Nach Auskunft von Stadtbaurat Christof Nolda ist die Großbaustelle mit der documenta abgestimmt worden, um zu verhindern, dass etwa die Torwache von dieser einbezogen wird.
Ehemaliges Gericht in Kassel wird abgerissen: Museum soll im Herbst 2025 öffnen
Nach dem Abriss sollen sich die Arbeiten für die neue Heimat des Tapetenmuseums anschließen. Zunächst stünden aufwendige Gründungsarbeiten an, so eine Sprecherin des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH). Nachdem der Zeitplan mehrfach verschoben wurde – zuletzt weil sich das Land vom Schweizer Architekten Harry Gugger getrennt hat – soll das Museum nun im Herbst 2025 öffnen.
Obwohl der Sieger des Architekturwettbewerbs nicht mehr im Boot ist, soll dessen Siegerentwurf umgesetzt werden. Neuer Planer ist ein Büro aus der Rhön. Neben dem Museumsneubau wird auch die nördliche Torwache saniert. „Zurzeit wird die Ausführungsplanung erstellt, erste Gewerke wurden bereits ausgeschrieben, und weitere Veröffentlichungen stehen in Kürze an“, so die LBIH-Sprecherin weiter.
Das 1923 in Kassel gegründete Deutsche Tapetenmuseum war bis 2008 im Hessischen Landesmuseum zu finden. Als dieses umgebaut wurde, musste die aus 23 000 Tapeten bestehende, einzigartige Sammlung ins Archiv wandern.
Ein Rückblick: Pläne für Neubau des Museums in Kassel gibt es seit 13 Jahren
Als im November 2008 die Türen des Deutschen Tapetenmuseums geschlossen wurden, hätte wohl niemand gedacht, dass die einzigartige Sammlung des Hauses so lange heimatlos bleiben würde. Es folgte ein jahrelanger Streit um den richtigen Standort und ein schier ewiger Planungsprozess. Durch die Baupreissteigerungen in der Zwischenzeit haben sich die kalkulierten Kosten von 11,5 Millionen Euro (2010) auf aktuell 29 Millionen Euro fast verdreifacht. Ein Blick zurück.
2008: Mit Beginn der mehr als sieben Jahre dauernden Sanierung des Hessischen Landesmuseums hatte auch das Tapetenmuseum, das sich bis dahin unter dem gleichen Dach befand, keine Heimat mehr. Es war von Anfang an klar, dass es nach der Umgestaltung des Landesmuseums dort auch keinen Platz mehr haben würde. Beide Häuser gehören zur Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK). Also gingen Land und Stadt auf die Suche nach einem neuen Standort. Beide prüften, ob Grimmwelt und Tapetenmuseum nicht gemeinsam auf dem Weinberg entstehen könnten.
2009: Erste Bebauungspläne für den Museumspark Weinberg werden erarbeitet. Noch ist unklar, ob Grimmwelt und Tapetenmuseum in zwei getrennten Gebäuden untergebracht werden sollen oder in einem.
2010: Das Land stellt detaillierte Pläne für das Tapetenmuseum auf dem Weinberg vor. 11,5 Millionen Euro soll es kosten. Ende 2010 wird durch ein Gutachten geklärt, dass es zwei getrennte Gebäude geben soll. Das Tapetenmuseum soll neben dem Elisabeth-Krankenhaus gebaut werden und 2013 eröffnen.
2012: Die damalige Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann (heute Justizministerin), nimmt Abstand von den Plänen, das Tapetenmuseum auf dem Weinberg zu realisieren. Sie will den VGH-Standort am Brüder-Grimm-Platz für das Museum freimachen.
2013: Stadt und Land diskutieren weiter über den richtigen Standort.
2014: Der neue Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, hält den Weinberg wieder für denkbar.
2016: Die Entscheidung für den Standort des VGH fällt. Dabei soll eine Rolle gespielt haben, dass das Baufeld auf dem Weinberg zu klein war für benötigte Depotflächen.
2017: Die Planung beginnt. Ein Architektenwettbewerb für das Museum, das künftig „Deutsches Tapetenmuseum – Museum für Raumkunst“ heißen soll, läuft. Ende des Jahres wird mit dem Schweizer Architekten Harry Gugger der Sieger präsentiert. Er hatte sich gegen 26 andere Büros durchgesetzt.
2018: Der Steuerzahlerbund kritisiert die Baukostensteigerung von 11,5 auf zunächst 24 Millionen Euro. Das Land verschiebt den Baustart auf „frühestens 2021“.
2019: Es wird bekannt, dass das Land sich vom Architekten Harry Gugger getrennt hat. Zu den Gründen schweigen sich beide Seiten aus. Das Land will dennoch an dessen Konzept festhalten und sucht nun einen neuen Planer, der die Entwürfe umsetzt.
2021: Das Land teilt mit, dass der Abriss des VGH bevorsteht und mit dem Büro Sturm und Wartzeck aus Dipperz (Rhön) ein neuer Planer im Boot ist. Im Mai 2025 soll der Neubau fertig sein. Es folgt der Einzug der Sammlung und die Einrichtung. Eröffnung ist im Herbst 2025.