Ob 2022 tatsächlich der neue Rekordüberschuss der Stadt Kassel erwirtschaftet worden ist, wird sich in einigen Wochen herausstellen, wenn die Stadt ihr eigenes Jahresergebnis vorlegen wird. Denn wie ein Sprecher der Stadt erklärte, rechnen das Landesamt und die Stadt nicht auf der gleichen Basis.
Festhalten lässt sich aber bereits, dass mit dem Überschuss 2022 die Stadt Kassel das 15. Mal in Folge ihr Haushaltsjahr mit einem Plus abschließen wird. Der letzte defizitäre Etat geht auf das Jahr 2012 zurück, danach gab es in Kassel immer Überschüsse zu verzeichnen.
Wie aus den Informationen im aktuellen Haushalt 2023 hervorgeht, wurden seit dem Amtsantritt von Christian Geselle als Stadtkämmerer (2015) und in Personalunion als Oberbürgermeister und Stadtkämmerer (ab 2017) durchweg in allen Haushaltsjahren Überschüsse erwirtschaftet worden.
Nach den Angaben der Stadt waren es folgende Überschüsse in den jeweiligen Jahren: 50,6 Millionen Euro (2015), 42 Millionen (2016), 39,8 Millionen (2017), 25,8 Millionen (2018), 8,9 Millionen (2019), 44,7 Millionen (2020) und der bisherige Höchstwert von 54,4 Millionen (2021). Die nun vom Statistischen Landesamt für 2022 errechneten 79 Millionen Euro würden diesen Wert deutlich übertreffen.
Der im Dezember beschlossene Haushalt 2023 wird der letzte sein, den Christian Geselle im Entwurf als OB und Stadtkämmerer eingebracht hat. Der neue Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne) hat indes bereits angekündigt, dass er nicht selbst auch die Aufgaben des Kämmerers übernehmen will. Nach dem Koalitionsvertrag von Grünen, CDU und FDP in der Stadtverordnetenversammlung haben die Liberalen das Recht dazu, die neue Kämmerin oder den neuen Kämmerer vorzuschlagen.
Was die Finanzen der Stadt betrifft, zeichnet sich aber nicht nur ein personeller Wechsel ab. Womöglich könnte auch die Serie von Haushalten mit Überschüssen enden, ganz unabhängig von der Nachfolgeregelung. Denn für das Jahr 2023 erwartet die Stadt Kassel laut Haushaltsplan keinen Überschuss, aber immerhin einen eine nach Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen Etat, also eine schwarze Null. Für das Jahr 2024 wird aber für Kassel erstmals wieder seit 2012 ein Defizit prognostiziert.