder radverkehrsfreundlichen Tempo-30-Zonen gearbeitet wird, steht noch nicht fest“, so Nolda. Beide Viertel seien deshalb prädestiniert für Verkehrsversuche. Gleiches gelte für die Lange Straße. Als Verkehrsversuch sei der zeitlich begrenzte Einsatz sogenannter Modalfilter denkbar, die den Kfz-Durchgangsverkehr zugunsten der Sicherheit des Radverkehrs unterbinden. Modale Filter können etwa durch Durchfahrtsverbote, Einbahnstraßenregelungen oder bauliche Sperren erfolgen.

Radabstellplätze

950 Fahrradbügel sollen im Stadtgebiet aufgestellt werden. Dies erfolgt in Absprache mit den Ortsbeiräten. Die ersten Bügel werden im Wesertor, in Nordshausen und in Niederzwehren gesetzt. Zudem entstehen drei Fahrradparkhäuser. Neben dem bei Galeria (ab 2024) und dem im Rathaus-Parkhaus (ab 2023) wird auch am ICE-Bahnhof investiert. Am Rand des Fernbusbahnhofes wird das Parkhaus noch 2022 eröffnen. Es bietet Platz für etwa 50 Räder. In einem verschlossenen Bereich können die Räder gegen Gebühr abgestellt werden. Ein Buchungsterminal gibt es vor Ort. (Bastian Ludwig)

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