Kaufungen. Vor über 100 Jahren schon beschafften sich die Kaufunger ihr Baumaterial mit Eimer und Karren aus der „Sandhole" nahe dem heutigen Steinertsee.
Seit 35 Jahren holt sich Dieter Faßhold den gelben „Kasseler Meersand" für seine Baustellen aus der inzwischen zu einem Riesenloch gewachsenen Grube, die mittlerweile rund 20 Hektar Fläche umfasst - und die seit einigen Jahren gleichzeitig wieder rekultiviert wird.
Frank Faßhold, Sohn des Firmengründers und heute Geschäftsführer des Unternehmens, schätzt, dass inzwischen gut eine Million Kubikmeter Sand aus dem Tagebau herausgeholt wurden. Erst kürzlich habe das Bergamt in Bad Hersfeld, eine Außenstelle des Regierungspräsidiums Kassel, einer Erweiterung der Fläche in Richtung Westen zugestimmt, sodass das Vorkommen für weitere zehn bis 15 Jahre reichen werde. Die Verträge mit den privaten Eigentümern und der Gemeinde Kaufungen wurden gerade bis 2028 verlängert.
„Wir brauchen bis zu 15.000 Tonnen im Jahr“, sagt der 50-Jährige. Rekultiviert werde mit dem Aushub der Baustellen, der an den bereits ausgebeuteten Bereichen der Grube wieder eingearbeitet werde. Inzwischen seien so schon wieder gut 700.000 Kubikmeter Boden in den Tagebau zurückgebracht worden. Und inzwischen käme mehr Masse rein als raus.
Besonders wertvoll ist der Quarzsand nicht. Meist verwendet Faßhold ihn im Rohrleitungsbau. Der Geschäftsführer: „Sand schafft Beschäftigung und sorgt so dafür, dass wir Arbeit haben. Ansonsten ist das nur ein geringwertiges Schüttgut.“ Immerhin aber schafft der Abbau auch Platz für den Aushub, der sonst kostenträchtig anderswo abgelagert werden müsste. Und er vermeidet teure Leerfahrten mit den Lastwagen.
Die Rekultivierung der Grube wird nach Faßholds Einschätzung noch etwa 25 Jahre dauern. „Am Ende soll alles so werden, wie es war: Ackerfläche und Forst.“ Die Rekultivierung, die Bepflanzung und die Erneuerung der früheren Wegeparzellen werden vom Bergamt, den Umweltbehörden und der Forstverwaltung begleitet.
Seit die Wege der Lastwagen von und zur Sandgrube geändert wurden, habe es auch keinen Ärger mit den Anwohnern der Transportwege mehr gegeben, freute sich Frank Faßhold. Inzwischen würden 90 Prozent der Lkw-Fahrten über die Kreisstraße zwischen Niederkaufungen und dem Gut Windhausen geführt.
Die Natur schätzt allerdings auch die Sandgrube als Lebensraum: In den Sandwänden nisten Uferschwalben, die Kreuzkröte ist hier heimisch.
Hintergrund: Unternehmen mit 25 Mitarbeitern
Das Kaufunger Unternehmen Faßhold - Sandgrube, Transport, Erd- und Abbrucharbeiten - wurde Anfang der 60er-Jahre von Dieter Faßhold (heute 73) gegründet. Derzeit beschäftigt es 25 Mitarbeiter und wird von Frank Faßhold (50) und seiner Schwester Katja geführt. Der Verwaltungssitz ist seit 20 Jahren das Firmengelände an der Justus-Liebig-Straße in Lohfelden.
Von Thomas Stier