Künstler Olu Oguibe zum Kasseler Obelisken: Standort nicht verhandelbar

Kassel. Bei der Podiumsdiskussion um den Obelisk auf dem Kasseler Königsplatz drehte sich vieles um den künstlerischen Gehalt des documenta-Kunstwerks. Den wichtigsten Beitrag lieferte mit Olu Oguibe jedoch der Künstler selbst aus der Ferne.
Die Diskussion um den Obelisken auf dem Kasseler Königsplatz solle auf eine sachliche Ebene gehoben werden – das war das Anliegen der Initiatoren des kulturpolitischen Forums am Freitagabend im Stadtteilzentrum Vorderer Westen, zu dem das documenta-Forum gemeinsam mit dem Kulturnetz Kassel eingeladen hatte.
Den wichtigsten Beitrag zur Debatte um den Standort des documenta-Kunstwerks von Olu Oguibe lieferte der Künstler selbst aus der Ferne. Über den Vorsitzenden des documenta-Forums Jörg Sperling kam die Nachricht, dass für Oguibe der Standort Königsplatz nicht verhandelbar sei. Damit erteilte er allen Gedankenspielen um einen alternativen Standort – etwa auf dem Goethestern oder in der Nordstadt – eine deutliche Absage. Weiterhin gehe es Oguibe nur nachrangig um Geld, am wichtigsten sei für ihn die öffentliche Diskussion, die seit dem Ende der documenta um sein Kunstwerk entstanden sei. Der Künstler hatte 600.000 Euro als Preis für den Obelisken aufgerufen.

Um die Frage nach dem finanziellen Wert von Kunst und ob der von Oguibe aufgerufene Preis gerechtfertigt sei oder nicht, machten die geladenen Gäste in der von Dr. Thomas Bündgen (Uni Kassel) moderierten Debatte zwar einen großen Bogen, die angestrebte Sachlichkeit wurde auf dem Podium jedoch gewahrt.

Dechant Harald Fischer von der Katholischen Kirche in Kassel sprach über die religiös-kontextuelle Deutung der Inschrift „Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt“.

Künstler Lutz Freyer referierte über die kunsthistorische Perspektive auf die äußere Beschaffenheit des Betonkunstwerks.

Sozialwissenschaftlerin und d14-Kunstvermittlerin Ayse Gülec betonte die Wichtigkeit des Königsplatzes als Standort für den Obelisken – es handele sich um einen Transitort, an dem sich die Wege der Kasseler kreuzen, weswegen der Obelisk dort ideal positioniert sei.

Dem widersprach der einzige Obelisk-Skeptiker in der Runde, Kunsthistoriker und documenta-Kenner Dr. Harald Kimpel. Ein Obelisk auf dem Königsplatz sei ein Urbild der Unnötigkeit und würde einen ohnehin verhunzten Platz nur noch mehr verhunzen. Darüber hinaus sei ursprünglich geplant gewesen, die Inschrift als Banner am Bahnhof Wilhelmshöhe auszustellen. Da habe aber die Bahn etwas dagegen gehabt, sagte Kimpel.
Letztlich nahm eine Besucherin während der offenen Debatte noch einmal Bezug auf Oguibes Nachricht. Der Obelisk habe etwas erreicht, was es seit Beuys in Kassel nicht mehr gegeben habe: „Eine engagierte Diskussion über ein Kunstwerk.“
Nach Angaben der Stadt liegt der aktuelle Spendenstand bei rund 55.300 Euro. Weiterhin gebe es eine Zusage über 50.000 Euro. Die Spendenaktion läuft noch bis Ende April.
Hinweis: Wer für den Obelisken spenden möchte, kann das Geld auf folgendes Spendenkonto überweisen: Kassel documenta Stadt IBAN: DE16 5205 0353 0000 0110 99, BIC: HELADEF1KAS Spendenzweck: Obelisk sowie der Name des Spenders beziehungsweise der Firma und die genaue Anschrift. Die Spende kann steuerlich abgesetzt werden. Falls es nicht zu einem Ankauf des Obelisken kommt, wird das Geld schließlich an die Spender zurücküberwiesen.