Insgesamt geht die KVG von einer Umsetzungsdauer bis zum Jahr 2058 im Bereich Busverkehr und bis zum Jahr 2063 im Bereich Straßenbahnverkehr aus. Der nun vorgelegte Fahrplan für die vollständige Barrierefreiheit im Kasseler ÖPNV stelle „keinen Sprint, sondern einen Marathon dar“, betonte das Unternehmen. Der ebenerdige Einstieg in die Fahrzeuge biete nicht nur mobilitätseingeschränkten Fahrgästen viele Vorteile. Bei den niederflurigen Bussen und Bahnen erreiche die KVG schon seit Jahren die Quote von 100 Prozent. Um jedoch die gesetzlich vorgeschriebene vollständige Barrierefreiheit zu erfüllen, müsse die KVG – wie andere deutsche ÖPNV-Unternehmen – noch „ein gutes Stück Weg zurücklegen“.
Für den Abbau der Barrieren bei den Bushaltestellen hat die KVG ihr „Regiebuch“ fertig. Damit hat sie nach eigenen Angaben die Frage, welche Bushaltepunkte nach dem novellierten Personenbeförderungsgesetz (PBefG) und nach der dazu gehörenden DIN-Norm bereits ausreichend barrierefrei sind und welche nicht, nun für alle 550 Bushaltepunkte in den 273 Bushaltestellen im Kasseler Stadtgebiet beantwortet.
Wie die KVG ankündigt, sollen demnach alle 172 noch nicht barrierefreien Bushaltepunkte bis zum Jahr 2032 vollständig umgebaut, modernisiert und mit einem Blindenleitsystem ausgestattet werden. In der zweiten Etappe sollen dann fast 300 Bushaltepunkte umgebaut werden, die heute dem Standard „weitreichend barrierefrei“ entsprechen. Dieses Programm, das allein Investitionen von rund 29 Millionen Euro vorsehe, werde etwa 2058 abgeschlossen sein.
Laut Gesetz sei die vollständige Barrierefreiheit auch im Straßenbahnverkehr ein Muss, betont die KVG. Dafür habe man ein gesondertes Konzept entwickelt, weil sich die Vorgaben aufgrund der unterschiedlichen Tram-Modelle nur in zwei Schritten erreichen ließen. Im ersten Schritt sollen ab 2023 mehr als 200 Bahnsteige im Stadtgebiet eine Teilerhöhung erhalten. Im zweiten Schritt sollen etwa ab 2038 die provisorisch erhöhten Bahnsteige für eine dauerhafte Lösung umgebaut werden
79 Millionen Euro und eine Laufzeit von mehr als 40 Jahren: Das von der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) vorgestellte Investitionsprogramm zur Umsetzung der vollständigen Barrierefreiheit im Bus- und Bahnverkehr stellt sowohl finanziell als auch zeitlich eine echte Herausforderung dar. Bis zum Jahr 2058 will die KVG dieses Ziel im Busverkehr und bis 2063 im Straßenbahn-Verkehr erreichen. Ob es dabei bleiben wird, ist abzuwarten.
Konkret sollen die Umbauten in Sachen Barrierefreiheit aber schon bald an einigen Orten im Stadtgebiet werden. Wie die KVG ankündigt, stehen ab Herbst die Arbeiten für die Bushaltestellen Kleiner Holzweg, Hauptfriedhof, Messehallen, Döllbachaue, documenta urbana und Waldemar-Petersen-Straße an. Dabei handele es sich um ein Investitionsvolumen von fast zwei Millionen Euro, wovon Hessen Mobil voraussichtlich 85 Prozent der förderfähigen Kosten übernehmen werde.
Um die Vorgaben des novellierten Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) zu erfüllen, hat die KVG inzwischen alle 550 Bushaltepunkte in den 273 Bushaltestellen im Stadtgebiet unter die Lupe genommen. Im ersten Schritt sollen 172 noch nicht barrierefreie Bushaltepunkte bis 2032 vollständig umgebaut, modernisiert und mit einem Blindenleitsystem ausgestattet werden. Die Ausstattung dieser Haltestellen sowie weiterer Straßenbahnhaltestellen bezuschusse das Hessische Verkehrsministerium mit fast 700 000 Euro bei Gesamtkosten von gut 900 000 Euro, teilte die KVG mit.
In einem zweiten Schritt sollen dann bis zum Jahr 2058 fast 300 Bushaltepunkte umgebaut werden, die heute als „weitreichend barrierefrei“ gelten. Kostenpunkt: rund 29 Millionen Euro. 28 Bushaltepunkte erfüllen laut KVG bereits die Kriterien, müssten also nicht umgebaut werden. 52 Bushaltepunkte sollen nach aktuellem Stand ebenfalls nicht umgebaut werden, weil sie nur selten im Linienverkehr oder nur mit Anrufsammeltaxen (AST) angefahren oder als „Wanderhaltestelle“ von weniger als fünf Fahrgästen pro Tag genutzt würden.
Bei den Straßenbahnen ist für die geforderte vollständige Barrierefreiheit nicht nur der Umbau von Haltestellen, sondern auch der von Fahrzeugen notwendig. Wegen der unterschiedlichen Tram-Modelle ließen sich die Vorgaben bei den Trams nur in zwei Schritten erreichen, betonte die KVG.
Im ersten Schritt erhalten demnach ab 2023 mehr als 200 Bahnsteige in 99 Straßenbahnhaltestellen in Kassel eine Teilerhöhung. Zudem wird an mehr als jeder vierten der etwa 80 Straßenbahnen die Klapprampentür gekürzt, damit sie auf dem Bahnsteig nicht aufsetzt.
Weitere 53 Straßenbahnen erhalten laut KVG je eine oder zwei neue, längere Klapprampen. Hessen Mobil bezuschusse das Bahnsteigprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund 2,4 Millionen Euro mit etwa 80 Prozent. Für den Teilumbau der Fahrzeuge veranschlagt die KVG Kosten von etwa 220 000 Euro.
Im zweiten Schritt, also ab etwa 2038 bis 2063, sollen die provisorisch erhöhten Bahnsteige wieder umgebaut werden, damit der Einstieg an allen Straßenbahntüren in der Regel ohne Klapprampe möglich werde.
Der Spalt zwischen Bahnsteig und Fahrzeug solle ebenfalls weiter reduziert werden. „Möglich werden diese dauerhaften Lösungen, weil die KVG dann bis zu 40 neue Straßenbahnen in ihren Dienst gestellt haben wird“, kündigte das Unternehmen an.
(Andreas Hermann)