Kassel: Erneut Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt - Tod von George Floyd mobilisiert
Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen Polizisten in den USA solidarisiert sich Kassel mit den Opfern von Rassismus und Polizeigewalt.
- Auch in Kassel gab es nach dem Tod von George Floyd Demonstrationen
- 3000 Menschen demonstrieren unter dem Motto #BlackLivesMatter am Samstag 06.06.2020
- Hunderte kamen erneut am Freitag, 12.06.2020, zu einer Demo zusammen
- Themen waren Rassismus und die Polizeigewalt
Update vom Samstag, 13.06.2020, 10.15 Uhr: Erneut sind am Freitag, 12.06.2020 Menschen zu einer Demo gegen Rassismus in Kassel zusammengekommen. Rund 300 Menschen versammelten sich zu der zweiten größeren Kundgebung in Kassel, um nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in Minneapolis (USA) gegen institutionalisierten Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren.
Kassel: Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt - Tod von George Floyd in USA kein Einzelfall
Welchen Unterschied gibt es in den USA zwischen Friseuren und Polizisten? Die Länge ihrer Ausbildung, klärte Gaye Güney am späten Freitagnachmittag auf dem Königsplatz auf. Während die Ausbildung eines Friseurs in den USA neun bis 18 Monate dauere, sei die eines Polizisten bereits nach vier Monaten abgeschlossen, sagte die junge Frau vor etwa 250 bis 300 Menschen.
Der Tod des 46-jährigen Afroamerikaners George Floyd sei kein Einzelfall, so Gaye Güney. Seit dem Jahr 2000 habe es in den USA 28.139 Fälle gegeben, bei denen Menschen durch Polizeikräfte getötet worden seien.

Kassel: Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt - Demo mit Abstandsregeln und Mundschutz
Auf den Plakaten, die die Demonstranten aller Altersgruppen mitgebracht hatten, war „White silence is violence“ (Weißes Schweigen ist Gewalt), „One Human Race“ (Eine menschliche Rasse), „Who do you call when the police murders?“ (Wen rufst Du, wenn die Polizei mordet?), „No Justice, No Peace“ (Keine Gerechtigkeit, kein Frieden) und „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) zu lesen. Dieser Satz wurde von den Teilnehmern auch immer wieder gerufen.
Während es nach der ersten Kundgebung am vergangenen Wochenende vor dem Kulturbahnhof daran Kritik gegeben hatte, dass sich nicht alle Demonstranten an die Abstandsregeln hielten, lief gestern alles vorbildlich ab. Die Organisatoren der Kundgebung hatten Flatterband auf den Königsplatz geklebt, an dem sich die Teilnehmer orientieren sollten. Zudem wiesen sie wiederholt daraufhin, dass die Demonstranten Gesichtsmasken tragen. Das funktionierte hervorragend.
Kassel: Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt - Schilderungen über Rasismus im Alltag
Die 19-jährige Magda Scharf aus Wolfhagen sorgte mit einfühlsamen Liedern wie „Amazing Grace“ für Unterhaltung zwischen den Redebeiträgen. Welche Rolle Rassismus im Alltag spielt, schilderten junge Frauen und Männer anhand von Erlebnissen, die ihnen selbst passiert sind. Die 19-jährige Francesca Akien aus Baunatal, deren Vater aus Trinidad und Tobago (Karibik) stammt, erzählte, dass sie als kleines Kind im Bus als „Nigger“ beschimpft worden sei. Zudem habe sie aufgrund ihrer Hautfarbe Sätze zu hören bekommen wie „Verpiss Dich auf deine Baumwollplantage.“

Die 25-jährige Jenny Omenye aus Kassel erzählte eine unglaubliche Geschichte von einem weißen Mann, etwa 50 Jahre alt. Als sie kürzlich mit dem Auto in Kassel unterwegs war, habe dieser Mann sie mit seinem Wagen geschnitten. Er sei ausgestiegen und habe gesagt: „Fahr mal in deinem eigenen Land Auto.“ Sie sei aufgrund dieser Dreistigkeit zunächst perplex gewesen, schilderte Jenny Omenye. Schließlich ist sie in Deutschland geboren. Das Autokennzeichen des Mannes hat sie übrigens notiert.
Kassel: Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt - "Schwarze bekommen in den USA keine Chance"
Schwarze würden in den USA von der Polizei immer noch wie Sklaven behandelt, berichtete der 17-jährige Tom. Seine Hautfarbe ist weiß, er stammt aus Washington und lebt seit acht Jahren in Kassel. Es sei falsch, wenn viele denken würden, Amerika sei das Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten. Schwarze bekämen dort keine Chancen.
Kassel: Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt - Erste Demo am Samstag, 06.06.2020
Update vom Sonntag, 07.06.2020, 15.35 Uhr: Es war ein eindrucksvolles Zeichen: 3000 Menschen versammelten sich am Samstagmittag vor dem Kasseler Hauptbahnhof, um gegen institutionalisierten Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren.
Kassel: Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus - Solidarität mit George Floyd
Hintergrund war der Tod des schwarzen Amerikaners George Floyd in Folge eines gewaltsamen Polizeieinsatzes in den USA. Aus Solidarität mit Floyd kamen die meisten Demonstranten schwarz gekleidet vor den Hauptbahnhof. Wegen der großen Menschenmassen mussten die Kurfürstenstraße, die Werner-Hilpert-Straße und die Bürgermeister-Brunner-Straße für den Verkehr gesperrt werden.
Kassel: Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus - Berichte über Erfahrung mit Rassismus
Die Polizei sicherte die Demonstration. „Wir waren mehr als beeindruckt von der großen Teilnahme – auch aus der Kasseler Jugend. Wir hatten eine Mahnwache mit vielleicht 300 Personen geplant“, sagt Eunice Njoki vom Organisationsteam. Unter den Rednern auf dem Podium waren mehrere schwarze Menschen, die über ihre Rassismuserfahrungen berichteten. Sie wiesen darauf hin, dass das Problem nicht auf die USA beschränkt sei.
Kassel: Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus - Auch in Deutschland erleben Schwarze Rassismus
Auch in Deutschland erlebten schwarze Menschen Rassismus und Racial Profiling – also allein aufgrund ihrer Herkunft ins Fahndungsraster von Polizisten und Behörden zu geraten. Auf den Plakaten der Demonstranten waren Botschaften wie „Black Lives Matters“ (Schwarze Leben zählen), „But our blood is the same color“ (Aber unser Blut hat die gleiche Farbe) und „I can’t breathe. Enough is Enough“ (Ich kann nicht atmen. Genug ist genug) zu lesen.
Kassel: Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus - George Floyd erstickte
Der Amerikaner Floyd war erstickt, nachdem sich ein weißer Polizist neun Minuten lang auf dessen Hals gekniet hatte. Immer wieder skandierte die Menge „No Justice, no Peace“ (Keine Gerechtigkeit, kein Frieden) und streckte die geballten Fäuste nach oben – das Symbol der Black-Power-Bewegung. Selbst als nach einer Stunde ein Schlagregen niederging, blieb der Großteil standhaft.
Kassel: Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus - Die meisten trugen Corona-Maske
An die Bitte der Veranstalter, bitte Masken zu tragen, hielten sich sehr viele der Anwesenden. Nur das Abstandsgebot von 1,50 Meter wurde nicht überall eingehalten – auch wenn die Veranstalter immer wieder darauf hingewiesen hatten. Einige ältere Teilnehmer bemängelten, dass sich viele Redner in englischer Sprache äußerten. Insofern hätten sie dem Gesagten leider nicht immer folgen können.
Kassel: Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus - Nach der Mahnwache gab es einen Demonstrationszug
Auch die Botschaften auf den meisten Transparenten waren in Englisch. Im Anschluss an die Kundgebung machten sich 1800 Demonstranten auf den Weg, um spontan durch die Innenstadt zu ziehen. Auf dem Königsplatz löste sich der Zug auf. Nach Auskunft der Polizei blieb die gut zweistündige Veranstaltung friedlich. Nächsten Samstag ist eine weitere Veranstaltung in Kassel geplant, sagt Eunice Njoki vom Organisationsteam. Details würden noch folgen.
Kassel: Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus - Laut Polizei alles friedlich
Update vom Samstag, 06.06.2020, 15.43 Uhr: Die Polizei stuft die Teilnehmerzahl der Demonstration auf 3000 Menschen hoch - zunächst hieß es 1000 Demonstranten hätten sich an der Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt in Kassel beteiligt.
Kassel: Demonstrationszug nach der Mahnwache
Ein Demonstrationszug von 1800 Menschen war nach der Mahnwache vor dem Hauptbahnhof noch durch die Innenstadt zum Königsplatz gezogen. Kurz nach 14 Uhr löste sich die Demonstration auf. Nach Auskunft der Polizei war alles friedlich verlaufen
Erstmeldung vom Samstag, 06.06.2020, 13.53 Uhr: Kassel – Es war ein eindrucksvolles Zeichen: Mehr als 1000 Menschen versammelten sich am Samstagmittag (06.06.2020) vor dem Hauptbahnhof in Kassel, um gegen institutionalisierten Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren.
Hintergrund war der Tod des Schwarzen George Floyd in Folge eines gewaltsamen Polizeieinsatzes in den USA. Aus Solidarität mit Floyd kamen die meisten Demonstranten schwarz gekleidet vor den Hauptbahnhof.
Kassel: Wegen Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt Straßen gesperrt
Wegen der großen Menschenmassen mussten die Kurfürstenstraße, die Werner-Hilpert-Straße und die Bürgermeister-Brunner-Straße in Kassel abgesperrt werden. Die Polizei sicherte die Demonstration.
Unter den Rednern auf dem Podium waren auch mehrere Schwarze, die über ihre Rassismuserfahrungen berichteten. Auf den Plakaten der Demonstranten war „Black Lives Matters“ (Schwarze Leben zählen), „But our blood is the same color“ (Aber unser Blut hat die gleiche Farbe) und „I can't breathe. Enough is Enough“ (Ich kann nicht atmen. Genug ist genug) zu lesen. Der Amerikaner Floyd war erstickt, nachdem sich ein weißer Polizist minutenlang auf dessen Hals gekniet hatte.
Kassel: Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt trotz Regen
Immer wieder skandierte die Menge „No Justice, no Peace“ (Keine Gerechtigkeit, kein Frieden) und streckte die Fäuste nach oben. Selbst als nach gut einer Stunde ein Schlagregen niederging, verharrten immer noch Hunderte bei der Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt vor dem Hauptbahnhof in Kassel.
An die Bitte der Veranstalter, bitte Masken zu tragen, hielten sich die meisten Anwesenden. Nur das Abstandsgebot von 1,50 Meter wurde nicht überall eingehalten.

Kassel: Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt bleibt friedlich
Nach Auskunft der Polizei in Kassel blieb bei der Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt bislang alles friedlich. Im Anschluss an die Kundgebung machte sich ein Teil der Demonstranten auf den Weg, um spontan durch die Innenstadt zu ziehen.
Von Bastian Ludwig und Ulrike Pflüger-Scherb
Auch in Frankfurt im Süden von Hessen demonstrierten nach dem Tod von George Floyd gegen Rassismus und Polizeigewalt. Auch hier blieb es friedlich.
In Kassel kam es zuletzt zu Demos gegen die Corona*-Einschränkungen. Dabei irritierten Teilnehmer mit einer Reichsfahne und einem Judenstern.
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