Schüler der Grundschule im Kasseler Stadtteil Kirchditmold sollen in einer Gaststätte zu Mittag essen? Für die Schulgemeinde unzumutbar - doch für unseren Kommentator eine vergebene Chance.
Kinder beim Mittagessen an Kneipentischen eines Vereinheims, den Zigarettenautomaten und die Schnapsflaschen hinter der Theke immer im Blick. So etwas geht gar nicht, sagt die Schulgemeinde der Grundschule Kirchditmold. Aber war das Angebot des Schulverwaltungsamts wirklich so empörend und pädagogisch unvertretbar, wie es Eltern und Lehrer darstellen?
Wohl kaum. Ein Blick ins Internet genügt, um zu sehen, dass es anderswo tatsächlich Kooperationen zwischen Schulen und Gaststätten gibt, um eine fehlende Mensa zu ersetzen. Beispielsweise berichtete die Südwest-Presse schon vor vier Jahren über fröhliche Kinder, die sich in Göppingen von der Pächterin der Pizzeria eines Sportlerheims mit gesundem Essen bewirten ließen.
Schwierige Situationen erfordern unkonventionelle Lösungen. Und eine solche wäre hier nötig gewesen. Da wurde eine Chance vergeben. Denn die Realität an unseren Kasseler Schulen sieht eher trist aus. Viele Millionen Euro werden für Sanierungsarbeiten gebraucht. Da dürfte das Geld für den Bau von Mensen bald knapp werden. Für die Grundschule Kirchditmold könnte es jetzt bitter werden. Die Einführung des Ganztagsbetriebs rückt wohl in weite Ferne. Und schon jetzt – so ist zu hören – entscheidet sich eine Reihe von berufstätigen Eltern dafür, ihr Kind an der Ernst-Leinius-Schule anzumelden. Die hat nämlich schon ein ganztägiges Angebot.