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Kritik an Ausbauplänen für Kasseler Müllheizkraftwerk: Sorge um die Fulda

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Von: Bastian Ludwig

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Kapazität soll erweitert werden: Das Müllheizkraftwerk Kassel (MHKW) soll ab 2024 für 30 Millionen Euro ausgebaut werden. foto: Andreas Fischer/Skypic
Kapazität soll erweitert werden: Das Müllheizkraftwerk Kassel (MHKW) soll ab 2024 für 30 Millionen Euro ausgebaut werden. foto: Andreas Fischer/Skypic © Andreas Fischer/Skypic

Um künftig mehr Menschen in Kassel mit Fernwärme versorgen zu können, soll das Kasseler Müllheizkraftwerk (MHKW) ab 2024 für 30 Millionen Euro ausgebaut werden. Doch nun gibt es Widerstand gegen die Pläne.

Kassel - Der Kasseler Kreisverband der Naturschutzorganisation BUND hat beim Regierungspräsidium Kassel (RP) Einwendungen gegen die Erweiterung der Verbrennungskapazitäten eingelegt. Dadurch könnte es nun zu Verzögerungen bei dem Bauprojekt kommen.

Der BUND begründet seine Ablehnung mit der Sorge um den Klima- und Artenschutz. So werde die Erweiterung nach den bisherigen Planungen dafür sorgen, dass sich die Fulda durch eine erhöhte Einleitung von Kühlwasser stärker erwärme als bislang. Durch steigende Temperaturen in der Fulda sinke deren Sauerstoffgehalt, was die Fische gefährde. Die Restenergie aus dem Kühlwasser solle besser dafür genutzt werden, sie mittels Großwärmepumpen auch dem Fernwärmenetz zuzuführen.

Anstelle einer Kapazitätserweiterung fordert der BUND eine automatisierte Müllaufbereitung. „Mit der automatisierten Abtrennung der Wertstoffe kann die Verwertung der gewonnenen Stoffe erheblich erhöht werden“, so Stefan Bitsch, Geschäftsführer des BUND. Eine entsprechende Anlage in Köln reduziere die Müllmenge zur Verbrennung erfolgreich.

Zudem moniert der Kasseler BUND „grobe Fehler“ in der Umweltverträglichkeitsprüfung, die von der MHKW Kassel GmbH für die geplante Erweiterung erstellt worden war. So sei beispielsweise nicht nachvollziehbar, dass es trotz einer beabsichtigten Steigerung der Verbrennungsmenge von aktuell 201 000 Tonnen Abfall pro Jahr auf 256 000 Tonnen pro Jahr zu keinem erhöhten Verkehrsaufkommen und mehr Lärm kommen soll. Der Anlieferungsverkehr aus den umliegenden Landkreisen werde sich deutlich erhöhen, ist sich Bitsch sicher.

Die Kapazität des Müllheizkraftwerks soll durch den Ausbau um 20 Prozent steigen. Geplant sind die dafür nötigen Bauarbeiten in den Jahren 2024 bis 2025. Es gehe bei dem Vorhaben auch um die „Sicherung der zukünftigen Auslastung des Kraftwerks“, so eine Sprecherin. Angesichts des absehbar steigenden Fernwärmebedarfs in Kassel – auch ausgelöst durch die Energiekrise und den Krieg in der Ukraine – sei eine „ressourcenschonende thermische Verwertung von Abfällen in Kraft-Wärme-Kopplung“ ein sinnvoller Schritt.

Außerdem komme die MHKW Kassel GmbH mit ihren Erweiterungsplanungen der Nachfrage nach Verbrennungskapazität aus der Region nach. So könne eine regionale Verwertung vor Ort, ohne unnötige Transporte in entfernt gelegene Verbrennungsanlagen, vermieden werden. Durch entsprechende Absprachen mit der regionalen Abfallwirtschaft stünden ausreichende Müllmengen zur Verfügung.

Zu den Einwendungen des BUND will sich die MHKW GmbH nicht vorab öffentlich äußern. Eine Stellungnahme erfolge in dem behördlichen Verfahren. Es sei die Aufgabe des Kasseler Müllheizkraftwerks, nicht mehr sortierfähigen Abfall zu beseitigen. „Eine weitere vorherige Abfalltrennung und Recycling ist nicht unsere Aufgabe. Es ist eine vorgelagerte gesellschaftliche Aufgabe“, so die Sprecherin.

Das MHKW steuert aktuell ein Drittel der in Kassel erzeugten Fernwärme bei – etwa 13 600 Haushalte können damit versorgt werden. Die ganzjährig betriebene Anlage sichert zudem die Grundlastversorgung. Hinzu kommen 80 000 Megawattstunden elektrische Energie im Jahr – das entspricht dem Bedarf von 20 000 Vier-Personen-Haushalten. (Bastian Ludwig)

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