Kita-Pläne nahe dem Kasseler Karlsplatz: Unmut bei Anwohnern

Im Herzen der Kasseler Innenstadt, zwischen Elisabethkirche und Karlsplatz, soll bis zum Frühjahr eine neue Kindertagesstätte mit 87 Betreuungsplätzen entstehen. Kritik kommt von den Anwohnern.
Kassel - Die Trägereinrichtung „Kleine Stromer“ lässt dafür zurzeit das Erdgeschoss im Gebäude Frankfurter Straße 4-6 umbauen, wo sich bis vor zwei Jahren eine Kampfsportschule befand. Dass sich dort etwas tut, ist derzeit vor allem im rückwärtig gelegenen Innenhof zum Karlsplatz hin zu verfolgen: Dort wurden Gehölze gerodet und das Gelände geebnet für einen künftigen Spielplatz und Außenbereich der Kita-Kinder.
„Wir halten den Standort für herausragend gut“, sagte Christine Jasperbrinkmann vom Geschäftsleitungsteam der „Kleinen Stromer“. Trotz der zentralen Lage seien die Kinder durch die rückwärtige Zugangs- und Spielmöglichkeit „total geschützt“. Auch die Hausverwaltung des Gebäudes ist froh über die neuen Nutzer: Es habe sich als sehr schwierig erwiesen, für die Räumlichkeiten an der Frankfurter Straße Mietinteressenten aus Handel und Gewerbe finden zu wollen, sagte Wolfgang Reitze von der Verwaltungsfirma Acsuri.
Die Kita soll eine Krippengruppe für die Kleinsten sowie drei Gruppen für Kinder im Alter von drei Jahren bis zur Einschulung bekommen. In eine dieser Gruppen hat sich laut Jasperbrinkmann die Stadt Kassel „eingekauft“, um die Betreuungsplätze an Eltern zu vermitteln, die im Rathaus oder in städtischen Betrieben arbeiten. Der überwiegende Teil der Kita-Plätze werde aber allen interessierten Eltern offen stehen.
Neue Kita am Karlsplatz: Terrasse zum Innenhof geplant
Die gut 800 Quadratmeter große Erdgeschossfläche ist bereits komplett entkernt, sie wird in eigener Regie der „Kleinen Stromer“ für den Kita-Betrieb gestaltet. Dazu gehört nach Angaben von Christine Jasperbrinkmann neben Gruppen- und Mehrzweckräumen auch eine „sehr große Kinderkantine“, die sich mit einer Terrasse zum Innenhof hin öffnen soll. Dort hat vor vier Wochen die Gestaltung des Außengeländes begonnen. Den Bewohnern der Häuser ringsum ist das nicht verborgen geblieben. Und wie häufig bei solchen Projekten werden auch Unmut, Kritik und Befürchtungen am Karlsplatz laut.

Anwohner Hans Dötenbier führte gegenüber der HNA gleich einen ganzen Strauß von Einwänden an, die nach seinen Worten auch von anderen Anliegern geteilt würden: Der Hol- und Bringverkehr von Eltern am Karlsplatz werde zu Belastungen führen. Im Hof sei ein grünes „Biotop weggerissen“ worden, was die Stadt nach Dötenbiers Vermutung „nie genehmigt“ hätte, wenn sie durch die Kita-Plätze für Mitarbeiter nicht selbst einen Vorteil davon hätte. Auch würden Nachbarn jetzt um den Wert ihrer Immobilien fürchten. Gegen Kinder an sich habe aber niemand etwas, sagte Dötenbier.
Neue Kita in der Innenstadt: Anwohner wirft Stadt „Geheimnistuerei“ vor
Hauptsächlich wirft er der Stadt vor, mit den Kita-Plänen „Geheimnistuerei“ zu betreiben. Vor gut sechs Wochen hätten sich zwar die künftigen Kita-Betreiber per Rundschreiben in den Briefkästen vorgestellt, drei Wochen später seien dann bereits Bauarbeiter im Hof angerückt. Die hätten zwar kurz vorher ebenfalls per Zettel kommuniziert, dass man ein paar Tage nicht auf dem Hof parken könne. Aber offiziell sei auf die Hauseigentümer niemand zugegangen, kritisierte Dötenbier. Dabei, so sein Eindruck aus der Zeitungslektüre, werde über „jeden geplanten Kindergarten in Kassel“ vorab ausführlich berichtet.
Die Stadt Kassel verweist darauf, dass es sich hier um einen freien Kita-Träger handelt und dass dieser absprachegemäß auch die Nachbarschaft informiert habe. Mit den Umbauarbeiten gehe seitens der städtischen Ämter „ein intensives Prüf- und Beteiligungsverfahren“ einher, teilte Rathaussprecherin Simone Scharnke mit: „Von der ordnungsgemäßen Umgestaltung der Außenflächen kann daher ausgegangen werden.“
Auch die Ortsvorsteherin sei informiert worden – verbunden mit dem Angebot, dass die Stadt die Kita-Planungen in einer der nächsten Sitzungen des Ortsbeirats Mitte vorstellen könne. (Axel Schwarz)