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Vermittlungsversuch gescheitert: Zoff zwischen Kasseler SPD und Oberbürgermeister eskaliert

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Von: Matthias Lohr, Florian Hagemann

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Ron-Hendrik Hechelmann Kasseler SPD-Chef
SPD-Parteichef Ron-Hendrik Hechelmann (links) und Oberbürgermeister Christian Geselle. © Schachtschneider, Dieter

Der Streit zwischen der Kasseler SPD und Oberbürgermeister Christian Geselle geht weiter. SPD-Parteichef Ron-Hendrik Hechelmann verschickte nun einen brisanten Brief.

Kassel – Eskalation statt Mediation: Der Streit innerhalb der SPD und damit auch der zwischen großen Teilen der Partei und Oberbürgermeister Christian Geselle ist eskaliert. Grund ist eine Mitteilung, die Peter Carqueville, Pressesprecher der Kasseler SPD, in der Nacht zu Freitag verschickte. Überschrift: „Geselle lässt finalen Vermittlungsversuch platzen.“ Die als Eilmeldung überschriebene Mail wurde dabei um 2.38 Uhr versendet.

In der Mitteilung wird darüber informiert, dass Geselle an jenem Vermittlungsgespräch nicht teilgenommen hat, das nun am Donnerstag unter Vorsitz des Kasseler Politikprofessors Wolfgang Schroeder eine Annäherung zwischen den unterschiedlichen Lagern bringen sollte. Zitat Parteichef Hechelmann: „Wir erhielten weder einen Grund für sein Fehlen noch eine vorherige kurzfristige Absage.“ Dies schrieb Hechelmann auch in einem „dringenden Mitgliederbrief“ an die Genossen.

SPD in Kassel: „Habe die Mitglieder per Mail über das Scheitern der Gespräche informiert“

Im Gespräch mit unserer Zeitung sprach Hechelmann gestern davon, dass Geselle zuvor schon Vermittlungsversuche unter anderen von den ehemaligen SPD-Oberbürgermeistern Hans Eichel und Bertram Hilgen sowie vom Bezirksvorsitzenden Timon Gremmels nicht akzeptiert habe. Nun habe er keine Kenntnis gehabt, dass Geselle den Termin mit Moderator Schroeder nicht wahrnehmen werde. Hechelmann: „Weil ich einen Auftrag der Partei habe, habe ich die Mitglieder nach dem Gespräch per Mail auch transparent über das Scheitern der Gespräche informiert – ebenso Herrn Schroeder, dem wir danken, dass er seine Zeit zur Verfügung gestellt hat.“

Allerdings gibt es mittlerweile massive Kritik an Hechelmann. „Der heute verschickte Mitgliederbrief löst Entsetzen in uns aus“, schreiben Esther Kalveram, Wolfgang Decker, Dirk Stochla und Rosa-Maria Hamacher, die dem pragmatischen Flügel der Kasseler SPD angehören, dem auch Geselle nahesteht. Das Quartett nahm ebenfalls an dem Vermittlungsgespräch am Donnerstag teil. Es versichert, dass Geselles Fernbleiben bekannt gewesen sei. Moderator Schroeder bezeichnete Hechelmanns Vorgehen als Riesenschweinerei. Geselle äußerte sich gestern nicht.

Kassel: SPD seit Wochen trotz Vermittlungsversuchen gespalten

Wie es nun weitergeht in Sachen OB-Kandidatur für die SPD, ist offen. Parteichef Hechelmann sagt: „Die SPD wird in jedem Fall einen eigenen OB-Kandidaten haben.“ Offiziell ist das noch Christian Geselle.

Seit Wochen ist die Kasseler SPD zerstritten. Dabei geht es um die künftige Ausrichtung. Sowohl Partei als auch Fraktion haben mehrheitlich beschlossen, keine weiteren Gespräche mit der CDU über eine mögliche Koalition im Kasseler Rathaus zu führen – gegen den Willen des Oberbürgermeisters. In einem offenen Brief stellte Geselle daraufhin seine Kandidatur für die Oberbürgermeisterwahl im kommenden März unter SPD-Flagge infrage – zumindest wenn Parteichef Hechelmann und die Fraktionsvorsitzende Ramona Kopec weiter im Amt bleiben sollten.

Hechelmann und Kopec sind weiter im Amt, Partei und Fraktion trotz Vermittlungsversuchen gespalten. Zur jüngsten Franktionssitzung erschienen die Mitglieder des pragmatischen Flügels nicht – das sind sieben von 17, die auch als Geselle-Unterstützer gelten. (Florian Hagemann, Matthias Lohr)

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