Katholische Kita in Kassel: Kinder aus 28 Nationen lieben Weihnachten

Kassel. Eltern hatten sich beschwert, dass in der städtischen Sara-Nussbaum-Kita nicht richtig Weihnachten gefeiert wird. Wir stellen eine katholische Kita vor, in der Kinder aus 28 Nationen betreut werden und christliche Feste für keine Konflikte sorgen.
Wenn in der Adventszeit in der katholischen Kita St. Bonifatius Weihnachtsgeschichten erzählt werden, ist es mucksmäuschenstill. „So gespannt hören unsere Kinder nur selten zu“, berichtet Kita-Leiterin Marita Gill. In ihrem Kindergarten an der Weserspitze werden 98 Kinder aus 28 Nationen betreut. Obwohl nur sechs Kinder keinen Migrationshintergrund haben, feierten alle begeistert das christliche Fest.
Konflikte gebe es mit den muslimischen Eltern deshalb nicht - in ihren 42 Jahren in der Kita habe sie dies nur einmal erlebt und dem betreffenden Vater nahegelegt, sein Kind auf eine andere Kita zu schicken. Muslimische Eltern wünschten sich sogar oft, dass ihre Kinder in konfessionelle Kitas kommen.
Muslime kommen gezielt
„Wenn ausländische Eltern ihre Kinder bei uns anmelden, höre ich oft, dass sie die Wertevermittlung der Kirche schätzen“, sagt Gill. Muslimische Eltern hätten nichts dagegen, wenn in der Kita mit ihren Kindern über Jesus gesprochen werde - dies werde im Vorfeld mit diesen besprochen. Auf der Warteliste der Kita stünden 100 Namen.

Gill hat schon häufig gehört, dass in städtischen Kitas die christlichen Feste kaum noch eine Rolle spielten. „Das ist doch unsere Kultur, die müssen wir doch nicht verleugnen oder uns verbiegen. Unsere Adventsnachmittage sind immer voll und auch in die Kirche kommen fast alle Eltern mit“.
Sie findet es seltsam, dass die städtischen Kitas den Sankt-Martins-Umzug als Lichter- oder Laternenfest bezeichneten. Beim Mittagstisch versucht die Kita allen Kulturen gerecht zu werden: „Wir bieten Schweine- und Rindfleisch an. Würde ich für die Moslems auf Schweinefleisch verzichten, hätten die indischen Kinder ein Problem. Die essen ja kein Rind“, sagt Gill.
In dieser Woche hatte Gill in der katholischen Stadtverkonferenz, in der alle katholischen Einrichtungen zusammengeschlossen sind, über ihre Arbeit berichtet. Dort war kritisch darüber diskutiert worden, dass die städtischen Kitas immer stärker die christliche Kultur unterdrückten.
„Kindergärten sind Orte der Integration. Es gibt aber offenbar eine Unsicherheit darüber, was Toleranz ist“, sagt Marieluise Labrie, die Vorsitzende der katholischen Stadtkonferenz. „Man muss doch erstmal die eigene christliche Kultur würdigen und sich derer vergewissern, um dann andere Kulturen auch würdigen zu können“, sagt Labrie.
Weihnachten sei nicht nur ein Kulturgut, sondern auch eine wichtige Glaubensmarkierung im Jahr. „Wir sollten den muslimischen Kindern zeigen, was wir schön daran finden. Umgekehrt können diese in der Kita auch zeigen, was ihre Religion ausmacht, zum Beispiel das Zuckerfest.“
Das sagt Dechant Harald Fischer
Der Dechant der katholischen Kirche in Kassel, Harald Fischer, hat sich auch zur Diskussion um christliche Werte in Kitas zu Wort gemeldet: „Integration heißt nicht, dass wir unsere christlichen Werte hinter

vermeintlicher Toleranz und Multikulturalität verstecken.“ Es sei ein Trugschluss, dass sich zwangsläufig Konflikte entwickelten, wenn muslimische Kinder mit christlicher Kultur und Werten in Berührung kämen. Der Dechant befürchtet allerdings, dass die Diskussion von rechten Parteien instrumentalisiert werden könnte. Die Muslime seien nicht das Problem, sondern vielmehr Kita-Leitungen, die in vorauseilendem Gehorsam die christlichen Traditionen versteckten.