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Umzug mit Klodeckel und Cello: Fundbüro Kassel ab jetzt im Rathaus

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Seltenes Fundstück: Abteilungsleiter Georg Kirchner präsentiert ein Cello in den neuen Räumlichkeiten.
Seltenes Fundstück: Abteilungsleiter Georg Kirchner präsentiert ein Cello in den neuen Räumlichkeiten. © Andreas Fischer

Das Kasseler Fundbüro ist in das Rathaus umgezogen. Ab Montag hat es wieder geöffnet.

Kassel – Sie haben in den vergangenen Tagen 80 Kisten gepackt. Wie das bei einem Umzug so ist. In den Kartons befinden sich aber nicht die Dinge, die normalerweise zu einem Hausstand gehören. Manuela Gleim und Roenie Probst haben zig Regenschirme eingepackt, etliche Rucksäcke, Taschen und mehrere Musikinstrumente. Gitarren und sogar ein Cello. Die Kollegen Gleim und Probst sind nämlich mit dem Fundbüro Kassel umgezogen.

Von der Kurt-Schumacher-Straße 31 in das Kasseler Rathaus. Hier wird das Büro im sanierten Flügel an der Oberen Karlsstraße am Montag (04.04.2022) neu eröffnet. Das Fundbüro sei damit die erste Abteilung des Kasseler Ordnungsamtes, die in die neuen Räumlichkeiten im Rathaus umzieht, sagt Gregor Kirchner, der Leiter der Verwaltungsabteilung im Ordnungsamt. Das neue Fundbüro sei nicht nur schöner und moderner, sondern liege auch zentraler.

Fundbüro Kassel umgezogen - neuer Service auch in der Galeria

Ab Mai soll es noch eine weitere Neuerung geben: Dann können Fundsachen außerhalb der Öffnungszeiten des Rathauses auch an der Servicestelle der Stadt Kassel im Kaufhaus Galeria abgeholt werden, kündigt Kirchner an.

Die Mitarbeiter Gleim und Probst haben alle 2000 Fundsachen, die mit ihnen umgezogen sind, nach einem bestimmten System eingepackt. Nach den Monaten, in denen sie gefunden und abgegeben worden sind. Entsprechend sind die Dinge jetzt auch wieder in die neuen Regale eingeräumt worden.

Fundbüro Kassel: Rund 500 Fundsachen werden jeden Monat abgegeben

500 Fundsachen würden im Schnitt pro Monat abgegeben, sagt Probst. Ein Drittel davon werde von den Eigentümern wieder abgeholt. Wer etwas verloren habe, müsse den Gegenstand richtig beschreiben und mitteilen, wo er ihn in etwa verloren habe, erklärt Probst. Erst dann können er und seine Kollegin die Fundsache wieder aushändigen. Der Eigentümer müsse dafür mindestens eine Verwaltungsgebühr von zehn Euro beziehungsweise drei Prozent vom Warenwert zahlen. Die Sache mit dem Finderlohn müssen Finder und Eigentümer unter sich selbst regeln.

Die meisten Menschen, die sich ihre verlorenen Sachen im Fundbüro abholen, seien sehr dankbar, sagt Probst. Erst kürzlich sei ein Mann sehr glücklich gewesen, der seine Geldbörse mit 1500 Euro in Empfang genommen habe.

Service: Ab Montag, 4. April, ist das Fundbüro im Rathaus, Eingang Obere Karlsstraße, Zugang über Rathaus-Innenhof, 1. Obergeschoss, Raum D 1.169, während der Öffnungszeiten des Rathauses wieder erreichbar.

Schlüssel, Handys und Taschen sind die häufigsten Fundstücke in Kassel

Schlüssel, Handys und Taschen gehören zu den Dingen, die am häufigsten abgegeben werden. Im vergangenen Jahr wurde aber sogar ein Gebiss im Fundbüro abgeliefert. Und nach drei Wochen tatsächlich auch wieder vom Träger abgeholt.

Mit umgezogen ist auch ein neuer Toilettendeckel, den kürzlich jemand in einer Straßenbahn vergessen hat. Ebenso 40 Fahrräder. Die Mitarbeiter haben in jüngster Zeit auch die Erfahrung gemacht, dass viele schrottige Gegenstände einfach irgendwo zurückgelassen werden. Etwa ein alter Kinderwagen in der Straßenbahn oder Sperrmüll auf dem Gehweg. Dabei handelt es sich dann nicht um klassischen Fundsachen, sondern im illegal entsorgten Müll.

Fundbüro Kassel verwahrt die Fundstücke ein halbes Jahr

Im Fundbüro müssen die Gegenstände ein halbes Jahr aufbewahrt werden. Anschließend wird entschieden, ob sie versteigert, vernichtet oder karitativen Zwecken zugefügt werden. Wegen des Datenschutzes müssen zum Beispiel alle Handys, auch die ganz hochwertigen, zerstört werden. Fahrräder und Musikinstrumente werden zum Beispiel im Internet auf der Plattform loprio.de versteigert. Kleidung wird aktuell für Flüchtlinge aus der Ukraine gespendet.

Zudem gibt es derzeit auch ein Projekt mit der documenta. Nicht abgeholte Fahrräder werden von der documenta repariert und dann im Sommer den Besuchern zur Verfügung gestellt, damit sie zu den diversen Ausstellungsorten fahren können. Das hört sich sehr nachhaltig an.

Die vielen Regenschirme, die sich im Fundbüro ansammeln, werden übrigens nach einem halben Jahr im Publikumsbereich angeboten. Einfach so zum Mitnehmen. (Ulrike Pflüger-Scherb)

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