Was Einheitlichkeit konkret bedeutet, da sei in Kassels Innenstadt „eine gewisse Dynamik“ in die Debatte gekommen, sagt Martens: „Wir beobachten die Lage genau und orientieren uns daran, was andere große Häuser machen.“ Auch in dieser Liga gebe es Akteure, die ihre Öffnungszeit „auf 19 Uhr verknappen“ – oder die das für die Zukunft erwägen.
Das sei im Modehaus Sinn zuletzt ein Thema gewesen, bestätigte Geschäftsleiterin Sabine-Amelie Gertner gegenüber der HNA. Mit Blick darauf, dass sich im Budget der Verbraucher in nächster Zeit die stark verteuerten Energie-Abrechnungen bemerkbar machen werden, habe sie erwogen, bei Sinn „von Januar bis März“ temporär eine Stunde früher zu schließen; nämlich um 19 Uhr.
Von der Idee habe sie aber aus zwei Gründen Abstand genommen, sagte Gertner: Das Geschäft sei zuletzt unverhofft gut gelaufen – dank Anschub vom Weihnachtsmarkt „gerade auch in der letzten Stunde“. Zudem sei sie von Kollegen bei den City-Kaufleuten überzeugt worden, dass wohl kein Zurück mehr möglich sei, wenn sich die Kundschaft einmal auf neue, kürzere Öffnungszeiten eingerichtet habe.
„Wir bei Sinn werden keinen Alleingang machen“, betonte Gertner. Fest stehe aber, dass das Öffnungszeiten-Thema bei den Innenstadtkaufleuten aktuell und intensiv in die Debatte geraten ist. Es gebe durchaus die Möglichkeit, dass sich da mittelfristig geschäftsübergreifend etwas ändert. „Das müsste sich dann aber für jeden rechnen und vor allem auch für unsere Kundschaft verlässlich sein“, sagte die Modehaus-Chefin. Das Modehaus Sinn zieht in diesem Jahr zudem nach und nach in die Königs-Galerie um.
Im Modegeschäft „Stella“ an der Wilhelmsstraße sind die Öffnungszeiten während der Pandemie auf den Zeitraum zwischen 11 und 18 Uhr verkürzt worden. Diese Zeiten seien sehr arbeitnehmerfreundlich, sagen die beiden Mitarbeiterinnen Simone Werner und Julia Mierzwa. Aber wenn eine Kundin den Wunsch habe, nach 18 Uhr einzukaufen, werde das auch ermöglicht. „Dann lassen wir einfach länger geöffnet“, sagt Werner. Das komme immer wieder vor.
Insgesamt sind die Öffnungszeiten in den Geschäften an der Wilhelmsstraße und der Neuen Fahrt sehr unterschiedlich. Das Modegeschäft Trischl öffnet von 10 bis 18 Uhr, das Bettenfachgeschäft Ochmann und das Schuhgeschäft Ecco haben montags bis freitags bis 19 Uhr geöffnet.
Im Winter würde es reichen, wenn man bis 18 Uhr geöffnet habe, sagt Vera Neumeyer, Mitarbeiterin bei Ecco. Auch für die Kunden wäre es besser, wenn es einheitliche Öffnungszeiten geben würde. Besonders an den Samstagen wäre das hilfreich. Aber sie denkt, dass es solch eine Einheit nicht mehr geben wird.
Uneinheitliche Öffnungszeiten gibt es aber nicht nur in der Innenstadt, sondern auch im Einkaufszentrum Dez in Niederzwehren. Das Modegeschäft Adler und das Porzellanhaus Hornschu haben zum Beispiel von 9.30 bis 19 Uhr geöffnet, die Drogerie Rossmann von 9 bis 20 Uhr, der Media Markt von 10 bis 19 Uhr (samstags 9.30 bis 20 Uhr) und Rewe von 8 bis 21 Uhr.