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Kassel: Neuer Oberbürgermeister übernimmt Kultur-Ressort – Aus für Dezernentin

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Von: Matthias Lohr

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Kassels neuer Oberbürgermeister Sven Schoeller wird künftig selbst für die Kultur zuständig sein. Das bedeutet das Aus für Dezernentin Susanne Völker.

Kassel - Der neue Oberbürgermeister Sven Schoeller wird nun auch für die Kultur zuständig sein. Damit ist das Aus der Dezernentin Susanne Völker besiegelt. Auch andere Personalentscheidungen deuten sich an.

Der neue Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne) will Kultur in Kassel künftig zur Chefsache machen. Eine Woche nach seinem Sieg in der Stichwahl verkündeten der 50-Jährige sowie die Jamaika-Koalition aus Grünen, CDU und FDP die Aufteilung der künftigen Dezernate. Demnach wird Schoeller die Kultur künftig persönlich verantworten.

Der Vorsprung in der Stichwahl war nur knapp, dafür ist das Danke-Plakat riesig: Am Königsplatz bedankt sich der neue Oberbürgermeister Sven Schoeller im Großformat.
Der Vorsprung in der Stichwahl war nur knapp, dafür ist das Danke-Plakat riesig: Am Königsplatz bedankt sich der neue Oberbürgermeister Sven Schoeller im Großformat. © Claudia Feser

Kassel: Kulturszene für Verbleib von Susanne Völker

Die Entscheidung bedeutet das Aus für die parteilose Kulturdezernentin Susanne Völker, für deren Verbleib sich vorige Woche die Kulturszene starkgemacht hatte. Knapp 70 Unterzeichner unterstützten einen Offenen Brief und forderten, dass das Dezernat eigenständig bleiben soll.

Zudem entschied die Jamaika-Koalition mit dem neuen OB weitere Zuständigkeiten. So erhält die CDU das Vorschlagsrecht für das Dezernat für Bürgerangelegenheiten und Soziales, das um Digitalisierung und Tourismus erweitert wird, sowie das Dezernat für Ordnung, Sicherheit und Sport. Mögliche Bewerber für die Ämter stehen noch nicht fest. Klar ist nur: Die gescheiterte OB-Spitzenkandidatin Eva Kühne-Hörmann hat bereits erklärt, dass sie nicht Dezernentin werden will.

Die FDP als kleinster Partner erhält das Vorschlagsrecht für das neue Dezernat Kämmerei und Wirtschaft. Bislang ist Oberbürgermeister Christian Geselle Kämmerer. Nach HNA-Informationen könnte für die Finanzen FDP-Fraktionschef Matthias Nölke zuständig werden. Er selbst wollte dazu noch nichts sagen.

Neuer Oberbürgermeister Schoeller will in Kassel mehr sein als Kämmerer

Die Neuordnung der Dezernate war auch deshalb nötig geworden, weil der designierte Oberbürgermeister Schoeller erklärt hatte, anders als Geselle, nicht Kämmerer sein zu wollen. Die Grünen stellen ab dem 22. Juli nicht nur den OB, sondern sind auch weiterhin für die Dezernate Jugend, Gesundheit, Bildung und Chancengleichheit (Nicole Maisch) sowie Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt und Verkehr (Christof Nolda) verantwortlich.

Während bei Maisch klar ist, dass sie mindestens bis 2027 weitermachen soll, endet Noldas Amtszeit bereits im Dezember. Die Frage, ob und wie es für ihn weitergeht, wollte er gestern nicht beantworten.

Unterstützung in Kassel erhält Susanne Völker aus der Kultur

Als sich die Kasseler Kulturszene für Susanne Völker starkmachte, war ihr Schicksal quasi schon besiegelt. Vorigen Donnerstag veröffentlichten Kulturleute um den Staatstheater-Intendanten Florian Lutz einen Offenen Brief, in dem knapp 70 Unterzeichner fordern, dass das Kulturdezernat von Völker eigenständig bleiben soll.

Doch schon am Dienstag hatte die Jamaika-Koalition aus Grünen, CDU und FDP entschieden, dass der künftige Oberbürgermeister Sven Schoeller für Kultur verantwortlich sein soll. Die Gremien mussten das nur noch bestätigen. Gestern wurde das Ergebnis verkündet.

Staatstheater-Chef Lutz wollte Zusammenarbeit in Kassel erhalten

Staatstheater-Chef Lutz hatte sich sogar persönlich an Schoeller gewandt, um für „eine Fortsetzung der guten Zusammenarbeit“ mit der parteilosen Völker zu werben, wie er der HNA sagte. Er schätzt unter anderem „ihr unermüdliches Engagement für die Kasseler Kultur“. Auch Martin Sonntag von der Caricatura sagt: „Wir hatten sechs sehr gute Jahre für die Kultur. Susanne Völker ist eine Fachfrau, die viel in die Wege geleitet hat. In der Szene gibt es eine große Wertschätzung für sie.“

Trotzdem wird der neue OB auch für die Kultur zuständig sein. Schoeller hat immer wieder betont, dass das Amt des Rathaus-Chefs und des Kämmerers in zwei Hände gehört – anders als es Geselle in seiner Doppelfunktion praktiziert. Durch die Trennung seien Ressourcen geschaffen worden, die nun der Kultur zugutekämen, wie er gestern sagte: „Die Aufmerksamkeit, die das Amt des Oberbürgermeisters auf sich zieht, ist sehr nützlich, um der Bedeutung der Kasseler Kultur gerecht zu werden.“

Kassel: Kulturdezernentin hätte sich vorstellen können zu bleiben

Völker hatte er Ende voriger Woche über die Entscheidung informiert. Die Kulturdezernentin hätte sich „gut vorstellen können, die Kulturkonzeption 2030 fortzusetzen“. Die vergangenen sechs Jahre seien prägende Jahre gewesen. Die ehemalige Grimmwelt-Geschäftsführerin ist überzeugt, dass die Kultur in Kassel in ihrer Amtszeit „strukturell gestärkt wurde“. Der Offene Brief habe sie sehr berührt. Wie es für sie ab September weitergeht, ließ die 43-Jährige offen.

Aber ich gehe ohne Groll

-- Ehemalige Kulturdezernentin Susanne Völker --

Auch die scheidende Sozialdezernentin Ilona Friedrich wollte noch nichts über ihre Zukunft sagen. Dass sie und ihr SPD-Kollege Dirk Stochla (Ordnung, Sicherheit und Sport) ihre Posten angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament räumen müssen, hatte sich längst abgezeichnet.

Kassel: Entscheidung war keine Überraschung

Die gestern verkündete Entscheidung sei keine Überraschung gewesen. Die 61-Jährige fragt sich aber, ob Jamaika es schaffen wird, den hauptamtlichen Magistrat wieder paritätisch nach Geschlechtern zu besetzen. Derzeit gibt es drei Frauen und drei Männer. „Da waren wir in Kassel wegweisend. Hoffentlich gibt es keinen Rückschritt“, sagt Friedrich.

Der stellvertretende Kasseler CDU-Parteichef Maximilian Bathon sieht das etwas anders: „Wichtiger als Geschlechterparität ist mir Qualität. Sonst hat man am Ende jemanden wie die ehemalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Wir brauchen gute Leute.“ (Matthias Lohr)

Die Kasseler Kulturszene meldet sich politisch zu Wort. Sie wollen das Kulturdezernat als eigenständiges Ressort erhalten.

Sven Schoeller ist der erste grüne Oberbürgermeister in Kassel.

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