Lachsalven aus Kassel in die Welt

Zum Weltlachtag wurde auch auf dem Opernplatz in Kassel das Zwerchfell strapaziert: Anhänger der Lachyoga-Bewegung verbreiteten ansteckende Freude und zuweilen auch Stirnrunzeln bei Passanten.
Kassel – Kann man Kriegsangst und existenzielle Alltagssorgen einfach weglachen? So naiv sind die zwei Dutzend Frohnaturen wohl nicht, die sich am Sonntag zum „Friedenslachen“ anlässlich des Weltlachtages auf dem Opernplatz versammelt haben, Wovon sie aber überzeugt sind: Ausgelassenes Lachen, Kichern, Wiehern und Glucksen per Gruppen-Animation verbindet Menschen und gibt Freude und Energie für die Lebensbewältigung.
Eingeladen hatte der Lachclub Kassel mit dem Credo, dass „Lachen ist gesund“ nicht bloß eine Floskel ist. Jeden Freitag trifft man sich in Kirchditmold, um Zwerchfellen und Lachmuskeln freien Lauf zu lassen. Auch Passanten waren am Sonntag in der Innenstadt eingeladen, sich unter Anleitung der Vorsitzenden Eva Kilian und Vereinsgründer Hermann Bulle spontan den Lachyoga-Übungen anzuschließen.
Lachyoga ist eine weltweite Bewegung, 1998 im indischen Mumbai von dem Arzt Madan Kataria gegründet. Er erfand eine Kombination aus Yoga-Atemtechniken und Lachübungen, nachdem ihm „die Witze ausgegangen“ waren, wie es Eva Kilian beschreibt. Immer am ersten Sonntag im Mai verabreden sich weltweit Menschen zum Lachen, so auch in Kassel.
Schon eine ´Dreiviertelstunde vor dem symbolischen Verbindungstermin um 14 Uhr begann das Warmlachen im Kreis vor dem Spohr-Denkmal – mal mit einem von Bulle eingeklatschten „Ho Ho Ha Ha Ha“, das sich dann ausgelassen steigerte, dann mit einer „Alle-Vögel-fliegen-hoch“-Anfasskette mit schrillem Gegacker, mit lautstark-kindischen Blödel-Neckereien und immer wieder Atemritualen zum Herunterkommen. Oft klang, was da über den Opernplatz schallte, ein wenig auch wie die Laute einer Schimpansenhorde.
Bei den Sonntags-Flaneuren auf der Königsstraße war das natürlich eine Attraktion, die vom stirnrunzelnden Kopfschütteln über mildes Amüsement bis zum spontanen Lächeln reichte. „Cool – ein Lach-Event“, freute sich eine Passantin, nachdem sich ihr nach erster Ratlosigkeit erschlossen hatte, worum es hier ging. Die Sache erinnere sie an ein Schild, das sie mal an der Rezeption einer Arztpraxis gesehen habe: „Bitte lächeln!“ Bei ihr hat der Mechanismus hinter diesem Hinweis offenbar spontan funktioniert, wenngleich sie auch in der Zuschauerinnenrolle blieb. Einzelne andere Zaungäste reihten sich in den Kreis der Frohnaturen ein.
Allmählich rückte der Uhrzeiger auf 14 Uhr. Schnell noch stimmte der Kasseler Lach-Pionier Bulle die Truppe mit einem „tiefen Onkel-Otto“- und einem „schrillen Hexenlachen“ ein auf die weltumspannende Symbol-Aktion, deren Idee es sei, „die positiven Energien zu verstärken.“ Eva Kilian verlas das diesjährige Grußwort vom indischen Lachyoga-Gründer, dann erscholl ausdauerndes, dreiminütiges Gelächter aus dem Herzen Kassels.
Das war’s. Wie fühlt man sich danach? Lachen ist gesund, aber so praktiziert ist es wohl auch nicht anstrengungsfrei. „Hinterher ist man erst mal komplett platt“, sagt Hermann Bulle und lacht – hier ist diese unausrottbare Lokaljournalistenfloskel ausnahmsweise einmal wirklich zutreffend.
Kontakt und Infos zum Lachclub: lachyoga-kassel-nordhessen.de