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Bischof zu Flüchtlingen: „Wie wir es schaffen sollen, wird nicht beantwortet“

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Von: Mirko Konrad

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Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen beantwortet Fragen von Journalisten. Foto: Uwe Zucchi
© dpa

Kassel. Eine langfristige und intensive Begleitung - sie ist für Bischof Heinz Josef Algermissen notwendig, damit die Integration von Flüchtlingen gelingt.

Am Sonntag hielt der Bischof des Bistums Fulda in der Kasseler Rosenkranzkirche die Heilige Messe. Im Anschluss äußerte er sich gegenüber der HNA zur aktuellen Flüchtlingssituation.

Politisch-verbale Kraftakte nach dem Motto „Wir schaffen das“ kritisierte er scharf: „Wie wir es schaffen sollen, wird nicht beantwortet.“ Algermissen warnte vor einem Umschlagen der Stimmung in der Gesellschaft, in der sich immer stärker ein Konglomerat vieler verschiedener Ängste ausbreite, zusätzlich geschürt durch Terroranschläge wie in Istanbul und Ereignisse wie die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof.

Angesichts der anstehenden Landtagswahlen im März äußerte er große Bedenken, dass viele Menschen den Wahlen fernbleiben oder rechten Gruppierungen wie der „Alternative für Deutschland“ (AfD) ihre Stimme geben könnten.

„Man muss die Ängste aufgreifen und die Begegnung mit den Flüchtlingen suchen“, rät Hilla Zavelberg-Simon, Leiterin des Migrationsdienstes des Caritasverbandes Nordhessen-Kassel.

Der Verband betreut etwa 1900 Flüchtlinge in der Region. Die 36 hauptamtlichen Mitarbeiter werden von 450 Ehrenamtlichen unterstützt. „Wir erleben unheimliche große Wertschätzung und Respekt seitens der Flüchtlinge“, sagt sie.

Wichtig für die Integration sind für Algermissen an erster Stelle das Erlernen der deutschen Sprache. Eine Million Euro stellt das Bistum Fulda allein für Sprachkurse zur Verfügung. Algermissen: „Das wird aber nicht ausreichen.“

Respekt vor dem Gastland, den man den Flüchtlingen durch eine intensive Begleitung lehren müsse, ist für den Bischof ein weiterer wichtiger Aspekt. Hinzu kommt die Schulbildung.

Laut Zavelberg-Simon machen den Großteil der Flüchtlinge Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren aus. „Viele von ihnen haben keinen Schulabschluss“, sagt sie. Und so auch keine Chance, den staatlichen Schulabschluss und eine Ausbildung zu machen. Deshalb müsse gezielt ein externer Hauptschulabschluss gefördert werden.

Algermissen rief außerdem dazu auf, Patenschaften für anerkannte Flüchtlinge zu übernehmen, die die Flüchtlingsunterkünfte verlassen. „Sie brauchen Wohnungen und eine begleitende Unterstützung“, sagte der Bischof.

Von der Politik forderte er einen realistischeren Umgang mit der Flüchtlingssitaution: „Wenn man Hoffnungen weckt, muss man diese auch erfüllen können.“ Er sieht auch in der Masse der Flüchtlinge große Probleme, spricht sich für eine schnellere Bearbeitung von Asylanträgen aus und wirft der Europäischen Union „Versagen auf ganzer Ebene“ vor.

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