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Überschwemmungen drohen in Kassel: Wasser kann bei Starkregen nicht versickern

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Von: Jörg Steinbach

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Der Lossebach als reißender Strom: An der Buttlarstraße im Stadtteil Bettenhausen laufen nach starken Regenfällen nicht allein die Keller der angrenzenden Wohnhäuser voll.
Der Lossebach als reißender Strom: An der Buttlarstraße im Stadtteil Bettenhausen laufen nach starken Regenfällen nicht allein die Keller der angrenzenden Wohnhäuser voll. © Privat/nh

Wenn starker Regen auf Häuser, Beton oder Asphalt fällt, kann das Wasser nicht versickern. Dadurch drohen auch im Stadtgebiet Überschwemmungen durch die zunehmende Gefahr extremer Niederschläge.

„Viele Stadtbewohner glauben, Überflutungen betreffen sie nicht. Das ist ein Irrglaube“, sagt Bernhard Gause, Geschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Der Verband hat jetzt in einer Studie ermitteln lassen, wie es um die Gefahr von Überschwemmungen in 50 deutschen Großstädten bestellt ist.

Kassel liegt mit 32,1 Prozent versiegelter Fläche im Mittelfeld auf dem 22. Platz. Am schlimmsten ist es in München (1,45 Millionen Einwohner). Nahezu die Hälfte der bayrischen Hauptstadt (46,6 Prozent) ist dicht, Regen kann dort nirgends versickern. Die meisten Rasen- und Grünflächen gibt es in Potsdam (168.000 Einwohner) bei Berlin. Dort liegt der Versiegelungsgrad bei nur 12,7 Prozent – die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregen ist damit geringer.

Extreme Niederschläge sorgen immer öfter für Probleme. Wenn innerhalb einer Stunde 100 Liter Regen oder mehr pro Quadratmeter Fläche vom Himmel fallen, können die Wassermassen nicht mehr durch die Kanalisation abfließen. Deshalb spielt die Bebauungsdichte eine zunehmend wichtige Rolle.

„Je mehr Flächen bebaut sind, desto weniger Wasser kann im Boden versickern und desto mehr fließt oberflächlich ab“, sagt Studienleiter Artur Kubik vom Unternehmen VdS Schadenverhütung GmbH, das die Situation in den 50 Städten untersucht hat. 

Die Kanalnetze seien für extreme Niederschläge (wie dieses Unwetter im Kreis Kassel) nicht ausgelegt, sie ließen sich auch mit vertretbarem Aufwand nicht dafür herrichten, erklärt Kubik. Deshalb komme es nach einem heftigen Regen oft zu lokalen Überflutungen und Stauwasser – mit teils hohen Sachschäden. „Dieses Risiko besteht in allen dicht bebauten Gebieten, auch in den entsprechenden Flächen der weniger stark versiegelten Städte“, betont Kubik.

Ob Städte bereits Vorkehrungen getroffen haben und es einen Plan fürs Regenwassermanagement gibt, geht aus der Studie nicht hervor. Immer mehr Kommunen erstellen aber beispielsweise Karten, die zeigen, welche Stadtgebiete bei einem Starkregen überflutet werden, erklärt Gause.

Die Versicherer nutzen ihre Studie auch zur Risikoabschätzung. Zu wissen, wo Wasserschäden drohen, ist auch für die Bürger wichtig. Mithilfe der Überflutungskarten „können Hausbesitzer die Gefahr besser einschätzen. Das würde wiederum die Eigenvorsorge stärken“, sagt der Verbandsgeschäftsführer.

Denn viele Hauseigentümer seien bisher nicht gegen Schäden durch Überschwemmungen infolge von Starkregen oder Hochwasser abgesichert. Neben Vorkehrungen am Haus wie etwa geschützte Kellerfenster sei auch ein erweiterter Naturgefahrenschutz als Ergänzung zur Wohngebäudeversicherung wichtig.

Info: Unwetter: Wer zahlt bei Schäden am Auto?

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