Schauenburg. Gesangvereine fallen aus der Zeit. Nachwuchsmangel haben sie sowieso: Solche Vorurteile hat der Gesangverein Martinhagen am Sonntagabemd vergessen lassen.
Mal feierlich, mal peppig. Mal mit leisen Tönen, dann wieder sehr temperamentvoll. So präsentierten sich die Aktiven ihrem 200-köpfigem Publikum, das vor allem von der Vielseitigkeit des gemischten Chors und der Formation „Crescendo“ unter Leitung von Thorsten Seifert beeindruckt war.
Schon beim Auftakt meisterte der gemischte Chor eine hohe Hürde. Das frühbarocke geistliche Stück „Also hat Gott die Welt geliebt“ von Heinrich Schütz ist anspruchsvoll. Es sei ein schweres Stück Arbeit gewesen, es einzuüben, gestand Dirigent Wolfgang Hartmann. Ihm hatte es der Chor wohl auch zu verdankien, dass er sicher; ohne größere Patzer und mehrstimmig durch alle Höhen und Tiefen der Partitur steuerte.
Der Nachwuchschor Crescendo zeichnete überwiegend für den frischen Wind in Form beliebter Songs aus der Pop- und Musical-Welt verantwortlich. Da bediente der Chor mit dem Lied „XMas“ des (früheren, später ermordeten) Beatles-Star John Lennon und dessen Frau Yoko Ono das Lebensgefühl der jüngeren Generation. Dafür erhielten die Sänger genauso viel Beifall wie für den gefühlvoll gesungenen Gospel „Let me fly“.
Im gemischten Chor singen zwar die alten Fahrensleute des Martinhagener Chorgesangs. Er wirkte aber dennoch kein bisschen antiquiert. Für beste Unterhaltung sorgte er beispielsweise mit dem „Krminaltango“, bei dem Bernhard Knieling - wie auch bei vielen anderen Liedern - den Sängern half, das richtige Tempo zu halten. Sonderapplaus erhielt Heinrich Sälzer für sein gefühlvolles Trompetensolo.
Insgesamt boten die Aktiven kurzweilige Unterhaltung. Und das ist das, was ein Chor abseits aller Tradition heute zum Überleben braucht.
Übungsstunden Gemischter Chor, montags 20 Uhr, Crescendo, alle 14 Tage (gerade Woche) 19.45 Uhr, Gemeinschaftshaus. Info: Martin Sälzer, Tel. 016 24 63 61 17
Von Peter Dilling