Kasseler Paar sorgt für Bau einer Schule in Afrika

Hanne und Rudi Roy aus Kassel haben eine Brücke von Kassel ins 7500 Kilometer Luftlinie entfernte Malawi geschlagen. In dem ostafrikanischen Land hat das Paar gemeinsam mit Einheimischen unter anderem dafür gesorgt, dass eine Schule im Dorf Tambala gebaut werden konnte.
Kassel - Inzwischen hat die Schule ihren Betrieb aufgenommen. Mehr als 50 000 Euro Spenden haben die Kasseler mit ihrer privaten Entwicklungshilfe in die bitterarme Region gebracht.
Angefangen hat die Liebe zu Malawi, als Rudi Roy im Ruhestand neue Herausforderungen suchte. Beim Senior Experten Service (SES) wurde der ehemalige Radverkehrsbeauftragte des Kreises Kassel fündig. Die Organisation vermittelt ehrenamtlich tätige Fachkräfte in Entwicklungs- und Schwellenländer. „Ich hatte geglaubt, dass in Afrika keine Radverkehrsexperten gebraucht werden“, sagt Roy. Tatsächlich war diese Expertise auch nicht gefragt, dafür aber die Schreinerausbildung des 71-Jährigen.

So landete Roy in Malawi, wo er bei der Entwicklung einer Schreinerei anpacken sollte. Bei einem seiner Einsätze kam er vor vier Jahren mit einem engagierten Lehrer und einem Krankenwagenfahrer in Kontakt. Die beiden erzählten dem Kasseler von ihrem Plan, eine Secondary School – vergleichbar mit einer Mittelschule – in Tambala, im Norden von Malawi, bauen zu wollen. In der abgelegenen Region gab es bisher weit und breit keine solche Bildungseinrichtung.
Rudi Roy war sofort begeistert vom Enthusiasmus der Initiatoren, mit denen er heute befreundet ist. Doch er hatte Zweifel, dass die angedachte Finanzierung des Bauvorhabens mittels Landwirtschaft, Taxifahren und dem Betrieb eines kleinen Verkaufsladens ausreichen würde. Also startete er eine Spendensammlung im Bekanntenkreis, die über unsere Zeitung und Soziale Netzwerke immer weitere Kreise zog.
Über drei Jahre lang verfolgten die Kasseler ihr Projekt. Letztlich kam ein Großteil der erforderlichen 30 000 Euro für das Hauptgebäude der Schule durch Spenden zusammen. In diesem Jahr konnte sie ihren Betrieb aufnehmen. In der ersten Stufe werden dort 160 Schüler unterrichtet.

Zwar läuft der Betrieb bereits, aber die Konzession des malawischen Bildungsministeriums steht noch aus. Dafür müssen an der Schule noch ein Labor für Naturwissenschaften, Lehrerwohnungen, eine Solaranlage und ein Trinkwasserbrunnen gebaut werden. Der erste Brunnen war versiegt, weshalb Roy den an der Uni Kassel entwickelten Wasserrucksack Paul nach Malawi brachte. Die waldeckische Firma Veltum hatte diesen gesponsert. Mit dem tragbaren Membran-Wasserfilter ist die Wasserversorgung vorerst gesichert.
„In Malawi stellt nicht das Ministerium das Geld für Schulbauten zur Verfügung. Dieses finanziert nur die Lehrkräfte“, erzählt Roy. Bislang seien diese behelfsmäßig untergebracht, weil die Wohnungen noch fehlten. Der Bau der Wohnungen und des Labors hat aber bereits begonnen. Es gibt also noch einiges zu tun.
„Unser Ziel ist es, mit einem kleinen übersichtlichen Projekt Spenden zu akquirieren, die dann eins zu eins ins Projekt fließen. Wir haben gemerkt, dass es geht, wenn man Transparenz herstellt und glaubwürdig bleibt“, so der 71-Jährige. (Bastian Ludwig)
Kontakt und Spenden: rudi.roy@t-online.de