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Kosten für Lollitests belasten Kasseler Kitas – Land finanziert nur zur Hälfte

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Von: Katja Rudolph

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Ein junges Mädchen mit langen dunklen Haaren nimmt ein Wattestäbchen in den Mund.
Wattestäbchen lutschen: Das ist für viele Kita-Kinder angesagt. Die Kosten für die Tests werden den Einrichtungen aber nur anteilig erstattet. © dpa

Die Lollitests sind ein Kosten-Problem für viele Kasseler Kitas: Im Gegensatz zu Schulen finanziert das Land Hessen sie nicht komplett, sondern nur 50 Prozent.

Kassel – Lollilutschen ist mindestens zweimal pro Woche für viele Kasseler Kita-Kinder angesagt: allerdings nicht mit süßen Bonbons, sondern mit Wattestäbchen für Corona-Schnelltests. Doch die Kosten für die Lollitests sind vor allem für die freien Kita-Träger ein Problem. Während für die Schulen das Land Hessen die Coronatests komplett finanziert, erstattet es für Tests in Kitas lediglich 50 Prozent der Kosten.

Für die städtischen Kindertagesstätten, in denen derzeit wöchentlich drei kostenfreie Tests angeboten werden, übernimmt die Stadt den verbleibenden Eigenanteil. Freie Träger hingegen müssen die Hälfte der Testkosten selbst aufbringen. „Vielen Einrichtungen geht finanziell inzwischen die Luft aus“, sagt Antje Proetel von Dakits, dem Dachverband freier Kindertageseinrichtungen in Kassel. Die Dakits-Geschäftsführerin sieht in der Handhabung eine Benachteiligung von freien Trägern. „Das erinnert an den Umgang mit den Elternbeiträgen während der Kitaschließungen im Lockdown“, sagt Proetel. Damals hatte die Stadt zunächst eine Gebührenerstattung nur für städtische Kitas angeboten. Erst nach monatelanger Kritik wurde die Erstattung auf Kinder in freien Kitas ausgeweitet.

Von einem „Zwei-Klassen-System“ bei der Finanzierung der Lollitests spricht auch Dominic Möller. Er ist Leiter der Kita Georg-Wündisch-Haus in Wolfsanger in Trägerschaft der Sozialgruppe Kassel. Seit dem Ende der Sommerferien 2021 bekommen dort die Eltern pro Woche zwei Tests für ihre Kinder ausgehändigt. Seit Anfang des Jahres muss der Träger die Hälfte der Kosten dafür selbst aufbringen – rund 1,50 Euro pro Test. „Da kommt bei 97 Kindern schnell eine beträchtliche Summe zusammen“, sagt Möller. Bis Ende des Jahres hatte der Dachverband Dakits seine Mitgliedseinrichtung mit Tests versorgt, als eine Art „Anschubaktion“, wie Geschäftsführerin Proetel sagt. Dauerhaft könne man dies aber nicht finanzieren. Deshalb habe Dakits die Mitgliedseinrichtungen an einen Dienstleister vermittelt, über den sie Tests zum Preis von drei Euro bestellen können. Aktuell nutzen laut Proetel 29 der insgesamt 37 freien Träger, die Dakits angehören, das Angebot.

„Uns ist es wichtig, den Eltern die Tests kostenfrei zu stellen“, sagt Kita-Leiter Möller aus Wolfsanger. Sonst hänge es vom privaten Geldbeutel ab, ob Kinder getestet würden oder nicht. „Das würde zu sozialer Benachteiligung führen.“ Auf Dauer könne man die Testkosten aber nicht stemmen, so Möller. Zumal bei Infektionsfällen in der Gruppe ab sofort ja täglich getestet werden müsse.

In den 17 evangelischen Kitas in Kassel würden Lollitests für die Kinder derzeit „anlassbezogen“ zur Verfügung gestellt, also im Verdachts- oder Infektionsfall, wie eine Sprecherin des Stadtkirchenkreises mitteilt. Die bislang 26 000 Euro für die Tests müsse man an anderer Stelle einsparen. Der Stadtkirchenkreis würde sich eine volle Kostenerstattung wünschen oder eine Versorgung mit Testkits über die Stadt oder das Land.

Die Stadt Kassel könne die freien Kita-Träger beim Eigenanteil der Testkosten nicht unterstützen, heißt es jedoch auf HNA-Anfrage aus dem Amt für Kindertagesbetreuung. Dazu habe man „weder haushaltsrechtlich noch finanziell die Möglichkeit“. Für die städtischen Kitas werde der 50-prozentige Eigenanteil „durch Einsparungen an anderer Stelle innerhalb des Budgets“ für den Kita-Betrieb finanziert. Für den Zeitraum seit Ende der Sommerferien hat das Amt für Kindertagesbetreuung nach eigenen Angaben insgesamt 80 500 Tests für die städtischen Kitas beschafft. Bei Gesamtkosten von 240 000 Euro entfallen dabei 120 000 Euro auf die Stadt.

Das Land verwies auf Anfrage darauf, dass in Hessen für die Aufgabe der Kinderbetreuung die Kommunen originär zuständig seien. Das Verfahren zur hälftigen Finanzierung der Kita-Tests sei mit den Kommunalen Spitzenverbänden abgestimmt, teilte das Sozialministerium mit: „Es ist Aufgabe der Kommunen, entsprechend der jeweiligen Bedingungen die Finanzierung von Tests unter Zuhilfenahme der Landesmittel sicherzustellen.“ (Katja Rudolph)

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