Alkoholabhängige nehmen Kasseler Trinkraum gut an
Kassel. Der erste sogenannte Trinkraum in Hessen wird nach Aussagen der Stadt Kassel gut angenommen. Die Erfahrungen seien nach einem halben Jahr nahezu ausnahmslos positiv, sagte Wolfgang Schwerdtfeger von der Stadt Kassel.
Mit dem Trinkraum will die Stadt Alkoholabhängige von der Straße holen. Sie können dort abseits der Öffentlichkeit "stressfrei" selbst mitgebrachtes Bier oder Wein trinken, nicht aber harte Alkoholika. Der Trinkraum, in dem auch kein Alkohol ausgeschenkt wird, ist hessenweit einmalig, bundesweit gibt es mehrere.
Die Zahl der Besucher schwanke zwischen 30 und 70 während der täglichen Öffnungszeit. "Sie liegt damit über den Erwartungen", betonte er. Es habe keine "Konflikt- und Bedrohungssituationen" gegeben, bei denen Polizei oder Ordnungsamt hätten eingreifen müssen. Auch Bedenken einzelner Anwohner seien inzwischen verstummt.
Das sieht der SPD-Ortsverein anders und forderte den Kasseler Magistrat auf, den Trinkraum zu verlagern. Im Sommer seien wegen fehlender Außenflächen und der Nähe zu einem Spielplatz Konflikte programmiert, sagte der Vorsitzende Dietmar Bürger.
Monatelang war nach einem passenden Aufenthalts- und Rückzugsort gesucht worden, bis schließlich zunächst eine Containerlösung präsentiert wurde. Ende Juli 2012 wurde der Raum eröffnet.
Die Regeln wie "keine harten Alkoholika" oder "keine Drogen" würden eingehalten, betonte Schwerdtfeger. Dies regele die soziale Kontrolle der Besucher. Denn Verstöße hätten zur Folge, dass die Polizei öfter vorbeischaue.