Jetzt läuft der Abriss am Brüder-Grimm-Platz

Am Brüder-Grimm-Platz machen die Abrissarbeiten an dem ehemaligen Gebäudes des Verwaltungsgerichtshofs große Fortschritte. Hier soll der Neubau für das Deutsche Tapetenmuseum entstehen.
Kassel – Es ist heiß und trocken. Trotzdem entsteht beim Abriss des ehemaligen Gerichtsgebäudes am Brüder-Grimm-Platz kaum Staub. Dafür sorgt eine umfunktionierte Schneekanone, die dort als überdimensionale Dusche immer wieder zum Einsatz kommt. Dann macht der Abrissbagger kurz Pause für die Bewässerung. Trotzdem geht es in großen Schritten voran. Gestern war bereits die Hälfte des Gebäuderiegels verschwunden.
Der frühere Verwaltungsgerichtshof, der seinen neuen Standort seit zwei Jahren an der Goethestraße hat, weicht für einen Neubau. Hier am Brüder-Grimm-Platz soll nach vielen Jahren der Vorbereitung das Deutsche Tapetenmuseum entstehen.
Während der Abrissarbeiten bleibt nach Angaben der Stadt die Friedrichstraße im Baustellenbereich voll gesperrt. Man kann also nicht vom Königstor Richtung Wilhelmshöher Allee fahren. Die Gegenrichtung ist ab der Baustelle ebenfalls gesperrt. Hier wird auch der Kanalanschluss erneuert. Die Sperrung ist bis Donnerstag, 11. August, vorgesehen. Fußgänger können weiter den Gehweg auf der stadtauswärts rechten Seite nutzen, für den Radverkehr ist eine Umleitung ausgeschildert.
In den vergangenen Wochen wurde der Gebäuderiegel entkernt. Dabei sind nach Angaben des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen auch Schadstoffe beseitigt worden. Zudem wurde der Baugrund auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht.
Zuletzt hatte es Kritik gegeben, weil die Arbeiten nicht schon vor der documenta erledigt worden sind. Die Überschneidung sei nötig, um weitere Verzögerungen und Kostensteigerungen zu vermeiden, heißt es dazu vom Land.
Die konkreten Planungen für den Neubau des Tapetemuseums laufen bereits seit 2010. In den vergangenen zwölf Jahren sind die kalkulierten Baukosten von zunächst 11,5 auf 29 Millionen Euro gestiegen. Zuletzt gab es einen Konflikt mit dem Sieger des Architektenwettbewerbs, dem Schweizer Harry Gugger. Dessen Entwurf soll zwar umgesetzt werden, allerdings von einem anderen Büro. Zu den Gründen haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.
Das 1923 in Kassel gegründete Deutsche Tapetenmuseum war bis 2008 im Hessischen Landesmuseum untergebracht. Es entstand auf Initiative mehrerer Tapetenhersteller. Bis 1883 gab es am Brüder-Grimm-Platz die Arnoldsche Tapetenfabrik.
Die einzigartige Sammlung besteht aus 23 000 Tapeten. Darunter sind historische Goldledertapeten, chinesische Exemplare moderne Designertapeten und auch großflächige Panoramatapeten. Noch sind die im Archiv deponiert, sollen aber in gut drei Jahren in dem neuen Museum präsentiert werden. Die Eröffnung ist für den Herbst 2025 vorgesehen. (Thomas Siemon)
