Immer mehr Touristen und Tagungsgäste in Kassel sorgen für Bestmarken bei den Besucherzahlen. Das Wachstum ist deutlich stärker als in allen anderen Städten in Hessen.
Von Januar bis August wurden in Kassel 13,2 Prozent mehr Gäste-Übernachtungen verzeichnet als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Halbjahr von Januar bis Juni wurden bereits 477 500 Gäste-Übernachtungen registriert. Das ist ein Plus von 54 000 beziehungsweise 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Mit solchen Zuwachsraten liegt Kassel weit über dem Landes- und Bundesdurchschnitt, wo eine 2 oder 3 vor dem Komma steht. Zum Vergleich: Die Touristenmetropole Frankfurt hatte im ersten Halbjahr 5,8 Prozent mehr Übernachtungen, mit großem Abstand folgen andere hessische Städte. Im Landesvergleich „sind wir bei der Wachstumsdynamik die Nummer 1“, sagt Geschäftsführer Andreas Bilo von der Kassel Marketing GmbH.
Starke Entwicklung im Messe- und Tagungsgeschäft
Unter den Hauptgründen für den Gästeboom nennt Bilo die starke Entwicklung im Messe- und Tagungsgeschäft. Auf diesen Bereich würden sieben von zehn touristische Übernachtungen entfallen. Von rund 50 solcher Veranstaltungen seit Jahresbeginn hätten etliche erstmals in Kassel stattgefunden – darunter etwa ein internationaler Fußballtrainer-Kongress Ende Juli. Auch die viermonatige Ausstellung zu Rembrandts Saskia im Schloss Wilhelmshöhe sei ein Anziehungspunkt für Besucher gewesen.
Professionelle Gäste wie auch Kulturtouristen würden zunehmend auf Kassel aufmerksam durch die Kampagne „Wow Kassel“, mit der sich die Stadt seit 2017 bundesweit auf Plakaten und in sozialen Medien mit einem frischen Image präsentiert. Das trage laut den Daten von Marktforschern auch Früchte in Form steigender Bekanntheits- und Sympathiewerte für Kassel als Reiseziel, sagte Marketingleiter Dirk Bohle von Kassel Marketing.
Wenn sich die positive Entwicklung so fortsetzt, könnte laut Prognose der städtischen Touristiker am Jahresende die Marke von einer Million Übernachtungen geknackt werden – so wie erstmals im documenta-Jahr 2017, dem bislang besten Kasseler Tourismusjahr aller Zeiten. Falls aber eine solche Gästezahl ganz ohne Rückenwind durch die Weltkunstschau zustande käme, dann wäre das auch wieder ein Rekord für sich.
So cool wirbt Kassel per Plakat
Wer etwas darüber erfahren will, wie Kassel in anderen Teilen Deutschlands gesehen wird, der sollte öfter mit der Bahn fahren. Die Plakatmotive der seit 2017 laufenden Image-Kampagne „Wow Kassel“ vermitteln ein cooles, frisches Bild des nordhessischen Reiseziels, sind in Kassel selbst aber naturgemäß nicht zu sehen. Sie hängen in Bahnhöfen und an anderen Knotenpunkten deutscher Städte, tauchen auch als Anzeigenmotive in Reise- und Kulturmagazinen auf. Und viele von ihnen sind echte Hingucker – so wie das Motiv mit MHK-Chef Prof. Martin Eberle, der im pflaumenfarbenen Mandarin-Anzug für die Kasseler Saskia-Ausstellung warb.
Auf lokale Akteure als Models setzt die Kampagne auch bei künftigen Themen, wie Marketingleiter Dirk Bohle von Kassel Marketing sagte. Als Nächstes würden etwa Grimmwelt-Chef Peter Stohler, Graffiti-Guru Dustin Schenk, die Crew vom Sternerestaurant Voit und die jungen Modemacherinnen vom Label Soki bundesweit für die spannenden Seiten ihrer Heimatstadt Werbung machen.
Der Ansatz funktioniert offenbar: Laut Marktforschern steigen im Mehrjahresvergleich die Bekanntheits- und Sympathiewerte Kassels beim bundesweiten Publikum für Städtereisen. Deshalb soll das Budget für die Image-Kampagne nach Angaben Bohles deutlich aufgestockt werden. Auch aus Sicht von Kassel-Marketing-Aufsichtsratschef Christof Nolda stimmt die Richtung: „Ich freue mich, dass Kassel immer mehr Gäste begeistert“, sagte er.
In Kassel sind wegen Messen und Tagungen auch immer mehr Hotels ausgebucht. Im Mai waren das die internationale Fachmesse Ro-Ka-Tech und der Deutsche Fundraising Kongress.
Schon das Jahr 2018 zeigte eine stark ansteigende Tendenz an Besucherzahlen. Ohne documenta gab es einen Besucherrekord.
Auch in Baunatal sind die Übernachtungszahlen konstant hoch. Dort setzen die Hotels auf Kurzurlauber.