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PCR-Test in Kassel: „Das ist doch Wahnsinn“ – Leute warten vergeblich in der Kälte

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Von: Robin Lipke

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Gekränkt und frustriert: Hakan Abi muss ohne absolvierten PCR-Test wieder nach Hause fahren.
Gekränkt und frustriert: Hakan Abi muss ohne absolvierten PCR-Test wieder nach Hause fahren. © Robin Lipke

Am Testzentrum am Klinikum Kassel bildet sich am Montag (17.01.2022) eine lange Schlange. Manche warten vergeblich, andere frieren bitterlich, bis sie drankommen.

Kassel – PCR-Tests, die eine Corona-Infektion zuverlässig nachweisen, sind gefragt. Vor dem Testcenter am Klinikum Kassel bildet sich am Montag (17.01.2022) eine lange Schlange. Bereits ab kurz nach zwölf müssen Menschen, die extra zum Möncheberg gekommen sind, wieder umkehren. Eigentlich hat die Einrichtung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) bis 13 Uhr geöffnet. Doch Sicherheitskräfte erhalten den Auftrag, Ankommende nach Hause zu schicken. Nichts geht mehr.

Von schockierenden Zuständen spricht Elena Köhler, die drei Stunden im Auto verbringt, bis sie an der Reihe ist. Sie hat Decken dabei. Auf diesen Luxus müssen diejenigen verzichten, die nicht mit dem Wagen zum Drive-in fahren. Sie  stehen in der Kälte, im eisigen Wind. Aber sie brauchen nun mal diesen PCR-Test. Weil sie Kontaktperson sind, weil sie einen positiven Schnelltest haben, weil die Warn-App rot leuchtet oder weil sie Symptome zeigen. „Die Leute fühlen sich schlecht und müssen so lange warten. Das ist doch Wahnsinn“, sagt Elena Köhler.

Geduld gefragt: Vor dem Testcenter auf dem Gelände des Klinikums bildet sich am Montag eine lange Schlange.
Geduld gefragt: Vor dem Testcenter auf dem Gelände des Klinikums bildet sich am Montag eine lange Schlange. © Privat

PCR-Test im Klinikum Kassel: „Sonst gibt es ja keine Möglichkeiten“

Was sie besonders mitnimmt: Unter den Wartenden befinden sich Kinder, Mütter seien mit Säuglingen aus dem Wagen gestiegen, um den Nachwuchs besser schuckeln zu können. In der Schlange stünden zudem ältere Menschen, denen die Situation sichtlich zu schaffen macht. Ein Mann habe irgendwann aufgegeben. Köhler ruft im Klinikum an, um nach Decken und Stühlen zu fragen. Sie telefoniert mit der KVH und schildert die Situation. In beiden Fällen erhält sie die gleiche Antwort: „Wir können nichts tun.“

Köhler ist inzwischen Profi. Erst am Freitag (14.01.2021) sei sie mit ihrer Tochter nach einem positiven Schnelltest hier gewesen. Dauer: anderthalb Stunden, Ergebnis: steht noch aus. Der Kinderarzt böte keine PCR-Tests an. Heute begleitet sie ihre Freundin und Mitbewohnerin. Die beiden leben mit ihren Kindern in einer Wohngemeinschaft. Zuvor habe sie einen Termin in der Post-Apotheke buchen wollen. Der wäre allerdings wesentlich später gewesen. Also wieder zur KVH-Teststelle: „Sonst gibt es in Kassel ja keine Möglichkeiten.“

Aus dem gleichen Grund kommt Hakan Abi zum Möncheberg – aber er kommt nicht weit. Die Uhr zeigt halb eins, ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma weist ihn ab. Nichts zu machen. Sorry. Was den 35-Jährigen mächtig auf die Palme bringt. Zwei Schnelltests seien positiv ausgefallen, berichtet Abi. Er fühle sich zwar okay, wolle aber auf Nummer sicher gehen, nicht zuletzt wegen des Arbeitgebers.

Elena Köhler wartete drei Stunden am Testcenter
Elena Köhler wartete drei Stunden am Testcenter © Privat

Kassel: Manche warten vergeblich auf PCR-Test – geringe Kapazitäten in der KVH-Teststelle

Abi fragt sich, warum er die KV-Nummer 116117 überhaupt angerufen habe. Am Telefon sei ihm gesagt worden, er solle direkt zur Teststelle gehen. „Und jetzt soll ich gleich wieder weg?“ Er sei gekränkt und frustriert. Zumal er auch Angst habe, die Krankheit zu bekommen. Die Aussage, er könne ja morgen wiederkommen, beruhigt ihn nicht wirklich. Und dass die KVH darüber nachdenke, die Kapazitäten zu erhöhen, wie Sprecher Karl Roth mitteilt, ist für alle Wartenden ebenfalls kein Trost.

Für Elena Köhler gibt es am Ende der Warterei noch einen oben drauf. Unmittelbar vor dem Rolltor verabschiedet sich die Batterie ihres Wagens. Zusammen mit der Freundin schiebt sie ihn ins Testcenter. Danach hilft der Vater. Der eilt aus Guxhagen herbei und baut eine neue Batterie ein. Köhler sagt: „Was für ein Tag.“

Die Corona-Variante Omikron verbreitet sich rasend schnell in Deutschland. Die PCR-Testkapazitäten werden knapp. Noch in dieser Woche soll daher über eine Änderung der Teststrategie in Deutschland entschieden werden. (Robin Lipke)

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