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Kasseler Kraftwerk drei Jahre früher kohlefrei - Dank Klärschlamm

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Von: Bastian Ludwig

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Kassel: Kraftwerk drei Jahre früher kohlefrei - Dank Klärschlamm
Nahmen die Trocknungsanlage für Klärschlamm in Betrieb: Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (links) und Städtische-Werke-Vorstandschef Dr. Michael Maxelon. © Bastian Ludwig

Das Fernwärmekraftwerk in Kassel soll drei Jahre früher als gedacht ohne Braunkohle auskommen. Zu verdanken ist das einem neuen Brennstoff.

Kassel – Das Fernwärmekraftwerk an der Dennhäuser Straße soll nun ab 2025 ohne Braunkohle auskommen – und damit drei Jahre früher als ursprünglich geplant. Am Donnerstag (23.04.2020) wurde auf diesem Weg ein großer Schritt getan. 

Eine neue Anlage zur Klärschlammtrocknung wurde fertiggestellt. Der Klärschlamm, der aus Kläranlagen aus dem Großraum Kassel angeliefert wird, soll gemeinsam mit Altholz die Kohleverbrennung Stück für Stück ersetzen. 28 Millionen Euro investieren die Städtischen Werke in das Projekt.

Kassel: Kraftwerk drei Jahre früher kohlefrei - Klärschlamm wird getrocknet

Es sei eine von Deutschlands größten Klärschlammbandtrocknungen, die da gestern in Betrieb ging, sagte Kraftwerksleiterin Dr. Gudrun Stieglitz. Mit dieser sollen in der kommenden Heizperiode 8000 Tonnen Klärschlamm getrocknet werden. 

Kassel: Kraftwerk drei Jahre früher kohlefrei - Dank Klärschlamm
Aus Schlamm werden Pellets: Was wie Lakritz aussieht, ist der neue Brennstoff für das Kraftwerk. © Bastian Ludwig

Damit werden in einem ersten Schritt 8000 der insgesamt 120 000 Tonnen Kohle ersetzt, die jedes Jahr im Fernwärmekraftwerk in Kassel verfeuert werden. Der Heizwert des Abfallprodukts der Kläranlagen und der von Kohle seien ähnlich, so Stieglitz.

Kassel: Klärschlamm statt Kohle in Kraftwerk verbrennen - Neue Turbine ab 2022

Bei der Trocknung des Klärschlamms entstehen kleine Pellets, die dann im Kessel verbrannt werden. Weil die Pellets nicht lange gelagert werden können, da sie sich sonst selbst entzünden würden und das Fernwärmekraftwerk nur in der Heizperiode läuft, steht die neue Trocknungsanlage in den Sommermonaten aber erst mal still.

Dies soll in den kommenden Jahren anders werden. Mithilfe einer neuen Turbine soll ab 2022 im Kraftwerk in Kassel auch Strom erzeugt werden, der ganzjährig benötigt wird. Dann läuft auch die Trocknungsanlage im Dauerbetrieb. Entsprechende Verträge mit Kläranlagenbetreibern aus der ganzen Region wurden geschlossen. Diese zahlten für die Entsorgung ihres Klärschlammes an die Städtischen Werke, erläutert Stieglitz. Denn die Verwertung von Klärschlamm als Dünger wird aus Umweltschutzgründen immer weiter eingeschränkt.

Kassel: Neben Klärschlamm auch Altholz verfeuern - Keine Braunkohle in Kraftwerk ab 2025

Sobald die neue Turbine in Betrieb ist, werden im Kraftwerk nach und nach größere Mengen Klärschlamm verfeuert. Die Trocknungsanlage kann bis zu 80 000 Tonnen jährlich verarbeiten – also das Zehnfache von der Menge, mit der gestartet wird.

Zusätzlich wird in den kommenden Jahren die Rauchgasanlage erneuert, damit an der Dennhäuser Straße in Kassel auch Altholz verbrannt werden kann, das bislang noch im Kraftwerk Mittelfeld landet. Das Altholz soll neben dem Klärschlamm der zweite Brennstoff werden. Ab 2025 soll dann keine Braunkohle mehr benötigt werden. Damit hätten das Kraftwerk und seine 200 Mitarbeiter eine Perspektive für die Zeit nach der Kohle, so Dr. Michael Maxelon, Vorstandsvorsitzender der Städtischen Werke.

Das Kraftwerk Mittelfeld in Rothenditmold wird perspektivisch nicht mehr benötigt, soll aber laut Maxelon als Reserve gehalten werden. Die Mitarbeiter dort würden an den Standort Dennhäuser Straße wechseln.

Von Bastian Ludwig

Bis 2030 sollte im Fernwärmekraftwerk in Kassel eigentlich keine Kohle mehr verfeuert werden: Das Kraftwerk Kassel an der Dennhäuser Straße sind eigentlich zwei Kraftwerke, die beide Fernwärme und Strom erzeugen. Doch die Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (KVV) wollte früher aus der Kohleverbrennung aussteigen.

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