Kassel schafft stillsichere Orte für Familien

Die Stadt Kassel startet eine Kampagne, um stillsichere Orte für Familien zu schaffen, und sucht weitere Betriebe für die Teilnahme.
Kassel – Gerade in den kalten Monaten ist es problematisch: „Wir können uns zum Stillen dann nicht in die Aue setzen. Also hetzen wir durch die Stadt und hoffen, wieder zu Hause zu sein, wenn meine Tochter Hunger hat“, sagt Anna-Maria Graf. Auch Tamana Atayee stimmt zu: „Es ist ein großes Problem, einen Ort zum Stillen zu finden.“
So wie den beiden Müttern geht es vielen jungen Eltern. Aus diesem Grund setzt sich die Stadt Kassel mit der Kampagne „Stillen Willkommen“ für mehr Akzeptanz für das Stillen oder das Geben von Flaschennahrung in der Öffentlichkeit ein. Ab sofort zeigen Aufkleber, in welchen Geschäften, Gastronomiebetrieben und Institutionen das ganz ohne Probleme möglich ist.
„Wir wollen, dass sich Mütter und Väter und ihre Babys noch mehr willkommen fühlen“, sagt Gesundheitsdezernentin Nicole Maisch. Durch die Initiative sollen Orte zum Zurückziehen entstehen. Bislang machen zehn Betriebe aus Gastronomie und Einzelhandel bei der Aktion mit und haben den Aufkleber gut sichtbar im Schaufenster angebracht. „Aber es sollen noch mehr werden, die sich in der gesamten Stadt verteilen“, sagt sie.
Die bisherigen unterstützenden Läden bieten einen bequemen Platz für Eltern und Kinder zum Stillen oder Füttern. Kaufen oder verzehren müssen die Menschen, die dieses Angebot in Anspruch nehmen, aber nichts. „Es braucht gar nicht viel, um dabei zu sein: eine Sitzmöglichkeit in einer ruhigen Ecke und einen sanitären Bereich in der Nähe reichen aus“, sagt Projektleiterin Petra Haas.

Ein Sticker klebt jetzt im Schaufenster des Kindermodeladens „Sam und Locke“ an der Opernstraße. „Für mich war es selbstverständlich, mitzumachen“, sagt Betreiberin Elena Spiers. „Ich habe selbst zwei Kinder und weiß, wie schwierig die Situation für Eltern ist.“ Auch das Stadtcafé an der Treppenstraße beteiligt sich. Mitinhaber Alexander Palupski sagt: „Wir wollen damit ein Zeichen zur Familienfreundlichkeit setzen und Klarheit schaffen, dass stillende Mütter bei uns willkommen sind.“ Auch städtische Einrichtungen beteiligen sich an der Kampagne. So bietet etwa das Jugendamt der Stadt Kassel am Scheidemannplatz Räume zum Stillen oder Fläschchengeben an.
Das Design des Stickers ist in Anlehnung an die Hedi-App entstanden. Diese App bietet digitale Hilfe für die Schwangerenversorgung und ist für den Raum Kassel noch in der Entwicklung. Ende April soll sie aber auch hier an den Start gehen und kann dann von werdenden Müttern genutzt werden, um sich mit Hebammen, Gynäkologen, Kinderärzten sowie sozialen Anlaufstellen zu vernetzen. „Das Team der Hedi-App war begeistert von unserer Idee. Sie nehmen die Kampagne in ihr Programm auf und wollen eine Ausweitung auf weitere Kommunen unterstützen“, sagt Regine Bresler, Leiterin des Gesundheitsamts Region Kassel.
Infos zum Mitmachen per Mail an willkommen-gesundheitsamt@ kassel.de oder per Tel. unter 05 61/7 87 19 58. Es gibt auch eine interaktive Karte mit den teilnehmenden Orten.