Weniger als 850 Euro für Essen, Wohnen, Kleidung: Viele Studierende in Kassel sind arm

Fast ein Drittel der Studierenden in Deutschland gilt als arm. Das geht aus einer aktuellen Studie des Paritätischen Gesamtverbands hervor. In Kassel ist die Quote sogar noch höher.
Kassel - Damit liegt die Armutsquote unter Studierenden fast doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (16,8 Prozent). Als armutsgefährdet gilt dabei, wer weniger als 1266 Euro pro Monat zur Verfügung hat.
An der Uni Kassel fallen nach der jüngsten Sozialerhebung des Studierendenwerks sogar 89 Prozent unter diese Grenze. Die mit 38 Prozent größte Gruppe der Studierenden an der Uni Kassel hat 601 bis 850 Euro monatlich zur Verfügung. „Für sehr viele Studierende ist das Budget knapp auf Kante gestrickt“, weiß Concetta Mugavero von der Sozialberatung des Studierendenwerks.
Studenten an der Armutsgrenze - Miete frisst das halbe Budget
Den dicksten Batzen stellten in der Regel die Wohnkosten dar. Nicht selten zahlten Studierende inzwischen 400 Euro oder mehr – auch für WG-Zimmer. Lediglich sechs Prozent der Kasseler Studierenden haben einen Wohnheimplatz. In den Wohnheimen des Studierendenwerks beträgt die Miete maximal 310 Euro inklusive Betriebskosten.
Seit der Coronapandemie ist die Nachfrage bei der Sozialberatung, die Studierenden vor allem in finanziellen Fragen zur Seite steht, stark gestiegen. Auch jetzt, da wieder mehr Jobs für Studierende zur Verfügung stehen und die Studienbedingungen sich normalisiert haben, ist die Not offenbar nicht kleiner geworden. So haben seit Jahresbeginn 1400 Sozialberatungen beim Studierendenwerk stattgefunden – nahezu so viele wie im gesamten Vor-Corona-Jahr 2019. Vergangenes Jahr gab es 2332 Beratungen.
Studenten unter der Arnutsgrenze - Nachfrage nach Notfonds des Studierendenwerks hoch
Auch die Nachfrage nach dem Notfonds des Studierendenwerks ist ungebrochen hoch. Dieses Jahr gab es bereits 117 Auszahlungen in Höhe von 33 700 Euro. Im Gesamtjahr 2019 wurden in 111 Fällen 12 100 Euro ausgezahlt. Voriges Jahr wurde mit 42 000 Euro so viel Notgeld verteilt wie noch nie.
Die Situation sei – auch angesichts der aktuellen Preissteigerungen – besorgniserregend, sagt Julia Thonfeld, stellvertetende Geschäfsführerin des Studierendenwerks „Wenn man sich finanzielle Sorgen macht, die an die Existenz gehen, kann man nicht studieren.“ Auch die Corona-Pandemie hat Studierenden zu schaffen gemacht, manche haben sich ausschließlich von Reis und passierten Tomaten ernährt. (Katja Rudolph)