Kita-Streit in Kassel ist gelöst: Einzelhändler können bleiben
Seit September lief im Kasseler Stadtteil Kirchditmold ein Streit um die geplante Eröffnung einer neuen Kita an der Zentgrafenstraße. Nun ist er gelöst und die Einzelhändler können bleiben.
Kassel/Kirchditmold – Nach den ursprünglichen Plänen des Vermieters und des Betreibers sollten drei Einzelhändler für die Betreuungseinrichtung ihre Geschäftsräume aufgeben. Dagegen hatte sich Widerstand aus dem Stadtteil Kirchditmold und vom Ortsbeirat geregt.
Eine Initiative sammelte 2200 Unterschriften für den Verbleib der Geschäfte. Nun wurde am Runden Tisch eine Lösung gefunden. Nach dieser wird es genug Platz für die viergruppige Kita geben und gleichzeitig können die Geschäfte bleiben.
Den Runden Tisch hatte die Stadt Kassel initiiert, nachdem sich die Fronten verhärtet hatten. In mehreren Runden kamen Vertreter des Vermieters Coco Real aus Süddeutschland, des Kita-Trägers AKGG, des Ortsbeirats, des mit dem Umbau beauftragten Architekturbüros Sprengwerk sowie der Stadt Kassel zusammen.

Nach dem erarbeiteten Kompromiss können die Zentgrafen Buchhandlung und der Second-Hand-Laden für Kindermode „Piepmatz“ in ihren Geschäftsräumen bleiben. Die Kita wird sich nach Auskunft der Stadt und der Ortsvorsteherin Elisabeth König künftig über eine schon seit Jahren leer stehende Bankfiliale, den benachbarten ehemaligen Bioladen sowie das erste Obergeschoss erstrecken. Der Betreiber des Bioladens hatte angesichts der ursprünglichen Pläne für die Kasseler Kita die Kündigung des Vermieters im vergangenen Jahr hingenommen und war mit dem „Heidehof Bauernmarkt“ ausgezogen.
Für Kasseler Einzelhändlerin kommt Lösung zu spät
Bei der Zentgrafen Buchhandlung ist die Erleichterung groß. Eigentümerin Sibylle Walz ist zwar derzeit im Urlaub, lässt über ihre Kollegin aber ausrichten, dass sie froh über die Lösung ist.
Aus Sicht von Anke Hoven-Steinhäuser vom Kindermodeladen „Piepmatz“ kommt die Einigung etwas zu spät. Wegen der monatelang unklaren Lage habe sie sich einen anderen Job suchen müssen. Sie will nun aber ihr Geschäft zunächst bis zum Sommer an drei Nachmittagen – Dienstag, Donnerstag und Samstag – in der Woche weiter öffnen. „Ich hatte eigentlich schon meinen Räumungsverkauf gestartet, weil ich keine Perspektive hatte. Nun habe ich die Schließung aber erst mal verschoben“, sagt Hoven-Steinhäuser.
Ortsvorsteherin König ist mit dem Ergebnis zufrieden. Die Ladenzeile werde erhalten. „Die Lösung ist nur zustande gekommen, weil sich Coco Real und AKGG bewegt haben. Dazu haben aber auch viele Kirchditmolder ihren Beitrag geleistet“, so König. Sie gehe davon aus, dass die Kita-Pläne im April im Ortsbeirat vorgestellt werden.
Bevor die weiteren Umbauarbeiten an der Zentgrafenstraße starten könnten, müssten nun zunächst AKGG und Coco Real entsprechende Verträge schließen, teilt die Stadt mit. Wie bei allen Kita-Projekten von freien Trägern leiste die Stadt einen Investitionskostenzuschuss für die Bauarbeiten. Haushaltsmittel stünden dafür bereit. Ein entsprechender Beschluss der Stadtverordneten werde aktuell vorbereitet.
Kassel/Kirchditmold: Kita und Unternehmen willkommen
Stadtbaurat Christof Nolda und Jugenddezernentin Nicole Maisch (beide Grüne) sprechen von einer einvernehmlichen Lösung, die zeige, dass Kita und Unternehmen im Stadtteil willkommen sind. AKGG und Coco Real hätten bei den Gesprächen ein „hohes Maß an Flexibilität“ gezeigt. Zudem passe die gefundene Lösung in das erarbeitete Stadtteilentwicklungskonzept für Kirchditmold. Dessen Ziel ist vor allem die Stärkung des Ortskerns.
Nach Auskunft des AKGG wird die Kita nun erst Anfang 2024 eröffnen können. Zunächst müsse auch der Bereich in der ehemaligen Bankfiliale nochmals baulich angepasst werden, der bereits umgebaut wurde.
Erst im Frühjahr 2024 könnten nach jetzigem Stand alle vier Kita-Gruppen mit insgesamt 80 bis 100 Betreuungsplätzen an der Zentgrafenstraße 132 ihre Arbeit aufnehmen, sagt Claudia Baer vom AKGG. (Bastian Ludwig)