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Todesfall im Wehlheider Gefängnis: Justizminister schweigt

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Kassel. Zum Skandal um die Tötung des Häftlings Janusz W. in der JVA Kassel will der hessische Justizminister Jörg-Uwe Hahn keine Stellung beziehen.

Archiv-Video: Blick in eine Zelle

„Wir können nichts sagen, weil die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen“, sagt der Sprecher des Ministeriums, Dr. Hans Liedel. Andernfalls würde man in laufende Ermittlungen eingreifen.

Die Kasseler Staatsanwaltschaft will zu dem Fall ebenfalls nichts sagen. Und der Leiter des Gefängnisses Kassel I sagte, er könne etwas sagen, wolle das aber nicht.

Wie berichtet, war der Pole Janusz W., der kurz vor seiner Abschiebung stand, im Gefängnis getötet worden. Mutmaßlicher Täter: Sein Zellengenosse Michail I., der als psychisch kranker Gewalttäter bekannt war.

Er saß bereits 2001 im Wehlheider Gefängnis. Als er 2012 wieder eingeliefert wurde, kontrollierte niemand seine alten Akten. Somit wusste man offenbar nicht, wie gefährlich der psychisch kranke Mann ist. Das geht aus Ermittlungsakten hervor, die der HNA vorliegen.

Nach der Tat hatte laut Aktenvermerk der Leiter der JVA, Jörg-Uwe Meister, es abgelehnt, Michail I. in eine gesicherte Zelle zu verlegen. Zitat aus dem Aktenvermerk eines JVA-Beamten: „Ich habe Herrn Meister vorgeschlagen, den Gefangenen I. in den besonders gesicherten Haftraum zu verlegen. Herr Meister lehnte die Verlegung in den besonders gesicherten Haftraum ab.“

Wie die HNA aus JVA-Kreisen erfuhr, hatten Beamte den Tatverdächtigen tatsächlich schon in die so genannte B-Zelle gebracht. „B“ steht im Gefängnisjargon für Beruhigungszelle, offiziell handelt es sich um einen besonders gesicherten Haftraum. In der Zelle gibt es zum Beispiel keine Möbel, der Gefangene wird ausgezogen und erhält zerreißbare Unterwäsche, mit der er sich nicht strangulieren kann.

Michail I. habe sich kooperativ gezeigt und sei freiwillig in die Zelle gegangen, wird aus dem Gefängnis kolportiert. Dann habe es aber die Anweisung des JVA-Chefs Jörg-Uwe Meister gegeben, ihn wieder in die normale Zelle zu bringen.

Von Frank Thonicke

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