Warnstreik: Keine Bahnen und volle Straßen
Der bundesweite Warnstreik legte öffentlichen Nahverkehr auch in Kassel weitgehend lahm.
Kassel – Sie wollten Druck im Arbeitskampf machen. Das ist den Beschäftigten der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) und der Bahn gestern gelungen. Sie folgten einem Aufruf der Gewerkschaften Verdi und EVG, es kam zu erheblichen Einschränkungen. Wir haben uns umgesehen und Stimmen eingeholt.
- Bahnhof Wilhelmshöhe 1: So einen Anblick gibt es tagsüber sonst nie. Unter dem Säulendach am Vorplatz des Bahnhofs Wilhelmshöhe war weit und breit keine Straßenbahn zu sehen. Gähnende Leere am Gleis, lediglich ein paar wartende Fahrgäste. Die waren froh, dass zumindest die Busse des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) im Einsatz waren. Die Beschäftigten der privaten Verkehrsbetriebe waren nicht zum Streik aufgerufen.
- Bahnhof Wilhelmshöhe 2: Dass Züge ausfallen oder sich verspäten, ist leider ziemlich normal. Anzeigentafeln im Bahnhof Wilhelmshöhe, auf denen nicht ein Zug aufgelistet ist, sind allerdings eine Rarität. Gestern war das so. Entsprechend leer war es im Bahnhof. Beim Bäcker war ebenso wenig los wie bei McDonald oder bei Rossmann. „Das erinnert an die schlimmste Zeit von Corona“, sagt Stefanie Uersfeld von der Bücherei Schmitt und Hahn. Bis zum Mittag seien fast nur Kunden im Laden gewesen, die im näheren Umfeld des Bahnhofs wohnen. Auch am Taxistand ist kaum etwas los. Er habe bislang erst einen Kunden gehabt, sagt ein Fahrer. Ebenso wie seine Kollegen hofft er, dass es am Dienstag wieder halbwegs normal weitergeht.
- Die Straßen: Montag morgen auf der Druseltalstraße stadteinwärts. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis zum Wehlheider Kreuz, weil so viele Autos unterwegs sind. Auch auf den anderen großen Einfallstraßen sieht es ähnlich aus. Es sei jede Menge los gewesen, sagt Polizeisprecherin Ulrike Schaake. Eine Häufung von Unfällen im Vergleich zu normalen Werktagen habe es allerdings nicht gegeben. Was auch daran gelegen haben könnte, dass es oft nur langsam voranging. Viele Menschen, die sonst aus dem Umland zum Beispiel mit der Regiotram zur Arbeit nach Kassel fahren, sind gestern auf das Auto umgestiegen.
- Schule und Arbeit: Ein recht großes Einzugsgebiet hat unter anderem das Kasseler Wilhelmsgymnasium. Spürbare Probleme habe es gestern aber nicht gegeben, sagt Schulleiter Uwe Petersen. Er habe in einem Kurs Schülerinnen aus Niestetal und Söhrewald-Wellerode, die pünktlich mit dem Bus zum Unterricht da waren. Es habe aber sicher auch einige Elterntaxis mehr als sonst gegeben. Unter anderem an der Engelsburg war das nicht nötig. Hier fand Online-Unterricht statt. Wer nicht unbedingt an die Arbeit musste, hat gestern Homeoffice gemacht. Das bestätigt unter anderem Michael Wudonig von K+S. Auf den den laufenden Betrieb habe der Warnstreik keine größeren Auswirkungen gehabt. Vermutlich seien aber mehr Beschäftigte als sonst mit dem Auto gekommen.
- Der NVV: Offenbar seien viele Fahrgäste gut über den Streik informiert gewesen und hätten sich darauf eingestellt, sagt Judith Féaux de Lacroix vom NVV. Homeoffice und digitaler Unterricht hätten dazu beigetragen, dass es vergleichsweise ruhig blieb. Die verbleibenden Fahrgäste hätten vermehrt die Buslinien genutzt, die nicht vom Streik betroffen waren.

