Wirbel um Brückenabriss: Angst vor starkem Lkw-Verkehr

Jungfernkopf/Nord-Holland/Rothenditmold. Als „Blutdruckheber der vergangenen Woche“ kündigte Ortsvorsteher Dr. Manuel Eichler (SPD) im Ortsbeirat Jungfernkopf das Thema Brückenabriss an der Schenkebier Stanne an. Wie berichtet, soll dort am Nordtor des Mercedes-Benz-Werks nahe des Tierheims Wau-Mau-Insel eine nicht stillgelegte Bahnbrücke abgerissen werden.
Am Jungfernkopf gibt es Befürchtungen, dass dann die Lkw vom Mercedes-Werk vermehrt durch den Stadtteil rollen könnten. „Die Wegmannstraße ist nicht dafür ausgelegt, auch nur zehn Lkw oder Sattelzüge täglich aufzunehmen“, sagte Eichler.
Nach Angaben von Mercedes Benz steuern täglich rund 180 Lkw das Werk Kassel an - bislang ausschließlich über das südliche Haupttor an der Wiener Straße. Nach dem Abriss der Brücke, die mit 3,80 Meter für Lkw zu niedrig ist, wäre auch ein Abfluss des Lieferverkehrs über das Nordtor möglich. Die Brücke steht auf der Stadtteilgrenze Rothenditmold/Nord-Holland. Nur wenige Meter weiter westlich beginnt der Jungfernkopf.
„Mangelnde Information“
Der dortige Ortsbeirat ist vor allem sauer, dass die Stadtverwaltung das Gremium über den geplanten Abriss nicht informiert hat. In der Geschäftsordnung steht, dass ein Ortsbeirat auch bei „Maßnahmen in anderen Ortsbezirken, die ihn mittelbar betreffen“, frühzeitig informiert werden muss. Dass man aus der Zeitung von dem Abriss erfahren musste, so die Vertreter vom Jungfernkopf, sei ein Unding.
„Es ist wie bei einem Zahnrad: wer daran dreht, muss auch sehen, wo es an anderer Stelle Auswirkungen hat“, sagte Ortsvorsteher Eichler. „Man hat offenbar nicht daran gedacht, dass es am Hinterausgang auch Stadtteile gibt.“ Auch der Ortsbeirat Nord-Holland hatte in seiner Sitzung die mangelnde Information kritisiert.
Frage nach Abrisskosten
Der Jungfernkopfer Ortsbeirat fordert für den Fall eines Abrisses eine Verkehrsführung, die keine Erhöhung des Durchgangsverkehrs - vor allem von Lkw - durch den Wohnstadtteil zum Mercedes-Nordtor bringt. Außerdem will das Gremium von der Stadt wissen, welche baulichen Veränderungen an der Schenkebier Stanne und der Holländischen Straße nötig wären, um vermehrten Lkw-Verkehr aufzunehmen. Auch die Abrisskosten will der Ortsbeirat erfahren und, ob dafür Mittel in den Haushalt eingestellt wurden. Auf Anfrage der HNA dazu hieß es gestern aus dem Rathaus lediglich, im Februar werde es zwischen allen Beteiligten einen Abstimmungstermin geben. Dabei würden auch die vom Ortsbeirat Jungfernkopf aufgeworfenen Fragen angesprochen. „Bis dahin kann die Stadt keine weitergehende Stellungnahme zum Thema abgeben.“
Von Katja Rudolph