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Kasselerin in Italien Klippe hinabgestürzt - Verdächtiger äußert sich

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Von: Anja Berens

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Kassel. Im Italienurlaub ist eine 21-Jährige aus Kassel eine Klippe hinabgestürzt, sie lag wochenlang im Koma. Offenbar kann sie sich noch nicht mitteilen.

Joulia K. funktioniert. Sie organisiert, telefoniert, erklärt. Der Schock aber, erklärt die dreifache Mutter, ist noch nicht gewichen. Die Sorge um ihre erwachsene Tochter ist weiter groß. Seit dem 31. Juli liegt Alena S. mit schwersten Verletzungen in einem italienischen Krankenhaus. Ist die 21-Jährige Opfer einer Gewalttat geworden? Davon ist ihre Mutter überzeugt. 

In Sanremo an der Riviera hatte Alena Urlaub bei Freunden ihrer Familie gemacht. Er sollte in einem Albtraum enden. Am letzten Urlaubstag war sie nach dem Abendessen noch einmal ausgegangen – und nicht zurückgekehrt. Was in jener Nacht genau passiert ist, darüber können ihre Eltern nur spekulieren. Sie vermuten, dass Alena nicht freiwillig mit einem fremden Mann mitgegangen ist. „Das wäre nicht typisch für sie“, sagt Joulia K. Alena sei ein offener, fröhlicher Mensch. „Aber sie ist nicht leichtsinnig.“ 

Ein Zeuge hätte in den frühen Morgenstunden Schreie gehört und einen Kampf beobachtet, bei dem eine Frau geschlagen wurde, berichten italienische Medien. Die Polizei hat er nicht verständigt. Etwa zwei Stunden später sei Alena an einem Steilhang gefunden worden. 50 bis 70 Meter geht es dort, wo sich das Drama abgespielt hat, bergab. „Sie ist nicht ganz nach unten gerutscht“, berichtet ihre Mutter. Sonst hätte sie den Sturz in die Tiefe nicht überlebt. Die Strandaufsicht, die die junge, schwerst verletzte Frau entdeckte, hatte Rettungskräfte und Polizei alarmiert. Die fanden nicht nur die junge deutsche Touristin, sondern in unmittelbarer Nähe auch einen 32-jährigen verletzten Mann.

Er sitzt derweil in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwältin aus Imperia, Barbara Brescia, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestätigte. Ermittelt werde wegen versuchten Mordes und sexueller Gewalt. Der 32-Jährige aus dem Maghreb (Algerien, Marokko, Tunesien) soll die 21-jährige Alena, die in Kassel geboren und aufgewachsen ist und für ihr Studium nach Marburg gezogen war, am 31. Juli den Abhang am Meer hinunter gestoßen haben. Aber der Verdächtige weist das zurück. 

„Er sagt, sie haben den Abend zusammen verbracht. Und nachdem sie in einer Bar in Sanremo etwas trinken waren, sind sie mit dem Auto nach Capo Nero gefahren, aber er weist zurück, die Hand erhoben oder noch schlimmer, sie den Abhang heruntergestoßen zu haben. Er erinnert sich an fast nichts von diesem Abend“, sagte der Anwalt des Verdächtigen, Damiris Bellini, laut italienischer Nachrichtenagentur Ansa. Der 32-Jährige habe selbst versucht, die Frau zu retten, und sei ebenfalls hinuntergefallen. 

Der Wunsch ist groß, dass Alena selbst schildern kann, was sich in jener Nacht zugetragen hat. Auch, warum ihr langes blondes Haar abgeschnitten war, als sie gefunden wurde. Diese Frage treibt ihre Mutter um. Doch die Verletzungen sind schwer: Halswirbel, Hüfte, Beine, Füße sind gebrochen, viele kleine Brüche kommen hinzu, die Lunge war kollabiert, zählt ihre Mutter auf. Erst später hätten die Ärzte auch Hirnverletzungen entdeckt. 

Drei Wochen lag die 21-Jährige im künstlichen Koma. Inzwischen ist sie wach. Am vergangenen Wochenende hat sie erstmals Hände und Füße bewegt, sagt ihre Mutter. "Aber wir haben noch kein Zeichen, dass sie etwas wahrnimmt." Die Familie sehnt sich den Rücktransport herbei. Dafür hätten die Ärzte offenbar grünes Licht gegeben. Allerdings wollen Ermittler vor Ort die 21-Jährige vernehmen. Es sei für die Ermittlungen „unabdingbar“, mit der Frau selbst zu sprechen, sagte die Staatsanwältin. 

Für die Familie von Alena wäre eine Reise nach Italien ein Kraftakt. Inzwischen hat sich der Opferhilfeverein „Weißer Ring“ der Sache angenommen und finanzielle Unterstützung zugesagt. Aber am 3. September soll es eine erste Anhörung des 32-Jährigen geben, berichtet Joulia K. Dann will sie dabei sein. Mit der Hoffnung, dass Licht ins Dunkel kommt.

Das ist der Weiße Ring

Der Weiße Ring ist ein gemeinnütziger, bundesweit tätiger Verein. Er hilft Menschen, die Opfer von Kriminalität und Gewalt geworden sind. Mehr als 3000 ehrenamtliche Helfer engagieren sich in mehr als 400 Außenstellen, am Telefon und in der Online-Beratung. Die Außenstelle für Stadt und Kreis Kassel leitet Jörg C. Stein. Er hat im Fall der 21-jährigen Studentin der Familie Hilfe zugesagt. Bei der HNA haben sich Leser gemeldet, die im betroffenen Fall (mit Spenden) helfen wollen. Sie können sich an Jörg Stein wenden. Überdies sucht der Weiße Ring weitere ehrenamtliche Helfer. Kontakt: Tel.: 0151/55164705; E-Mail:
joergc.stein@gmx.de

Hier liegt Sanremo

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