Christopher-Street-Day in Kassel: Junge, bunte, kämpferische Parade

Zum Christopher-Street-Day zogen am heutigen Samstag mehr als 1800 Demonstranten durch die Stadt Kassel und forderten Rechte für queere Menschen ein.
Kassel – Bunter geht es kaum: Hunderte von Regenbogenfahnen als Symbol für die homosexuelle Community waren am Wochenende von vielen um weitere Farben erweitert worden: für Trans-Menschen und andere sexuell aber auch rassistisch diskriminierte Gruppen. Bei der Christopher-Street-Day-Parade am Samstag waren unter den mehr als 1800 Teilnehmern einige aufgemotzte Drag-Queens ebenso zu sehen wie Cosplayer, Familien mit Kinderwagen oder Punker mit Irokesen-Schnitt. Auffallend war bei der Demo der große Anteil an jungen Frauen, ebenso wie der kämpferische und scharfe politische Ton. Als Zeichen der Solidarität wehte auch vor dem Rathaus die Regenbogenflagge.

„Die Unterdrückung queerer Menschen ist heute immer noch Realität“, sagte Lola Blume vom CSD-Orga-Team, indem sie auf den Ursprung der Parade, den Stonewall-Aufstand in der Christopher Street in New York am 28. Juni 1969 hinwies, der ein zentrales Ereignis für die Schwulenbewegung war. „Noch immer werden wir fast täglich mit Homo- oder Transfeindlichkeit konfrontiert, ob durch fehlende Aufklärung über queere Themen, unfaire Nachteile im Berufsleben, der bundesweit ansteigenden Zahl an Angriffen oder die anhaltende rechtliche Diskriminierung von Trans-Eltern und queeren Eltern im Allgemeinen.“
Aus Angst vor Justiz und Polizei würden 85 Prozent aller queeren Menschen Vergewaltigungen nicht anzeigen. „Wo ist sie, die Regenbogen-Polizei? Wir müssen Alternativen schaffen, um auch ohne Polizei sicher zu sein“, sagte Blume. Auch ihre Enttäuschung über etablierte Parteien äußerte sie, beispielsweise darüber, dass SPD und CDU die Abschaffung des Transsexuellengesetzes verhindert hätten. „Wir brauchen wirkliche Gleichberechtigung.“ Die Orga-Gruppe hatte entschieden, dass Parteien auf dem CSD nicht mehr auftreten sollen – etwa durch Parteiflaggen, Infostände und Redebeiträge. Die Jugendorganisationen von FDP und SPD hatten daraufhin entschieden, den CSD nicht mehr zu unterstützen. Rina vom autonomen Queer-Referat der Uni Kassel, sagte: „Lasst uns dafür kämpfen, dass wir keine Angst mehr haben müssen.“ Nach Reden auf dem Rainer-Dierichs-Platz ging der CSD-Zug über die Friedrich-Ebert-Straße, Wilhelmshöher Allee zur Goethe-Anlage, wo die Parade mit einem Fest ausklang.