Kreis Kassel. Der Wind ist rauer geworden in vielen Kreisverwaltungen. In Göttingen zum Beispiel haben laut HNA-Bericht verbale Bedrohungen und tätliche Übergriffe gegen Mitarbeiter zugenommen. Der Mord am Hamelner Landrat Rüdiger Butte ist für diese Tendenz ein extremes Beispiel, das aufrüttelte.
In der Verwaltung des Landkreises Kassel ist diese Entwicklung auch Thema. Zurzeit wird dort ein neues Telefonwarnsystem für die Mitarbeiter getestet, das 2014 eingesetzt werden soll.
„Beleidigungen und Drohungen kommen zwar vor, sind aber nicht an der Tagesordnung“, sagt Kreispressesprecher Harald Kühlborn zur aktuellen Situation. Konkrete Zahlen über die Häufigkeit gebe es zwar nicht. Trotzdem wolle man das Thema „nicht verharmlosen“. Sicher sei jedoch, „dass es bislang keine Bereiche gab, in denen es zu körperlichen Auseinandersetzungen kam“.
Ins Visier von verbalen Übergriffen geraten laut Kühlborn in Kassel schwerpunktmäßig Mitarbeiter der Kreisverwaltung, die in Bereichen arbeiten, in denen es um sogenannte Transferleistungen geht - zum Beispiel bei Zahlungen vom Sozialamt und dem Jugendamt. Betroffen seien in derartigen Tätigkeitsfeldern 300 der insgesamt 1300 Beschäftigten. Dort klafften, wenn es um die Berechnung von Leistungen gehe, zwischen Mitarbeiter und Empfänger „Anspruch und Wirklichkeit nicht selten auseinander“, erläutert der Kreispressesprecher. „Dann fühlen sich Mitarbeiter schon mal bedroht.“
Bevor eine Situation eskalieren kann, steht den Mitarbeitern der Kreisverwaltung zurzeit schon eine Art Nottaste zur Verfügung. Über eine bestimmte Kombination am Computer können Betroffene, die ja in der Regel allein mit ihrem Klienten im Büro sitzen, Kollegen auf eine sich verschärfende Situation aufmerksam machen, die dann zu Hilfe kommen können.
Getestet wird laut Kühlborn zurzeit auch ein Telefonwarnsystem, welches kommendes Jahr eingeführt werden soll. Wie es konkret funktionieren soll und was es kosten werde, könne noch nicht gesagt werden.
Von Stefan Wewetzer und Diana Surina