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Riedwiesensiedlung in Kassel soll zu energetischem Vorzeigequartier werden

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Von: Bastian Ludwig

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Steht unter Ensembleschutz: Die 100 Jahre alte Riedwiesensiedlung in Kirchditmold besteht aus 101 Häusern, die aufgrund ihrer markanten Spitzdächer sofort ins Auge fallen.
Steht unter Ensembleschutz: Die 100 Jahre alte Riedwiesensiedlung in Kirchditmold besteht aus 101 Häusern, die aufgrund ihrer markanten Spitzdächer sofort ins Auge fallen. © Erbbau-Genossenschaft Kassel

Die Riedwiesensiedlung ist eine architektonische Besonderheit in Kassel. Künftig sollen die Häuser möglichst ohne Brennstoffe versorgt werden.

Kassel – Die Kirchditmolder Riedwiesensiedlung gehört zu den architektonischen Schätzen der Stadt Kassel. Nicht umsonst steht die vor genau 100 Jahren errichtete Siedlung mit ihren markanten Spitzdächern unter Ensembleschutz. Doch was so hübsch aussieht, ist unter energetischen Gesichtspunkten eine große Herausforderung – zumal der Denkmalschutz bauliche Eingriffe beschränkt.

Nun erhält die Erbbau-Genossenschaft Kassel, der die Siedlung gehört, 100.000 Euro von Bund und Land. Mit dem Geld soll für die 101 Ein-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser ein Sanierungskonzept erstellt werden, um die Häuser künftig möglichst ohne fossile Brennstoffe zu versorgen.

Es ist noch ein weiter Weg bis zur klimaneutralen Siedlung. Daran ließen auch Marcus Wilhelm und Judith Boczkowski vom Vorstand der Genossenschaft keinen Zweifel. Doch mit dem Geld von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) könne nun das Fundament für das energetische Großprojekt gelegt werden. „90 Prozent der Kosten werden gefördert. Das ist eine Spitzenförderung. Ziel ist es zu schauen, wie in einer überschaubaren Siedlung die Zukunft gestaltet werden kann“, sagt Wilhelm.

Begleitet wird das Vorhaben von der Kasseler Klima und Energieeffizienz Agentur (Keea) und dem Bauprojektentwickler NH Projektstadt. Im ersten Schritt geht es darum, den Gebäudebestand zu analysieren und energetische Schwachstellen ausfindig zu machen. Dazu zählen beispielsweise die großen Spitzdächer. „Der Vorteil ist, dass sich alle Häuser ähnlich sind. Sanierungskonzepte lassen sich einfach übertragen“, erläutert Wilhelm.

Bislang werden fast alle 178 Wohnungen in der Siedlung noch mit Gas versorgt. Künftig sollen etwa Wärmepumpen und weitere Alternativen an ihre Stelle treten. So sind bereits erste Pellet-Heizungen installiert worden.

Wollen eine ökologische Siedlung: Von links Ulrich Türk (NH Projektstadt), Vorstand Erbbau-Genossenschaft Marcus Wilhelm, Armin Raatz (Agentur Keea) und Vorstandsmitglied Judith Boczkowski.
Wollen eine ökologische Siedlung: Von links Ulrich Türk (NH Projektstadt), Vorstand Erbbau-Genossenschaft Marcus Wilhelm, Armin Raatz (Agentur Keea) und Vorstandsmitglied Judith Boczkowski. © Bastian Ludwig

Zudem bieten sich die großen Dachflächen – viele mit Südausrichtung – für Photovoltaikanlagen an. Eine erste Modellanlage wird demnächst installiert. Die Abstimmung mit dem Denkmalschutz läuft. Zumindest die von der Straßenseite abgewandten Dachflächen kämen für eine Installation infrage, sagt Wilhelm.

Weil die Fassaden aufgrund des Denkmalschutzes kaum verändert werden dürfen, denken die Planer vor allem über Dämmungen der obersten Geschossdecke und des Kellers nach. Weitere Energieeinsparungen ließen sich über neue Fenster erzielen, so Wilhelm. „Aber es ist uns klar, dass wir niemals Nullenergiehäuser haben werden“, sagt Wilhelm.

Während das Konzept von der KfW gefördert wird und auch ein Management zur Umsetzung der Ziele ebenfalls gefördert werden kann, ist der größte Posten noch eine große Unbekannte: die Finanzierung der Baukosten. „Wir sind verpflichtet, günstiges und gutes Wohnen zu ermöglichen. Das heißt, die Maßnahmen müssen finanzierbar bleiben“, sagt Boczkowski. Ein starker Anstieg der Miete komme nicht infrage, wohl aber eine Einbindung der etwa 400 Bewohner bei Sanierungsarbeiten. Zu diesen zählen unter anderem Heizungsbauer, Energieberater und Architekten.

Bis Ende des Jahres soll das Quartierskonzept erstellt und anschließend präsentiert werden.

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