Kassel. Die Umbenennung der Güter- und Rampenstraße am Kulturbahnhof in Joseph-Beuys-Straße wird am Freitag, 16. März, gefeiert. Oberbürgermeister Bertram Hilgen und der Vorsitzende der Stiftung 7000 Eichen, Volker Stockmeyer, laden für 11 Uhr an der Nordseite des Kuba ein.
Vor dem Polizeipräsidium wird dann ein Beuys-Baum gepflanzt und eine Basaltstele gesetzt.
Kein Künstler des 20. Jahrhunderts hat die Stadt Kassel so markant und nachhaltig geprägt wie Joseph Beuys. 7000 Bäume hat der 1986 im Alter von 64 Jahren gestorbene Beuys zwischen den beiden documenta-Ausstellungen 7 (1982) und 8 (1987) im Stadtgebiet gepflanzt.
Als Zeichen des Fortschritts hatte er 7000 Basaltstelen auf dem Friedrichsplatz aufgetürmt. Der Berg aus Steinen schmolz langsam dahin: mit jedem neben einen Baum gesetzten Stein.
Heute sind hohe Bäume herangewachsen und anmutige Alleen, etwa an der Ludwig-Mond-Straße, entstanden. Beuys nannte seine Kunstaktion „7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“.
Sein Bestreben als Künstler war es, Kunst im öffentlichen Raum wirken zu lassen und alle Menschen, nicht nur eine elitäre Minderheit an Museumsbesuchern, zu erreichen. Im Jahr vor der documenta 7, 1981, sorgte das Gerücht, Beuys würde sich mit einer monumentalen Außenskulptur an der Weltkunstausstellung beteiligen, für Aufregung: 7000 Bäume mit ebenso vielen Basaltsteinen sollten im Stadtgebiet Platz finden. Trotz großer Skepsis und gegen jeden Widerstand realisierte Beuys seine Vision. Zur Finanzierung nahm er als Privatmann einen hohe Belastung in Kauf. Am Ende mobilisierte und begeisterte er viele Kasseler - Anwohner, Nachbarn, Alte und Junge - für seine Stadtverwaldung.
„Er war ein Charismatiker und hatte eine große Gabe, Menschen zu bewegen“, sagt Rhea Thönges-Stringaris, die Beuys in Kassel begleitete und sich heute weiter für seine Kunstidee engagiert. „Ich werde an sehr schwierigen Plätzen im Zentrum der Stadt mit dem Pflanzen beginnen“, habe Beuys entschieden. Dort sei es „am notwendigsten für die Menschen“. Die erste Eiche vor dem Fridericianum pflanzte Beuys - wie viele weitere Bäume - eigenhändig. Den letzten setzte nach Beuys’ Tod sein Sohn Wenzel 1987 daneben.
„Der Umgang mit der Skulptur 7000 Eichen verändere den Blick auf Bäume und verändere langfristig auch die Gesellschaft, meint Thönges-Stringaris: „Es gibt kaum jemanden in Kassel, der nicht fast täglich, ob in Alleen oder auf Plätzen, Beuys-Bäumen begegnet. Wir haben uns an sie gewöhnt. Sie sind Teil unseres Alltags und zugleich Bestandteile einer ungewöhnlichen, weil letztlich unsichtbaren Skulptur.“ Ihr Wunsch sei es nun, dass auch an der neuen Joseph-Beuys-Straße Bäume gepflanzt werden.
Von Christina Hein