Kasseler THW-Helfer berichtet vom Einsatz im türkischen Erdbebengebiet

Auf der Suche nach Überlebenden: Alexander Ludwig vom THW Kassel berichtet über seinen Einsatz im Erdbebengebiet in der türkischen Stadt Kirikhan.
Kassel/Baunatal – „Search and rescue“: Überlebende suchen und retten ist im Katastrophenfall Aufgabe der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) des Technischen Hilfswerks (THW). Zu dem Team mit rund 50 Einsatzkräften aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gehört seit 2018 auch Alexander Ludwig vom THW Kassel. Als einziges Mitglied des Ortsverbandes war der 25-Jährige vom 8. bis 13. Februar in der vom verheerenden Erdbeben betroffenen Region Hatay in der Türkei im Einsatz.
„Dieser Einsatz bleibt noch lange in Erinnerung“, sagt Alexander Ludwig nach seiner Rückkehr nach Kassel. In Kirikhan hatte sich das THW-Team sein für maximal 14 Tage ausgelegtes autarkes Camp aufgebaut. Die Stadt wies und weist Spuren der Verwüstung auf. „Viele Häuser sind nur noch Schutt, ganze Häuserfronten sind einfach weg“, berichtet der gebürtige Kasseler, der in Baunatal aufwuchs und lebt.

THW Kassel im Einsatz in der Türkei: Teamarbeit mit Spürhunden, Bohr- und Aufbrechhammer
Bei der Suche nach Überlebenden sei man jeweils mit einem 14-köpfigen Team vorgegangen – inklusive zweier Spürhunde. Sein Hauptarbeitsgerät in diesen Tagen sei der Bohr- und Aufbrechhammer gewesen, sagt der ehrenamtliche THW-Helfer, der seit 2021 dem Ortsverband Kassel angehört und im Hauptberuf als Zerspanungsmechaniker im Volkswagenwerk tätig ist. In den zusammengefallenen Gebäuden habe er auch einige Tote gesehen. „Aber wir waren auch bei zwei Lebendrettungen dabei“, betont der 25-Jährige. Einmal habe das THW-Team die Einsatzkräfte von I.S.A.R. Germany bei der Rettung einer jungen Frau und einmal habe es lokale Kräfte bei der Rettung einer älteren Dame unterstützt.
Am Abend des 6. Februar war Alexander Ludwig alarmiert worden. Am Morgen des 8. Februar hob er vom Flughafen Köln-Bonn aus in die Türkei ab. Als Mitglied der THW-Einheit habe er eine „Fachausbildung Bergen“ absolviert. Einmal im Monat treffe sich die Gruppe zum Training von Notfällen. Durch die realistischen Großübungen habe er sich auf den Einsatz gut vorbereitet gefühlt. Die Herangehensweise bei Notfällen sei immer gleich und daher eingeübt. Trotz der Zerstörung und des Chaos in Kirikhan sei der Einsatz gut organisiert gewesen und professionell gelaufen.
THW Kassel im Einsatz im türkischen Erdbebengebiet: Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft
Für Alexander Ludwig war das der zweite Auslandseinsatz. Im Jahr 2020 war er bereits mit den SEEBA-Kollegen in Beirut – nach den verheerenden Explosionen im Hafen der libanesischen Hauptstadt. Vieles habe sich bei den Einsätzen geähnelt, manches sei aber auch anders gewesen. So seien in Beirut Industrieanlagen zerstört worden, der gesamte Bereich sei abgesperrt gewesen. Das Erdbeben in der Türkei habe hingegen vor allem Wohngebiete getroffen. Während des Einsatzes suchten Menschen in den Trümmern nach Verwandten, Nachbarn und Freunden. Ludwig: „Man sieht hier die Anspannung und das Leid der Leute.“

Positiv in Erinnerung würden ihm die Gastfreundschaft und die Hilfsbereitschaft der Menschen bleiben. Nach einer Woche im Einsatz sei er körperlich „schon kaputt gewesen“, räumt Ludwig ein. Er ist froh, wohlbehalten zurück zu sein. Seine Familie und seine Freundin seien es auch. Klar sei für ihn aber, was er mache, wenn die nächste Alarmierung zum Auslandseinsatz komme, so Ludwig: „Ich würde es wieder tun.“ (Andreas Hermann)