Ortskern wird für Autos gesperrt: Streit um Versuch entfacht
Was die Stadt Kassel auf der Unteren Königsstraße schon ausprobiert hatte, soll bald in Kirchditmold getestet werden: Einen Monat lang sollen die Autos draußen bleiben.
Kirchditmold - Während des Verkehrsversuches sollen die Auswirkungen für den Verkehr und den Ortskern von Kirchditmold analysiert werden. Busse und Bahnen der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft dürfen ungehindert durch die temporäre Fußgängerzone fahren. Sollte die Sperrung sich bewähren, könnte dies Auswirkungen auf grundsätzliche Verkehrsänderungen in dem Bereich haben. Es gibt aber bereits Kritik an den Plänen von ortsansässigen Arztpraxen.
„Übergeordnetes Ziel ist, die Aufenthaltsqualität und Verkehrssicherheit zu erhöhen“, sagt Stadtbaurat und Verkehrsdezernent Christof Nolda (Grüne). Der Ortskern habe grundsätzlich eine gute Struktur, noch mehr zum Verweilen einzuladen.
Gesperrt wird der Ortskern für den motorisierten Individualverkehr auf der Teichstraße ab der Einmündung Opferhof. Die Zentgrafenstraße ist von der Harleshäuser Straße bis zur Einmündung Opferhof nicht befahrbar.

Verkehrsversuch in Kassel: Parkplätze für Anwohner fallen weg
Durch die Sperrung fallen etliche Parkplätze am Straßenrand weg. Bei dem etwa einem Dutzend Arztpraxen und medizinischen Einrichtungen in dem Bereich sorgt dies für Widerstand. „Wir haben relativ kurzfristig von dem Vorhaben erfahren und waren schockiert“, sagt der ortsansässige Orthopäde Michael Eysel. Für mobilitätseingeschränkte Patienten seiner und der benachbarten Praxen sei dies ein Problem.
Weil zudem in den drei Wochen vor dem Verkehrsversuch Gleisarbeiten der KVG in dem Bereich laufen, sei die Situation für Autofahrer für fast zwei Monate angespannt. Eysel sieht es zudem kritisch, dass der Verkehrsversuch nicht zu den Maßnahmen gehört, die sich in der von der Stadt beauftragten Ortskernstudie Kirchditmold wiederfinden. „Was ist der Sinn eines Experiments, das von den externen Fachleuten nicht vorgeschlagen worden ist“, fragt sich Eysel.

Ortsvorsteherin verspricht sich wichtige Erkenntnisse von Verkehrsversuch
Ortsvorsteherin Elisabeth König (Grüne) verteidigt das Vorhaben. Sie verspricht sich „wichtige Erkenntnisse“.
Um Anwohner und Interessierte über den Verkehrsversuch aufzuklären, findet am heutigen Dienstag ab 19 Uhr in der Friedrich-List-Schule (Mehrzweckraum) eine Informationsveranstaltung statt. Die Stadt verspricht eine breite Beteiligung der Anwohner im Prozess. Während der einmonatigen Sperrung wird es regelmäßig Aktionen im gesperrten Bereich geben. (Bastian Ludwig)
Schon im vergangenen Jahr sollte zur documenta ein Verkehrsversuch im Steinweg unternommen werden, der aber widerrufen wurde.