Stadtbaurat Christof Nolda - Auch bei Gegenwind Kurs gehalten

Kassel. Er ist sichtlich entspannt. Im ersten Jahr an der Spitze des großen Kasseler Baudezernats hat Christof Nolda (Grüne) Fuß gefasst. Fehlende Verwaltungserfahrung hat der Grüne mit Fleiß und Ausdauer wettgemacht.
„Ich habe noch keinen Tag bereut, dass ich den Job gewechselt habe“, sagt Nolda, der bis zu seinem Sprung ins Baudezernat als selbstständiger Architekt tätig war. Dass er vom Fach ist, hat ihm den Einstieg erleichtert.
Anders als sein fachfremder Vorgänger Joachim Lohse ist Nolda auch seit vielen Jahren in Kassel zu Hause. Er kennt die Stadt und hat sich mit seiner umgänglichen Art im Rathaus Sympathien erworben. Von seinen 500 Mitarbeitern spricht er mit Respekt. Es sei eine Mannschaft, auf die er sich verlassen könne. Als Beispiel nennt er den geplanten Iwes-Bau der Fraunhofer-Gesellschaft am Kulturbahnhof. In Windeseile habe man es geschafft, ein städtebauliches Konzept zu entwerfen und die Voraussetzungen für die Verhandlungen mit der Bahn geschaffen. Das erfülle ihn mit Stolz. „Den Erfolg werden wir auch demnächst sehen.“ Stolz ist er auch darauf, dass es ihm gelungen ist, das Fahrradverleihsystem Konrad trotz Gegenwinds zu sichern.
Es sei „eine Bereicherung für Kassel“ und ausbaufähig. Dass die Stadt beim Ausbau der Radwege gelegentlich über die Stränge schlägt, wie beim eine Million Euro teuren Abschnitt an der Fulda, kommentiert er gelassen. „Jede Strecke hat teure und preiswerte Ecken.“ Während er beim Radverkehr erste Akzente gesetzt hat, sind große Themen der Stadtentwicklung im Hintergrund geblieben – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Eine bessere Anbindung der Universität, Aufwertung von Schillerviertel und Pferdemarkt – diese Aufgaben will er nun anpacken. Verstärken will Nolda auch den Dialog mit den Bürgern, auch wenn der nicht immer von Erfolg gekrönt ist, wie er in seinem ersten Jahr auf dem Chefsessel erfahren hat. Anfeindungen gab es trotz Zugeständnissen von Anwohnern der Parkstraße, die vergebens für den Erhalt der Bäume gekämpft hatten. Doch das schreckt ihn nicht. „Ich glaube, dass die Stadtgesellschaft einen Hunger nach Mitbestimmung hat“, sagt er. Bei der Umgestaltung der Tulpenallee lenkte er aus Gründen der Verkehrssicherheit ein, die Zukunftskonferenz zur Entwicklung des Kasseler Ostens im Februar soll einen weiteren Dialog einleiten. Seine grüne Handschrift will der Schwabe auch stärker beim Thema Umweltschutz zeigen, der auf allen Ebenen der Planung eine Rolle spielen soll: „Da gibt es Nachholbedarf“, sagt er. Als Beispiel nennt er Tempo 30 auf Hauptstraßen, ein verkehrspolitisches Reizthema.
Reizthemen umgangen
Ob es ihm gelingen wird, seine Vorstellungen auch gegen Widerstände durchzusetzen, wird sich zeigen. Bislang hat es Nolda verstanden, klug zu agieren. Strittige Themen wie den Umbau des Entenangers und die Bebauung des Karlsplatzes hat er ausgespart.
Zur Person
Christof Nolda (50) hat im Januar 2012 die Nachfolge von Dr. Joachim Lohse (parteilos) an der Spitze des Kasseler Dezernats für Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklung und Bauen angetreten. Nolda ist in Karlsruhe geboren und in Echterdingen bei Stuttgart aufgewachsen. Nach dem Abitur ließ er sich als Zimmerer ausbilden, bevor er 1987 sein Architekturstudium in Kassel aufnahm. Anschließend machte er sich mit einem Studienkollegen als Architekt selbstständig. Von 2003 bis 2005 arbeitete Nolda für die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft als Sachgebietsleiter Grundstücksentwicklung. Seit 2005 war er wieder als freier Architekt in Kassel tätig (Ladleif Nolda Architekten). Den Grünen, für die er im Ortsbeirat Wolfsanger und im Stadtparlament saß, gehört er seit 2002 an. Nolda ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. (els)
Zitate
„Man kann es in so einem Geschäft nicht allen recht machen.“ Christof Nolda zu seinen Aufgaben als Bau-, Verkehrs- und Umweltdezernent.
„Ich mache eigentlich gar nichts mehr, trotzdem sind die Tage voll.“ Zum Unterschied zwischen der praktischen Arbeit als freier Architekt und seinen neuen Aufgaben in der Verwaltung.
„Heute lege ich jede Strecke mit dem Fahrrad zurück.“ Über die Vorzüge seines Arbeitsplatzes.
„Darin liegt der Schlüssel zum Erfolg.“ Zur Regionalreform und einer gemeinsamen Entwicklung von Gewerbeflächen und Bauland.
„Im Straßenbau machen wir so viel wie nie zuvor.“ Zur Arbeitsbelastung durch Umbauplanungen wie für die Loßbergstraße, die Goethe- und die Friedrich-Ebert-Straße.
„Es kommt auf die intelligente Umsetzung an.“ Zum Fahrradleihsystem Konrad. „Eine Härte ist es, auch wenn alle Bettenhausen lieben.“ Über den Umzug seines Dezernates in das Technische Rathaus bei Salzmann und den Unterschied zwischen der Kasseler Innenstadt und Bettenhausen.
„Ich werde das mit aller Strenge durchsetzen.“ Zur Einhaltung der Baukosten beim Grimm-Museum.
„Ich fühle mich unterstützt.“ Zum Rückhalt durch die Grünen-Fraktion.