Die Kasseler Stadtbibliothek bietet jetzt auch Saatgut an

In Kassel hat jetzt eine Saatgutbibliothek eröffnet. Die neue Einrichtung soll die Bürger ermuntern, regionale Pflanzen auszusäen und auszutauschen.
Kassel – Bibliotheken sind traditionell als Orte des Wissens bekannt. Das Wissen um alte Nutzpflanzen und regionale Pflanzenarten wird in der Kasseler Stadtbibliothek ab sofort auch als eigene Erfahrung angeboten. Bibliotheksbesucher können kostenlos gentechnikfreies Saatgut aus der neuen Saatgutbibliothek mitnehmen. 20 regionale Gemüsesorten, sieben Blühpflanzen und die „Kasseler Blumenwiese“ gehören zu dem neuen Angebot. Am Dienstag (15.02.2022) ist die Saatgutbibliothek eröffnet worden.

„Das Saatgut bietet die wunderbare Möglichkeit, Sachen selbst auszuprobieren, selbst die Erfolge zu generieren und sich dann auszutauschen“, so Kulturdezernentin Susanne Völker. Völker, der Leiter der Stadtbibliothek Knut Hoffmann und Mitarbeiterin Ann--Kristin Kemna stellten die Saatgutbibliothek im Victoria-Hochhaus vor.
Stadtbibliothek Kassel bietet Saatgut an: „Sind per se eine nachhaltige Einrichtung“
Die Idee zur Saatgutbibliothek hatte seine Kollegin Kemna ihm präsentiert, wie Hoffmann erzählte. „Bibliotheken sind per se eine nachhaltige Einrichtung“, sagte der Leiter der Stadtbibliothek. Der Schritt zu einer nachhaltigen Saatgutbibliothek habe sich daher angeboten. „Alle Samen sind gentechnikfrei und regional“, so Hoffmann, „da kann man sicher sein, dass man was Gutes in die Erde gibt.“ Die Idee sei, von den ausgesäten Pflanzen wiederum Ableger und Saatgut im Freundeskreis und der Familie weiterzugeben, „sodass ein nachhaltiger Kreislauf entsteht“.

Ermöglicht wird das Angebot nun durch gespendetes Saatgut. Hinter dem Projekt steht ein ernstes Anliegen: Die Saatgutbibliothek soll Kasseler auf alte Sorten von regionalen Nutzpflanzen aufmerksam machen, um der Vereinheitlichung des Saatguts entgegenzuwirken. So sollen auch Laien die Möglichkeit bekommen, regional angepasste Sorten selbst anzubauen. Entsprechend regional ist die Auswahl.
Saatgut in der Kasseler Stadtbibliothek: Gartenamt steuert „Blumenwiese“ bei
Kasseler können zum einen die typischen Pflanzen des Weinbergs in ihrem Garten und auf ihrem Balkon anbauen. Sieben Blühpflanzen werden unter dem Namen „Flora ex vinea“ vom Weinbergprojekt der Kommunalen Arbeitsförderung angeboten. „Dort wird mithilfe einer Projektgruppe, die sich aus Langzeitarbeitslosen zusammensetzt, Saatgut gewonnen, das direkt vom schönen Weinberg kommt“, so Initiatorin Ann-Kristin Kemna. Zudem wird die „Kasseler Blumenwiese“ vom Gartenamt der Stadt Kassel beigesteuert.

Vielfalt durch Saatgut: Bibliotheksbesucher sollen regionale Pflanzen anbauen
Durch das Saatgut von 20 regionalen Gemüsesorten, die der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) spendete, sollen Bibliotheksbesucher außerdem zum Anbau regionaler Pflanzen ermuntert werden. „Wir haben zum Beispiel Erbsen, Bohnen, Tomaten und natürlich Salat wie das Kasseler Strünkchen, das sehr köstlich schmecken soll“, sagte Kemna. „Der Verein kümmert sich darum, dass regionale Nutzpflanzensorten nicht in Vergessenheit geraten, sondern weitergepflegt werden.“
Das sei auch die Hoffnung hinter der Saatgutbibliothek: regionale Pflanzen wiederzubeleben. Die Mitarbeiter der Bibliothek haben Bücher mit Hintergrundwissen und Tipps zum Gärtnern bereitgestellt. Das Saatgut wird noch während der Saatzeit im Frühjahr angeboten. Im kommenden Jahr will man das Projekt dann fortsetzen. (Alina Andraczek)
Der derzeitige Standort der Stadtbibliothek ist eine Übergangslösung, die jedoch bei den Besuchern gut ankommt. Nichtsdestotrotz wird weiter nach einem neuen Standort gesucht.