Helsa. Bereits zum siebten Mal fand das Gib-und-Nimm-Fest in der Evangelischen Kirchengemeinde in Eschenstruth statt. 150 Besucher kamen ins Gemeindehaus.
Interessierte und Gemeindemitglieder brachten neben Speisen wie Suppe, Salat und Laugengebäck auch vielfältige Kuchen und Torten mit. Im Gib-und-Nimm-Laden im Gemeindehaus konnten Bekleidung, Haushaltsartikel, Spielsachen und Werkzeuge getauscht werden. Abgerundet wurde das Fest durch den Auftritt der Sängerin Cornelia Bardi.
Im Mittelpunkt der jährlichen Veranstaltung stehe das Vertrauen zueinander, das die Gemeinde an diesem Tag feiere, so Pfarrerin Andrea Holler. „Die Menschen haben das Vertrauen, dass Gott für uns sorgt.“
Die Gib-und-Nimm-Idee entstand 2006 nach einem Vortrag von Heidemarie Schwermer in Eschenstruth, die seit 19 Jahren ohne Geld lebt. Ursprünglich wollt die Dortmunderin das Projekt auf ein Jahr begrenzen. „Ich habe gemerkt, dass ich immer weniger Geld brauche.“
Rente wird verschenkt
Heidemarie Schwermer lebt zurzeit bei einer Freundin in Kassel. Ihre monatliche Rente verschenkt sie. Der gelernten Psychotherapeutin geht es darum, dass wieder andere Werte als der schnöde Mammon im Mittelpunkt stehen. „Alle Menschen sind wichtig, und man muss sie nicht funktionalisieren.“ Ihr fast 20-jähriges Leben ohne Geld bereut Heidemarie Schwermer nicht. „Mein Leben ist 1000 Mal schöner als vorher, voller Abenteuer und Überraschungen.“
Beeindruckt von dieser Idee gründete auch Werner Müller vor zehn Jahren einen Gib-und-Nimm-Laden in Stadtilm bei Erfurt (Thüringen), nachdem Heidemarie Schwermer Ende 2004 im dort ansässigen Verein einen Vortrag hielt. „Helfen tut gut“, sagt der Inhaber einer ökologischen Putzfirma. Der gebürtige Schwabe freuT sich über 18 000 Besucher jährlich in seinem Laden. „Bei uns läuft alles ohne Geld.“ Das Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde in Eschenstruth gibt es bereits seit neun Jahren. Die Türen des Gib-und-Nimm-Ladens stehen täglich offen.
Von Johanna Uminski