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Mit Hannes Wader hat auch der letzte echte Popstar Kassel verlassen

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Von: Matthias Lohr

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Ist „Heute hier, morgen dort“, wie sein größter Hit: Fast 15 Jahre lebte Liedermacher Hannes Wader in Kassel. Nun ist er in seine Heimatstadt Bielefeld gezogen.
Ist „Heute hier, morgen dort“, wie sein größter Hit: Fast 15 Jahre lebte Liedermacher Hannes Wader in Kassel. Nun ist er in seine Heimatstadt Bielefeld gezogen. © Karl Anton Koenigs

Milky Chance und Lea haben Kassel auf der Pop-Landkarte verewigt. Doch die Musiker leben längst in Berlin. Nun hat auch Liedermacher Hannes Wader die Stadt verlassen.

Kassel – Als Hannes Wader einst von einem Journalisten gefragt wurde, warum er ausgerechnet in Kassel in der nordhessischen Provinz lebe, antwortete der Liedermacher: „Wir sind dahin gegangen, wo die Bedingungen am besten waren. Das war hier. Mir ist es auch relativ egal, wo ich wohne. Ich bin nirgendwo so ganz zu Hause.“ Der Satz passt zu dem Musiker, dessen größter Hit immer noch „Heute hier, morgen dort“ aus dem Jahr 1972 ist.

Nun ist Wader nicht mehr hier in Kassel. Bereits vor einigen Monaten ist der 79-Jährige in seine Heimatstadt Bielefeld gezogen, genauer gesagt nach Hoberge, einem Stadtteil am Teutoburger Wald, der Brasselsberg nicht ganz unähnlich ist, wo der Künstler auch schon residierte, ehe er mit seiner Frau, einer Psychologin, nach Harleshausen zog.

Von Kassel nach Bielefeld: Mit Hannes Wader geht der letzte echte Popstar

Der „Süddeutschen Zeitung“ erzählte er gerade, dass es ihm in Bielefeld „zwischen Kartoffeln und Blumenkohl“ gut gehe: „Ich fühl mich eigentlich ganz wohl hier am Arsch der Welt.“ Das ist nicht selbstverständlich nach all dem, was Wader zuletzt durchmachen musste. Seine Frau habe ihn verlassen, weshalb er dann Kassel verlassen habe. Zudem wurde ihm ein Teil vom Lungenflügel entfernt. Der Eingriff sei die Quittung gewesen für 80 filterlose Gitanes täglich, die er 40 Jahre lang geraucht habe.

Waders Neuanfang in Ostwestfalen ist auch eine Zäsur für Kassel. Mit ihm hat der letzte echte Popstar die Stadt an der Fulda verlassen, die in der jüngeren Vergangenheit viele Musik-Größen hervorgebracht hat. Milky Chance wurden 2013 als Pop-Duo aus Kassel weltberühmt. Erzählte man etwa in den USA, dass man aus Kassel kommt, wurde man nicht etwa auf die documenta angesprochen, sondern auf Clemens Rehbein und Philipp Dausch. Mittlerweile wohnen die beiden Musiker jedoch in Berlin.

In der Hauptstadt und Pop-Metropole ist längst auch Sängerin Lea zuhause, die bereits als 16 Jahre alte Jacob-Grimm-Schülerin zum Klick-Millionär auf Youtube wurde und 2021 bei Spotify die meistgestreamte Künstlerin in Deutschland war – vor Billie Eilish und Taylor Swift.

„Das Hotel, in dem ich nun schlafe, ist größer als Kassel“

Demnächst könnte auch Mia Morgan durchstarten. Die einstige Kunststudentin veröffentlicht im April ihr Debüt-Album und ziert jetzt schon das Cover des „Zeit Campus“-Magazins. Natürlich ist auch sie nach Berlin gezogen. Ihr Erfolg deutete sich bereits an, als sie noch im Bio-Markt am Bebelplatz jobbte. Damals twitterte Mia Morgan: „Das Hotel, in dem ich nun schlafe, ist größer als Kassel.“

Als Pop-Stadt ist Kassel jetzt ziemlich klein. Der größte Popstar, den die Stadt noch hat, ist der Handball-Torwart Silvio Heinevetter. Und auch der wird die MT Melsungen und sein Zuhause im Vorderen Westen im Sommer verlassen.

In Bielefeld gibt es übrigens seit einigen Jahren die Hannes-Wader-Aue, mit der die Stadt ihren Sohn geehrt hat. Im hohen Alter ist der dann zurückgekehrt. Wie wäre es mit Statuen von Milky Chance und Lea im Kasseler Bergpark? Vielleicht kommen dann auch unsere Pop-Helden wieder nach Hause. (Matthias Lohr)

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