Kritik an KVG-Netzreform: Kundgebung vor dem Kasseler Rathaus

Kassel. Das Kasseler Rathaus als Ort für eine Kundgebung hat sich das Bündnis Nahverkehr bewusst ausgesucht. Den Teilnehmern ging es darum, die KVG-Netzreform zu stoppen.
Vertreter von Elternbeiräten und Umweltorganisationen des Bündnisses Nahverkehr befürchten massive Einschnitte in das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs in Kassel. Die Einsparungen müssten zwar durch die Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) umgesetzt werden, die politischen Vorgaben würden aber im Kasseler Rathaus gemacht.
Auf der Rathaustreppe fand deshalb auch am Samstag die Abschlusskundgebung der Demonstration mit etwa 400 Teilnehmern statt. Die hatte vor dem Kulturbahnhof begonnen und beim Zug Richtung Innenstadt für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Eine Woche vor der Kommunalwahl war das ein beabsichtigter Effekt.
Mehrere Redner forderten von der Politik, die geplante Liniennetzreform der KVG zu stoppen. Die wird seit Monaten diskutiert und soll 2017 umgesetzt werden. Erklärtes Ziel der KVG ist es, eine Million Euro jährlich einzusparen. Kritiker bemängeln wesentliche Verschlechterungen zum Beispiel durch die Streichung von Buslinien und Haltestellen. Dabei geht es unter anderem um die Linien 12, 24 und 27, die auch von vielen Schülern genutzt werden. Zu diesem Thema gibt es zwei Eingaben an die Stadtverordnetenversammlung. Darüber soll aber erst nach der Kommunalwahl entschieden werden.
Zu dem Bündnis für Nahverkehr gehören unter anderem die Interessengemeinschaft der Elternbeiräte, der Kreisverband der Lehrergewerkschaft GEW, die Umweltverbände BUND, VCD und Greenpeace unter dem Dach des Umwelthauses, die Naturfreunde Kassel, die Kesselschmiede und der Verein der Taxi- und Minicarfahrer. Sie alle befürchten, dass durch die Netzreform der Autoverkehr und damit die Umweltbelastung zunehmen werden. Kassel brauche einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr. Der müsse zum Beispiel durch weitere Linien nach Waldau und zum Herkules ausgebaut werden.
Für die Umweltorganisation BUND erinnerte Barbara Lehmann an die nach wie vor hohe Belastung der Kasseler Luft durch Feinstaub und andere Schadstoffen. Ein Angebot der Grünen zum Gespräch im Rathaus nach der Veranstaltung habe man angenommen. Redebeiträge von Parteivertretern seien aber nicht erwünscht gewesen. „Unser Engagement ist bewusst überparteilich“, sagt sie.