Helsa. Zehn Jahre haben die Dokumentationen von Wilhelm Rippe (1894-1963) unter dem Rathausdach der Gemeinde Helsa geschlummert, bevor sie während einer Archiverweiterung von Mitarbeitern des Geschichtsvereins entdeckt wurden. Ans Licht kam das Lebenswerk eines leidenschaftlichen Sammlers, der sich mehr als 40 Jahre lang intensiv mit der Geschichte und Entwicklungen der Stadt Kassel und auch mit Themen aus Helsa befasst hat.
Wilhelm Rippe, der mit seiner Familie in einem Fachwerkhaus in der Berliner Straße in Helsa lebte, hat akribisch Zeitungsausschnitte, Postkarten, Fotos und mehr gesammelt. All dies, Chroniken und handgeschriebene Straßenverzeichnisse aus Kassel, Protokolle und Kostenvoranschläge der Gemeinde Helsa, hat Rippe in 27 selbst hergestellten Büchern archiviert. Der Geschichtsverein will die Sammlung Rippe im nächsten Jahr in Helsa vorstellen.
„Es ist hochinteressant, dass ein Mensch so hartnäckig am Thema dranbleibt“, sagte Gerd Vogelsang, der den von Wilhelm Rippes Sohn Friedrich zur Verfügung gestellten Nachlass mit seinen Kollegen vom Geschichtsverein gesichtet und inhaltlich zusammengestellt hat. Wilhelm Rippe arbeitete lange als Schriftsetzer in der Waisenhausdruckerei und später beim Bärenreiterverlag in Kassel. Spazierengehen sah man ihn in Helsa nicht, denn nach der Arbeit zog er sich gleich in sein Arbeitszimmer zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Rippe einige Jahre bei der Gemeinde Helsa tätig, wo er unter anderem Lebensmittelkarten ausgegeben hat.
Rippe muss eine große Nähe und Liebe zu Kassel verspürt haben, sagt Gerd Vogelsang. Die Chronik der Residenzstadt Cassel von 800 bis 1958, die Dokumentation über Unglücksprozesse 1927-29 und Kasseler Familiennamen in Straßenschildern belegen es.
Jetzt hat sich die Leiterin des Archivs der Stadt Kassel, Dr. Alexandra Lutz, die Sammlung Rippe persönlich angesehen. „Das ist etwas Besonderes, vor allem für Wilhelm Rippes Heimatgemeinde Helsa und für Besucher, die sich für die jüngere Geschichte interessieren“, sagte die Expertin der HNA. Alexandra Lutz war vor allem angetan von der Postkartensammlung zur 1000-Jahrfeier Kassels und von „Cassels Theaterchronik vom
17. bis 19. Jahrhundert“. Die Archivleiterin empfahl dem Geschichtsverein, vor allem die gut lesbaren Bände über die Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg Schulklassen vorzustellen. KONTAKT HINTERGRUND
Von Hans-Peter Wohlgehagen