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Beliebter Vintage-Laden zieht um - neue Pläne für Industriehalle

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Von: Matthias Lohr

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Hier gibt es nicht nur Buchstaben: Fernando Vargas und Juliane Hebeler haben die „Aesthetischen Werke“ am Königstor zum Treffpunkt gemacht. Nach einer Abschiedsparty am Samstag soll es ab Herbst in der Friedrich-Ebert-Straße weitergehen.
Hier gibt es nicht nur Buchstaben: Fernando Vargas und Juliane Hebeler haben die „Aesthetischen Werke“ am Königstor zum Treffpunkt gemacht. Nach einer Abschiedsparty am Samstag soll es ab Herbst in der Friedrich-Ebert-Straße weitergehen. © Fernando Vargas

Der Vintage-Laden „Aesthetische Werke“ war Concept-Store, Offene Werkstatt und Event-Halle. Nun ziehen die Betreiber an einen kleineren Ort um. Für die Halle gibt es aber schon neue Pläne.

Kassel – Ein bisschen erinnert die Tätigkeit von Juliane Hebeler in den „Aesthetischen Werken“ am Königstor an Schlemihl aus der „Sesamstraße“. Die etwas dubiose Figur aus der TV-Serie raunte Sätze wie: „Pssst, möchtest du ein A kaufen?“ So versuchte sie, Buchstaben zu verhökern. Hebeler ist viel sympathischer und erfolgreicher.

Mit ihrem Partner Fernando Vargas verkaufte sie in der ehemaligen Industriehalle alte Möbel und Lampen, vor allem aber leuchtende Buchstaben. Die fand das Paar etwa nach Geschäftsaufgaben in der ganzen Republik. Anschließend restaurierte Hebeler die Buchstaben, verkaufte sie an Privatpersonen oder Kultureinrichtungen. So stammt der Schriftzug am Ruruhaus in der Treppenstraße während der documenta fifteen von den „Aesthetischen Werken“, die zugleich Concept-Store mit offener Werkstatt sowie Veranstaltungsort waren.

Nun ist damit Schluss am Königstor. Diesen Samstag gibt es dort eine große Abschiedsparty. Ende März zieht Hebeler aus, ehe sie ab Herbst in der Friedrich-Ebert-Straße Buchstaben verkaufen und als Interieur-Beraterin tätig sein will. Vintage-Möbel werden nach wie vor ein Schwerpunkt der „Aesthetischen Werke“ sein. Buchstaben werden weiter über Instagram und den Etsy-Shop verkauft, eine Art Ebay für Kreative. Zudem will Hebeler besondere Raumkonzepte etwa für Geschäftsräume entwickeln: „Wir wollen Atmosphären designen.“

Auch die ehemalige Schlossereischule gegenüber den Städtischen Werken hatte ein besonderes Flair. Hebeler hat ein Gespür dafür, wie sie schon zur documenta 2012 bewies, als sie mit ihrer Schwester auf dem Parkhaus in der Wilhelmsstraße das Pop-up-Hotel „Baya Central“ betrieb.

In der 400 Quadratmeter großen Halle am Königstor fanden in den vergangenen Jahren Workshops und Partys statt. Für Hebeler endet nun „eine der schönsten Zeiten meines Lebens“, wie die 43 Jahre alte Mutter zweier Kinder sagt. Aber das dreiteilige Konzept mit Laden, Werkstatt und Veranstaltungsort sei „definitiv zu viel. Wir wollen uns verkleinern.“

Trotzdem wird es am Königstor weiter kreativ zugehen. Der Künstler Sebastian Haag und der BWL-Student Paul Winter haben die Halle ab April angemietet, um sie für Geburtstage, Hochzeiten und andere Feiern zur Verfügung zu stellen. Zudem sollen zwei Kunstateliers einziehen. Laut Winter spricht der Saal „mit seinem industriellen Stil Menschen an, die den Spagat machen wollen zwischen chic und rustikal“. Auch die Tonwerkstatt von Ulrike Seilacher im Vorderhaus wird es weiter geben.

Allerdings bieten die drei Eigentümer des Areals das mehr als 1000 Quadratmeter große Grundstück, zu dem auch ein Bürogebäude gehört, gerade zum Verkauf an. Auf der Internetseite des Immobilienmaklers Hoesch-Kröger-Kampe werden 2,4 Millionen Euro verlangt.

Die Abschiedsparty der „Aesthetischen Werke“ an diesem Samstag wird deutlich günstiger, besticht aber durch in Kassel angesagte DJs, die bis in den frühen Morgen für Stimmung sorgen sollen. Alles soll so glitzernd und stilvoll werden wie in der legendären New Yorker Disco Studio 54. Bei der Tombola um Mitternacht gibt es ein 1,20 Meter großes K zu gewinnen, das wohl aus einem der ersten Karstadt-Schriftzüge stammt. So etwas hatte nicht einmal Schlemihl in der „Sesamstraße“ im Angebot. (Matthias Lohr)

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