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Streit um gesperrte Fußgängerbrücke: Bettenhäuser BI wirft Eigentümer Verantwortungslosigkeit vor

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Von: Nicole Schippers

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Kassel: Streit um gesperrte Brücke in Bettenhausen - BI fordert Sanierung
Kassel: Bürgerinitiative Wohnstraße beklagt Sperrung derFußgängerbrücke, die von der Wohnstraße zur Ochshäuser Straße führt. Das Foto zeigt (von links) die Anwohner Dirk Osenbrügge, Philippe Delage mit seiner Tochter Tabea und Brigitte Triller mit ihren Hunden Daisy und Chucky. © Nicole Schippers

Die Bürgerinitiative (BI) „Wohnstraße“ beklagt die Sperrung der Fußgängerbrücke im Kasseler Stadtteil Bettenhausen und fordert vom Eigentümer eine Sanierung.

Kassel – Seit Ende Mai 2017 ist die Fußgängerbrücke, die von der Wohnstraße im Stadtteil Bettenhausen zur Ochshäuser Straße im Ortskern führt, gesperrt, weil sie sanierungsbedürftig ist. Seither schwelt ein Streit zwischen der Bürgerinitiative (BI) „Wohnstraße“ und der Berlinhaus Verwaltung GmbH, die Eigentümerin des Unternehmensparks Kassel (UPK) ist, zu dem auch die Brücke gehört.

Jetzt flammt der Konflikt erneut auf. Die BI fühlt sich besonders provoziert durch eine Aussage des Berlinhaus-Geschäftsführers Robert Jung im Zusammenhang mit der jüngsten 30-Millionen-Euro-Investition in den UPK. Der Neubau einer Logistikhalle würde sich als Einzelinvestition nicht rechnen. Berlinhaus nehme seine soziale Verantwortung in Kassel aber sehr ernst, hatte er gegenüber unserer Zeitung gesagt.

Kassel: Streit um Bettenhäuser Brücke - Eigentümer soll für Sanierung aufkommen

„Soziale Verantwortung bedeutet für uns etwas ganz anderes“, empören sich die BI-Mitglieder Philippe Delage und Dirk Osenbrügge. Die strittige Brücke sei Eigentum von Berlinhaus. „Und Eigentum verpflichtet“, so Delage. Er fordert, dass Berlinhaus für die Sanierung, deren Kosten sich auf etwa 40 000 Euro belaufen würde, sowie für die jährlichen Unterhaltskosten in Höhe von rund 16 000 Euro aufkommt.

Die BI betont die Bedeutung der Brücke – nicht nur für Anwohner der Wohnstraße. „Als sie noch offen war, ist sie täglich von bis zu 250 Fußgängern genutzt worden, darunter auch viele UPK-Mitarbeiter, Anwohner der Lilienthalstraße und andere Passanten“ sagt Osenbrügge. Noch heute stünden regelmäßig zahlreiche Menschen vor der abgesperrten Brücke, darunter auch Kinder und ältere Menschen. Sie müssten nun zwei Kilometer Umweg in Kauf nehmen, um in den Ortskern zu gelangen.

Kassel: Gesperrte Brücke in Bettenhausen - "Grenzt an Diskriminierung von Fußgängern"

„Das Verhalten von Berlinhaus grenzt an Diskriminierung von Fußgängern und steht in absolutem Widerspruch zum Klimaschutz“, sagt Delage. Die Sperrung des umweltfreundlichen Fußwegs leiste der klimaschädlichen Pkw-Nutzung Vorschub.

Berlinhaus betont auf Anfrage, dass die Brücke für sie als UPK keine „eigenständige Bedeutung“ habe. Das Unternehmen habe sie „aus Verbundenheit zur Stadt und im Sinne guter Nachbarschaft“ nicht abgerissen, obgleich sie beim Betrieb des UPK hinderlich sei, sagt Geschäftsführer Robert Jung. Zudem sei man mit der BI im Gespräch und bereit gewesen, ihr entgegenzukommen. „Unser Vorschlag lautete kurz gesagt: Wir sanieren die Brücke und den Weg dahinter einmalig, die BI trägt ab dann die laufenden Unterhaltskosten.“

Kassel: BI soll Unterhaltskosten für Brücke übernehmen - Vorschlag abgelehnt

Zuletzt sei man darüber im Gespräch gewesen, dass die Initiative einen Trägerverein gründen wolle, um die Unterhaltskosten durch Mitgliedsbeiträge zu erwirtschaften. „Man sagte uns, das sei kein Problem, da es circa 500 Mitglieder der BI gebe, die am Erhalt der Brücke interessiert sind.“ Die BI habe sich dazu aber seit längerem nicht mehr gemeldet.

Die BI lehnt diesen Vorschlag ab, sieht die Verantwortung bei Berlinhaus. „Auch wenn wir uns beteiligen, bleibt die Brücke in deren Besitz und das Unternehmen kann mit ihr machen, was es will, zum Beispiel sie wieder schließen“, so Delage.

Kassel: Brücke in Bettenhausen ist Streitthema - Lösung gefordert

Auch die Stadt Kassel kritisiert er. Zwar sei die Brücke nicht in ihrem Eigentum, aber sie solle ihren Einfluss geltend machen, um eine Lösung herbeizuführen, fordert Delage. „Aber Politker richten sich nach der Wirtschaft. Wir werden als Bürger dazwischen zerrieben und nicht ernst genommen“, beklagt er.

Die Stadt verweist auf Anfrage erneut darauf, dass sich die Brücke nicht in ihrem Eigentum beziehungsweise in ihrer Zuständigkeit befinde. „Deshalb kann und wird die Stadt weder bauliche noch unterhaltende Maßnahmen an der Brücke und der Zuwegung vornehmen.“

VON NICOLE SCHIPPERS

Auch der Neubau der Bergshäuser Brücke (A44) beschäftigt die Stadt Kassel. Sie wird etwa 700 Meter weiter südlich vom jetzigen Standort neu gebaut. Das ist das Ergebnis der Variantenprüfung, die vom Bundesverkehrsministerium abgesegnet wurde.

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