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„Eltern haben Fotos von toten Ratten gemacht“: Ärger in Kassel um verwahrlosten Müllplatz

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Von: Bastian Ludwig

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Ihnen stinkt es gewaltig: Hauseigentümer Halit Eker und Julia Gries von der Kindertagespflege Klabauterlinge auf dem Müllplatz hinter ihrem Haus, der aber zum Nachbarhaus gehört.
Ihnen stinkt es gewaltig: Hauseigentümer Halit Eker und Julia Gries von der Kindertagespflege Klabauterlinge auf dem Müllplatz hinter ihrem Haus, der aber zum Nachbarhaus gehört. © Bastian Ludwig

Immer wieder liegt Müll von einer Pizzeria und einer Eisdiele unmittelbar hinter einem anderen Wohnhaus. Doch niemand fühlt sich zuständig, das Problem zu lösen.

Kirchditmold - Den Anwohnern und der Kindertagespflege Klabauterlinge an der Teichstraße 43 stinkt es seit Jahren gewaltig. Grund dafür ist ein Müllsammelplatz, der sich unmittelbar hinter ihrem Haus befindet, aber zum deutlich weiter entfernten Nachbarhaus gehört.

Auf dem Müllplatz würden seit mindestens zwei Jahren regelmäßig Dutzende Müllsäcke neben den Containern gestapelt, was insbesondere in der warmen Jahreszeit nicht nur für unangenehme Gerüche sorge, sondern auch Ratten und Ungeziefer anziehe. Alle direkten Klärungsversuche sind bislang gescheitert.

Müllproblem in Kassel: „Eltern haben schon Fotos von toten Ratten gemacht“

Halit Eker, seit 22 Jahren Eigentümer des Hauses Teichstraße 43, weiß nicht mehr weiter. Nachdem direkte Gespräche mit dem Eigentümer des Nachbarhauses und den dortigen Mietern – unter anderem einer Pizzeria und einer Eisdiele – nicht zum Ziel geführt hätten, habe er sich an die Stadtreiniger und das Ordnungsamt gewandt. Dort habe man abgewiegelt. „Man sagte mir, es handele sich um ein Privatgrundstück, auf das man nicht ohne Weiteres Zugriff habe“, erzählt Eker.

Auch die Kindertagespflege und die Eltern der dort betreuten Kinder hatten trotz Fotodokumentation der Situation keinen Erfolg bei den Behörden. „Eltern haben schon Fotos von toten Ratten gemacht, die am Müllplatz gefunden wurden“, sagt Julia Gries von der Kindertagespflege. Das Ordnungsamt habe aufgrund der Beschwerden aber nicht für eine Lösung gesorgt. Weil sich die Fenster der Kita nur wenige Meter neben dem Müllberg befinden, sei die Geruchsbelastung im Sommer enorm. Zudem seien die Ratten ein Gesundheitsrisiko.

Übersät mit Müllsäcken: der Müllplatz von einem der Balkone des betroffenen Hauses Teichstraße 43.
Übersät mit Müllsäcken: der Müllplatz von einem der Balkone des betroffenen Hauses Teichstraße 43. © privat

Müllproblem in Kassel: Eigentümer weist Problem von sich

Halit Eker stört auch, dass die meisten in der Nachbarschaft ihn für den Verantwortlichen des verwahrlosten Müllplatzes halten würden. „Der Platz grenzt unmittelbar an mein Haus. Viele denken: Das ist ja klar, das Haus gehört einem Ausländer. Kein Wunder, dass es dort so aussieht.“ Direkte Gespräche mit dem Eigentümer des Nachbarhauses seien nicht möglich. „Der blockt alles ab“, sagt Eker. Als sich die HNA vergangene Woche vor Ort ein Bild von der Situation machte, lagen wieder etliche Müllsäcke mit Speiseresten und Einweggeschirr neben den Tonnen. Das Kuriose: Die unverschlossene Restmülltonne der Gastronomie war leer. „Die machen sich nicht die Mühe, die Säcke in die Tonnen zu werfen“, klagt Gries. Eker erzählt, dass er dies regelmäßig für die Nachbarn erledige.

Auf HNA-Anfrage weist der Eigentümer des Müllplatzes die Verantwortung von sich. Es handele sich um ein Privatgrundstück und nicht um ein öffentliches Grundstück – da habe sich niemand einzumischen. Zudem stünden dort genug Mülltonnen zur Verfügung. Damit habe er seiner Verantwortung genüge getan. Es gebe aber viele in der Nachbarschaft, die ihren Müll illegal auf seinem Müllplatz ablegten. Deshalb habe er Halit Eker auch schon angeboten, an dessen Haus eine Videokamera zu installieren, um die Verantwortlichen zu identifizieren. Dieser habe das abgelehnt. Für Gries ist die Sache eindeutig: „Wir sehen die Mitarbeiter der Pizzeria mit den blauen Säcken dorthin gehen.“ Anhand des im Lokal ausgegebenen Einweggeschirrs für den Straßenverkauf sei erkennbar, wer der Verursacher ist. „Und selbst wenn Fremde dort ihren Müll entsorgen würden, wäre der Eigentümer in der Pflicht, den Platz zu sichern.“

Die Pizzeria reagierte auf eine HNA-Anfrage nicht. (Bastian Ludwig)

Kassel: Das sagen Ordnungsamt und Stadtreiniger zu verwahrlostem Müllplatz

Das sagt das Ordnungsamt: Das Ordnungsamt hat nach Auskunft eines Stadtsprechers den Müllplatz nach Anwohnerbeschwerden im vergangenen Jahr zweimal aufgesucht. In beiden Fällen hätten Müllsäcke neben den Mülltonnen gelegen. Ein Schädlingsbefall habe aber nicht festgestellt werden können. Man habe die Beschwerdeführer darüber aufgeklärt, dass das Ordnungsamt nur eingreifen könne, wenn Müll auf einer öffentlichen Fläche abgelegt werde oder auf einer privaten Fläche ein Schädlingsbefall festgestellt werde. Für die ordnungsgemäße Entsorgung sei der Grundstückseigentümer verantwortlich. Die erneute Beschwerde will das Ordnungsamt zum Anlass nehmen, das Areal erneut auf Rattenbefall zu prüfen. Bei einer Kontrolle des Amtes für Lebensmittelüberwachung Anfang des Jahres seien im Gastronomiebetrieb keine Beanstandungen festgestellt worden. Die Kontrolle habe sich aber nur auf die Innenräume bezogen, nicht auf den Müllplatz.

Das sagen die Stadtreiniger: Eine Sprecherin der Stadtreiniger teilt mit, dass es den Stadtreinigern nicht gestattet sei, Abfallablagerungen auf einem Privatgrundstück zu beseitigen, wenn hierfür kein Auftrag des Grundstückseigentümers vorliegt. Würden Mitarbeiter feststellen, dass Abfallbehälter überfüllt seien, werde der Eigentümer von der Abfallberatung kontaktiert. „Ist das Abfallvolumen offensichtlich nicht ausreichend, muss der Grundstückseigentümer das Abfallvolumen aufstocken“, so die Sprecherin. Dies sei im vorliegenden Fall an der Teichstraße bereits 2022 geschehen. Um Ratten von Abfallbehälterstandplätzen fernzuhalten, dürften Abfälle nicht außerhalb der Tonnen gelagert werden – andernfalls werde der Abfall auch nicht abgefahren. Aufgrund der Beschwerde wollen die Stadtreiniger Kontakt mit dem Eigentümer aufnehmen. 

Auch in einem anderen Stadtteil in Kassel klagen Anwohner über Lärm und Müll.

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